Essen. . Spielautomatenbetreiber machen ordentlich Kasse. Davon profitiert auch die Stadt. Weil die Bundesregierung in Berlin die Suchtgefahren sieht, soll das Spiel stark eingeschränkt werden. Essen drohen dadurch hohe Einnahmeverluste.

Spielautomatenbetreiber machen ordentlich Kasse. Davon profitiert auch die Stadt. Weil Berlin die Suchtgefahren sieht, soll das Spiel stark eingeschränkt werden. Essen drohen dadurch hohe Einnahmeverluste.

Dem Zockerparadies droht Ungemach. Noch bis zu ihrer Sommerpause möchte die Bundesregierung eine neue Verordnung erlassen, die das Automatenspiel drastisch einschränkt. Eine Reaktion auf den aktuellen Suchtbericht. Demnach stecken immer mehr Jugendliche ihr Taschengeld in die Schlitze der Daddelkästen. Und Essen ist mit den Dingern ziemlich gut bestückt: Mit 2125 Geldspielautomaten machen Spielhallenbetreiber und Gastronomen Kasse. Ein Reibach, von dem auch die Stadt profitiert. Allein im vergangenen Jahr spülten die Spielautomaten rund 6,3 Millionen Euro Vergnügungssteuer in die Stadtkasse.

Automaten sollen verschwinden

Die Bundesregierung möchte jetzt aber suchtpräventiv durchgreifen und das allgemeine Geklingel deutlich einschränken. Die Ankündigung brachte schon zu Beginn des Jahres die Branche in Bewegung. Jetzt kommt Zug in die Sache: Viele Automaten sollen gleich ganz verschwinden. Gastronomen sollen ihre Anzahl von maximal drei auf zwei senken, in den Spielhallen sollen künftig nur noch zwölf Maschinen erlaubt sein. Es ist ein deutliches Signal, mit dem das Wirtschaftsministerium dem Spielomatenwuchs entgegenwirken möchte. Allein in den 135 Kasinos im Stadtgebiet stehen 1370 Geräte. Momentan können Betreiber mit Mehrfachkonzessionen ihren Bestand verdoppeln und gar verdreifachen.

So wie in den Spielothek-Filialen der Gauselmann-Gruppe. 96 dieser Kästen blinken und klingeln in den drei Zockerzweigstellen in Altendorf, Innenstadt und Altenessen. Sollte die neue Verordnung wie geplant verabschiedet werden, „müssen wir 60 Automaten abbauen“, sagt Gauselmann-Sprecher Mario Hoffmeister. Nur zwölf Automaten pro Spielothek? „Das lohnt sich nicht mehr für uns“, sagt Hoffmeister und sieht dunkle Wolken über das Spieleparadies aufziehen: „Wir müssten die Filialen dichtmachen.“ Und das, so Hoffmeister, hätte auch Folgen für die Stadt.

3 Millionen Euro an Vergnügungssteuer

Als Lobbyist muss er das sagen. Den Kämmerer macht er damit aber noch nicht nervös. „Ich warte erstmal ab“, sagt Lars Martin Klieve entspannt. Wenn Hoffmeisters Schwarzmalerei jedoch wirklich zutreffen sollte, müsste der Kämmerer den Plänen der Bundesregierung zumindest skeptisch gegenüberstehen. In diesem Jahr brachten die Daddelkästen der Stadt immerhin bereits rund 3 Millionen Euro an Vergnügungssteuer ein.

Spielhallen

Der Verband Deutsche Automatenwirtschaft beziffert die Zahl der Unternehmen, die Geräte in Gaststätten aufstellen oder Spielstätten betreiben auf rund 5000. Im 19. Jahrhundert kamen die ersten Spielautomaten auf den Markt. Die Geräte schluckten den Groschen und der Wirt zahlte den Gewinn in Zigarren oder Bier aus.

„Sollte die Verordnung diese Auswirkungen haben, bin ich als Kämmerer nicht glücklich“, so Klieve. Ändern könne er daran aber auch nichts. Sagt er und spielt den Ball zurück an die Spielhallenbetreiber: „Ich glaube, dass es findigen Unternehmern gelingt, innerhalb eines neuen Rechtsrahmens ein lukratives Geschäft weiterhin lukrativ zu halten.“ Eine deutliche Ansage an eine bekanntermaßen empfindliche Branche.

Vier Wochen sind es noch bis zur Sommerpause. Und bis zur neuen Verordnung werden noch viele Münzen in den Daddelkästen verschwinden: Laut einer Studie des Arbeitskreises Glücksspielsucht wurden 2010 allein in Essen rund 30 Millionen Euro verzockt. Die Zahl der Geräte ist dabei weiter gestiegen.