Essen. Bewerbung schreiben, Existenz sichern, Job finden: Dabei unterstützen fünf unabhängige Beratungsstellen für Erwerbslose. 2700 suchten Hilfe.
Bewerbungen schreiben, Unterlagen fürs Jobcenter ausfüllen oder sich qualifizieren: Wer dabei Hilfe braucht, bekommt sie in fünf unabhängigen Beratungsstellen. 2700 Essener haben sich im Vorjahr an diese gewandt.
Die Diakonie (Neue Arbeit in Altendorf, Katernberg, Mitte, Ost), die Arbeit und Bildung Essen GmbH sowie der Verein Die Spinnen haben die Anlaufstellen eingerichtet. Jetzt stellten sie ihre Bilanz für 2011 vor. Dabei war die Förderung – jährlich 50 000 Euro pro Beratungsstelle – vom Land und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, 2008 eingestellt worden.
"Berater leisten wichtige Beziehungsarbeit"
Wegen der Fallmanager im Jobcenter wurde sie für nicht mehr notwendig befunden, erklärt Dezernent Peter Renzel. Aus seiner Sicht eine Fehlentscheidung: „Die Berater leisten wichtige Beziehungsarbeit“. Als Schnittstelle zwischen der Leistungsbehörde und den Kunden, denn das Verhältnis sei nicht immer einfach. Die Berater können helfen, dass Vertrauen zu den Mitarbeitern im Jobcenter wachse. Dort sind 27 500 Erwerbsfähige gemeldet.
In die unabhängigen Beratungsstellen kamen vor allem 40- und 50-Jährige, 72 Prozent waren Hartz-IV-Empfänger. Vielen müssen sie Mut machen, sagt Doris Walecki von der Arbeit und Bildung. Sie haben mit Menschen zu tun, die im Schnitt seit mehr als sieben Jahren ohne Job seien, die aus gewerblich-technischen Bereichen kommen und zum Beispiel als Maler, Lackierer oder Schlosser gearbeitet haben. Manche haben Ausbildungen, die „nicht mehr verwertbar sind“. Nicht jeden können sie einfach „auf den Dienstleistungssektor umorientieren.“
Ansprechpartner für alle Sorgen und Nöte
Es gibt aber auch andere Branchen, in denen Fachkräfte fehlen, sagt Carsten Kupzick von der Regionalagentur MEO: Dazu zählen Elektro-Sektor, Gesundheitswesen, Informatik-Bereich, Naturwissenschaften sowie das Metall erzeugende und bearbeitende Gewerbe. Viele Ratsuchende haben aber keine Ausbildung, sagt Horst Roller (Neue Arbeit Katernberg). Er hilft ihnen bei der Stellensuche, überprüft Bescheide, informiert über angemessene Mieten. Einige Arbeitslose kennt er seit Jahren. „Wir sind Ansprechpartner für alle Sorgen und Nöte.“
Wird die Ausbildung aus dem Ausland anerkannt? Wo kann ich mich qualifizieren? Um solche Fragen kümmert sich auch Olga Wenzel (Neue Arbeit Altendorf). 1600 Menschen, die in die Beratungsstellen kamen, hatten Migrationshintergrund. 1900 kamen zur Erstberatung, 1600 Ratsuchende waren Frauen.
Für die gibt es eigens eine Anlaufstelle in Altenessen: den Verein Die Spinnen. Die Frauen, die dorthin kommen, beschreibt Simone Kaczinski als sehr motiviert aber gleichzeitig unsicher. Beruflich kämen sie aus allen Bereichen wie dem kaufmännischen, pflegerischen oder erzieherischen, darunter viele Akademikerinnen. 42 Prozent seien Alleinerziehende, die sich über Kinderbetreuung und Teilzeit informieren.
Für die Förderung gibt es Zusagen
Wie viele der Menschen, die die Beratungsstellen aufsuchen, tatsächlich Erfolge verbuchen, darüber sagt die Statistik nichts. Die Berater schon, denn für sie ist es ein Erfolg, „wenn die Frauen in der Lage sind rauszugehen und mit gestärkten Selbstwertgefühl die Jobsuche beginnen“, sagt Simone Kupczik. Manchmal gebe es Rückmeldungen oder sie haken nach. Als Erfolg werten sie, wenn jemand nicht wiederkommt, weil er dann wahrscheinlich Arbeit gefunden hat, sagt Doris Walecki. Olga Wenzel ergänzt, dass auch Hilfe bei der Existenzsicherung ein Erfolg sein kann: „Wenn die Mutter sorgenfrei mit ihren Kinder spazieren gehen kann.“
Die Existenz der Beratungsstellen sehen sowohl Peter Renzel als auch Carsten Kupzick als gesichert: Es gebe Zusagen für die Förderung.