Essen. . Vor dem ersten Spiel der Deutschen Elf gegen Portugal unterhalten sich zwei NRZ-Mitarbeiterinnen über Fußball, Trikots, hübsche Spieler und den möglichen Sieger. Die eine kommt aus Portugal, die andere aus Deutschland.

Ein Spiel, zwei Nationen, zwei weibliche Fans – da geht es längst nicht nur um Fußball. An diesem Samstag trifft Deutschland in seinem ersten EM-Spiel auf Portugal. Na, wenn das kein Grund zum Streiten ist. Zwei junge NRZ-Mitarbeiterinnen haben es getan. Carmen Melo ist in Portugal geboren und aufgewachsen, ihr Herz schlägt für die Selecção. Meike Baars schaut jedes Deutschlandspiel – schließlich kommt sie von hier. Beide sind überzeugt: Dieses Jahr holen WIR den Titel.

Meike Baars: Was sehe ich denn da? Deine Mütze war ja schon im Sonderangebot. Wenn das kein schlechtes Zeichen ist ...

Carmen Melo: Ach Quatsch. Ist doch toll, wenn ich für die schönere Ausstattung den kleineren Preis bezahlen muss. Unsere Trikots strahlen all das aus, was unsere Mannschaft ausmacht: Angriffslust, Leidenschaft und Spaß am Fußball. Da könnt ihr mit euren faden Schwarz-weiß- Hemden nicht mithalten.

Meike: Wichtig ist ohnehin, was drinsteckt – die inneren Werte, sozusagen. Und da liegen wir ziemlich weit vorne. International spielende Topstars, das jüngste Team der gesamten EM. Und alle sind sie heiß auf den Titel.

Carmen: Aber es gibt nur einen Ronaldo. Und den haben wir! Von den deutschen Spielern kennt man im Ausland vielleicht einen – und das ist Michael Ballack.

Michael Ballack sind Frauen "too dangerous"

Meike: „War“ passt in dem Fall wohl eher. Im Kader ist Ballack schon lange nicht mehr. Was ist denn mit Podolski, Özil oder Klose?

Carmen: Die kennt doch kaum einer. Ballack habe ich mal in einem Londoner Club getroffen. Netter Typ. Beweisen kann ich das aber leider nicht. Fotos macht der Michael nur mit Männern. Frauen seien ihm „too dangerous“ (zu gefährlich), hat er gesagt.

Maike Baars (li.) und Carmen Melo fiebern mit ihren Teams. (Foto: Marc Albers)
Maike Baars (li.) und Carmen Melo fiebern mit ihren Teams. (Foto: Marc Albers)

Meike: Du versuchst doch abzulenken. Die Frage ist ja, was ein Ronaldo ausrichten kann, wenn zehn andere Portugiesen nicht mithalten können.

Carmen: Ronaldo ist nicht nur der begnadetste Spieler, er ist auch der schönste Mann im ganzen Turnier. Obwohl – Coentrão und Viana sind auch ziemlich heiß.

Meike Baars: Jetzt muss ich nicht nur deinen Fußballsachverstand, sondern auch noch deinen Männergeschmack anzweifeln. Schau dir mal das deutsche Team genauer an.

Carmen (unterbricht): Das sind doch blonde Bubis. Mit denen kann ich nichts anfangen. Portugisiesche Männer haben viel mehr Temperament und Charme.

Mario und Mats - knackige Reservespieler

Meike: Mario Gomez oder Mats Hummels: Die sind doch wohl knackig – und dunkle Haare haben sie auch. Das einzig Ärgerliche: Vermutlich wird man nicht allzu viel von ihnen zu sehen bekommen. Sie sitzen auf der Reservebank.

Carmen: Wenn wir euch rauskicken, könnt ihr meinetwegen die Trostmedaille für die schönste Bankbesetzung haben. Aber, mal im Ernst. Portugal hat es dieses Mal einfach verdient. Wir haben noch nie einen Titel geholt. 2004 sind wir bei der EM im eigenen Land ausgerechnet am Nobody Griechenland gescheitert. Im Finale! Wie das passieren konnte, ist mir bis heute ein Rätsel. Peinlich war das. Aber 2012 wird unsere EM.

Meike: Aus Mitleid hat noch keiner den Pokal gewonnen. Deutschland bekommt sein Sommermärchen, das wird Portugal nicht verhindern. Vor vier Jahren waren wir im Viertelfinale eure Endstation. Sorry, wenn es dieses Mal noch früher vorbei ist.

Carmen: Schade, dass ich zum Turnier noch nicht in Portugal bin. Die Stimmung bei uns ist der Wahnsinn. Absolut jeder schaut sich die Spiele an, alle sind draußen, alle jubeln mit. Man kann sich hierzulande nicht vorstellen, wie laut das ist.

Meike: Und wenn ihr verliert?

Carmen: Tja, dann ist es mucksmäuschenstill und die Tränen fließen – nicht nur bei Frauen. Selbst die härtesten Typen heulen dann Rotz und Wasser. Einen einzigen Vorteil hätte es allerdings für mich, wenn Deutschland gewinnt: Ich könnte mich am Montag in die Redaktion trauen.