Essen. . Viele Schulen bekommen die Mahlzeiten aus professionellen Großküchen angeliefert. Trotzdem: Ohne das Engagement der Eltern liefe beim Schüleressen an vielen Schulen nichts. Selbst einfache Snacks, so sagen sich engagierte Mütter und Väter, ist immer noch besser als ein Snickers vom Kiosk nebenan.
Geflügel ist Gelb. Fleisch ist Rot. Brot ist Weiß, Gemüse Grün. Das sind die Farben der Brettchen, auf denen die Lebensmittel geschnitten werden dürfen, und da darf nichts vertauscht werden, wegen der Keime. So gesehen sei an dieser Stelle mal scherzeshalber die Frage erlaubt: Lässt die Lebensmittel-Hygiene-Verordnung eigentlich Leute in Großküchen zu, die ein bisschen farbenblind sind?
Wie auch immer. Der strengen Regeln gibt es viele. „Wir haben auch einen separaten Gemüse-Kühlschrank“, sagt Andrea Goschnick vom Förderkreis des Mädchengymnasiums Borbeck. Der Verein unterstützt die schuleigene Großküche maßgeblich. Elf Mütter helfen ehrenamtlich, sechs Mini-Jobberinnen und -Jobber werden beschäftigt. „Ohne so viele Angestellte“, sagt Andrea Goschnick, „könnten wir das hier nicht leisten.“
Mädchen müssen Hauswirtschaft lernen
„Das hier“: Ist ein schuleigener, veritabler Vollzeit-Verpflegungsbetrieb. Ab 9 Uhr gibt es frische Brötchen, mittags gegen halb zwei frisch gekochte Mittagessen für rund 90 Schülerinnen, und nochmal 180 Mädchen bedienen sich an der Snack-Theke, die Pizzaecken, Teigrollen mit Gemüse (Wraps) und anderes bereithält. Alles: Selbst gekocht, gebacken, zubereitet.
Wie lernt man die ehrenamtliche Arbeit in einer Schulküche? „Da bietet die Verbraucherzentrale Fortbildungen an“, sagt Andrea Goschnick, die gelernte Kauffrau ist und die Bilanzen der Küche im Auge hat. Und wenn, wie in diesem Fall, gelernte Hauswirtschafterinnen mit an Bord sind, die sich über die richtigen Gerichte den Kopf zerbrechen, vereinfacht das die Sache etwas.
Das Mädchen-Gymnasium in Borbeck ist eine der wenigen weiterführenden Schulen in der Stadt, die eine richtige, eigene Küche hat. 1967, als die Schule gegründet wurde, war man der Meinung, Mädchen müssten Hauswirtschaft lernen. Das kommt der Schule jetzt zugute, denn die meisten anderen haben Ausgabestationen, in der fertiges, angeliefertes Essen warm gehalten und ausgeteilt wird. Einige dieser Schulen kooperieren mit Gastro-Betrieben aus dem Stadtteil, andere verlassen sich auf die städtische Großküche des kommunalen Tochterunternehmens RGE. Die RGE beliefert mehr als 40 Kindergärten und Schulen täglich. „Ohne engagierte Eltern“, sagt Christian Poncin, der Leiter der RGE-Gastronomie, „haben auch wir ein Problem.“
Graupensuppe ist nicht angesagt
Denn mit warmem Mittagessen ist es ja nicht getan. Die Einrichtung von Ausgabeküchen an 14 weiterführenden Schulen in Essen, vor drei Jahren vom Land mit rund fünf Millionen Euro unterstützt, hat Snack-Bars, die mehrheitlich von Eltern betrieben werden, nicht überflüssig gemacht.
So wie die Schülerinnen in Borbeck wählen können zwischen vollwertigen, warmen Mahlzeiten und schnellem Finger-Food, so ist es fast überall: Die einfachen Snacks, die man mit der Hand essen kann, haben sich vielerorts deutlich durchgesetzt. „Mit Graupensuppe“, sagt Andrea Goschnick, „brauchen Sie heute keinem zu kommen.“
Und die einfachen Snacks, die Fleischkäse-Brötchen, die Vollwertkuchen, die Käsestangen – die werden nirgendwo angeliefert. Die werden weiterhin überall von Eltern erdacht, gebacken, gekocht - und am Ende auch verkauft. Denn das, so sagen sich engagierte Mütter und Väter, ist immer noch besser als ein Snickers vom Kiosk nebenan. Oder das „Schüler-Menü“ von McDonald’s, das tatsächlich in einigen Restaurants angeboten wird, die in der Nähe von Schulen liegen. Und wie kriegt man gesunde Gerichte unters Schülervolk? “Nicht zu viele, fremde Gewürze“, empfiehlt man in der Schulküche des Mädchengymnasiums Borbeck. Und Farben im Essen, die den Kindern wenig vertrauenserweckend erscheinen, weitgehend eliminieren. Also: Schälen Sie Auberginen.