Essen. . Fünf Millionen Euro wurde in Ausgabeküchen in Schulen investiert. Doch die Nachfrage nach warmem Mittagessen hält sich in Grenzen.
Für 2,25 Euro bekommt man in der Schul-Mensa einen Teller Nudeln mit Bolognesesoße plus Möhrensalat. Fürs gleiche Geld würde man aber auch sieben „Kinder Country“-Riegel am Kiosk vor dem Schulgelände bekommen. Die machen ja auch irgendwie satt. Und das ist das Problem.
Das Turbo-Abi verkürzt die Schulzeit an den Gymnasien, die einzelnen Tage sind deshalb länger geworden. Fünf Millionen Euro wurden deshalb zuletzt an den Essener Schulen investiert. Klassenzimmer wurden zu Ausgabe-Küchen umgebaut. Ohne Herd, dafür mit Warmhaltegeräten. Für richtige Küchen war zu wenig Geld da. In Rüttenscheid wird sogar eine ganz neue Zentralmensa gleich für drei Schulen gebaut, nach den Sommerferien soll sie fertig sein, Kosten: knapp 900 000 Euro. 450 Schüler können dann pro Tag mit Essen versorgt werden, das fertig angeliefert wird.
Einer der größten Essens-Lieferanten ist die städtische Service-Gesellschaft RGE mit Zentralküche im Rathaus. Sie liefert täglich etwa 1500 bis 2000 Essen an 32 Schulen und Kindergärten. Das sind im Schnitt zwischen 47 und 62 Essen pro Tag und Einrichtung. Und das, obwohl die großen Gesamtschulen darunter sind, die so gut wie alle jeweils mehr als 1000 Schüler haben.
Schüler stehen auf Pommes, Pizza, Currywurst und Döner
Wenn sich der Stundenplan ändert, oder wenn auch Snacks wie Frikadellenbrötchen verkauft werden, oder wenn Pommesbuden in direkter Nachbarschaft liegen, dann führe das direkt zu weniger verkauften Essen, berichtet Christian Poncin, Gastronomie-Leiter der RGE. Wenn es nach den Schülern ginge, würde es täglich Pommes, Pizza, Currywurst und Döner geben müssen, aber: „Unsere Speisepläne sind nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gestaltet.“ Also gab es am Montag Nudeln Bolognese, am Dienstag Kartoffeltaschen, am Mittwoch Hähnchenkeule mit Reis und Erbsen, am Donnerstag Seelachs und am Freitag Möhrengemüse.
Schulen, die andere Speiselieferanten haben, machen ähnliche Erfahrungen: „Die Kinder essen lieber Snacks. Warme Gerichte, vor allem solche gut bürgerlicher Art, sind wenig gefragt“, sagt Matthias Rink, Leiter des Grashof-Gymnasiums. Die Schule bezieht ihr Essen derzeit testweise aus der Kantine der Karstadt-Hauptverwaltung; man sei bislang „sehr zufrieden“. Aber: „Mehr als 20 oder 30 warme Essen am Tag“, sagt Rink, „verkaufen wir selten.“ Beliebter seien gefüllte Teigrollen (Wraps), Salate, Pizzaecken. „Und die machen wir alle selbst.“
Mütter in Borbeck kochen täglich frisch
Glücklich können sich solche Schulen schätzen, die richtige Küchen haben, in denen gekocht wird – am Mädchengymnasium Borbeck zum Beispiel. Eine Mädchenschule, fand man 1967 bei der Einweihung, müsse Hauswirtschaftsunterricht anbieten. Also baute man eine Küche ein. Mütter kochen täglich frisch. Immerhin: 50 bis 60 warme Essen, schätzt Schulleiterin Elisabeth Gemein, gehen täglich mindestens weg. „Manchmal sind es auch 130.“
„Die Unterstufenschüler essen noch warm, bei den Älteren ebbt es langsam ab“, berichtet Patrick Rodeck vom Gymnasium Nord-Ost. Gegenüber liegt ein Mc Donald’s. Die Nähe ist verführerisch. Die Restaurants in Altenessen und am Porscheplatz haben längst reagiert: Das „Schüler Menü“ mit kleinem Getränk, Burger und kleiner Pommes kostet 4,09 Euro.