Essen. . Rot-Weiss Essen, Traditionsverein von der Hafenstraße, gibt bald den Anstoß für die „Essener Chancen“. Der gleichnamige Verein setzt sich zum Ziel, Kinder und Jugendliche durch Bildung zu fördern, damit sie im Leben eine Chance haben. Es geht um Bildung, um Integration, um Zukunftschancen.

Es gibt viele Fotos von Otto Rehhagel in unserem Archiv. Ein besonderes ist darunter: Es zeigt den Fußballer, Erfolgstrainer und Europameister aus Heisingen in jungen Jahren als Malergesellen, wie er in Anstreichermontur fahrradfahrend einen Pinsel schwingt. Das Foto wurde 1960 aufgenommen. In jenem Jahr, in dem Otto Rehhagel von TuS Helene zu Rot-Weiss Essen an die Hafenstraße wechselte. Dass Rehhagel am Anfang einer großen Karriere stand, die ihn bis auf den griechischen Fußball-Olymp führen sollte, war damals nicht abzusehen. Und wäre es anders gekommen - Rehhagel hätte es wohl auch als Anstreicher zu etwas gebracht.

Kinder und Jugendliche Fördern

Ohne Ausbildung geht es nicht. So steht das Foto vom Anstreicher, aus dem ein großer Trainer wurde, symbolhaft für ein soziales Projekt, das Rot-Weiss Essen auf den Weg bringt und für das Otto Rehhagel gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten dieser Stadt mit seinem guten Namen einsteht.

„Essener Chancen“ heißt das Projekt und der gleichnamige Verein, der in diesen Tagen gegründet wird. Er setzt sich zum Ziel, Kinder und Jugendliche zu fördern, so dass sie eine Chance bekommen, nicht auf dem Fußballplatz, sondern im Leben. Es geht um Bildung, um Integration, um Zukunftschancen.

Oberbürgermeister Reinhard Paß als Schirmherr

In der kommenden Woche wird Oberbürgermeister Reinhard Paß als Schirmherr den offiziellen Startschuss geben. Zur Mannschaft des Vereins gehören unter anderem Jugend- und Schuldezernent Peter Renzel, Klaus Scharioth, gebürtiger Essener, Botschafter a.D. in den USA und glühender Rot-Weiss-Fan, Helmut Uwe und Petra Rahn, Sohn und Schwiegertochter von RWE-Legende Helmut Rahn, Staatsanwalt Bernd Schmalhausen, auch er ein oft gesehene Gast auf der Stehtribüne an der Hafenstraße, der Schauspieler Henning Baum und Michael Welling, Vorstand von Rot-Weiss Essen.

Mit „Essener Chancen“ greift Welling eine Idee auf, wie sie von den Bundesligisten Hamburger SV und Hertha BSC bereits erfolgreich praktiziert wird. Welling will den Traditionsverein von der Hafenstraße in einer breiten Stadtgesellschaft verankern, und dies nicht nur sportlich. Fußball erfülle eine soziale Funktion. Dafür will der Verein „Essener Chancen“ einstehen, dafür wollen OB Paß und Co. potente Partner und Sponsoren gewinnen. Da auch die Jugendarbeit von Rot-Weiss Essen profitieren soll und so letztlich auch der Verein, schließt sich der Kreis.

"Schule ist auf’m Platz"

Schon in den kommenden Herbstferien steht der Anstoß für das erste Projekt von „Essener Chancen“ an, wenn im Stadion 30 Schüler der 3. Klassen von Grundschulen aus dem Essener Norden eine Woche lang Nachhilfe erhalten. „Schule ist auf’m Platz“ lautet das Motto. Fußball spielt nur eine Nebenrolle.

In den Sommerferien, in den Herbstferien und in den Osterferien wird dies mit denselben 30 Schülern wiederholt. Das Ziel: Die Kinder sollen so den Sprung auf eine höhere Schule schaffen, auf die Gesamtschule oder aufs Gymnasium.

Weitere Projekte wird der Beirat des Vereins jedes Jahr auswählen. Eine Praktikumsbörse könnte ein solches Projekt sein, oder die Unterstützung von Jugendlichen beim Einstieg in den Beruf.

Gegenleistung für Sponsoren

Was möglich ist, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie viel Geld der Verein bei Sponsoren einwerben kann.

In Anspielung an das Gründungsjahr von Rot-Weiss Essen fließen 19,07 Prozent der Mittel in soziale Projekte, 55 Prozent kommen der Jugendförderung von RWE zugute. Der Rest ist so etwas wie eine Aufwandsentschädigung, den frei nach dem Motto „Tue Gutes und rede drüber“, erwarten Sponsoren eine Gegenleistung. Die soll’s geben in Form von Werbung und Dauerkarten fürs neue Stadion.

Ob die Idee zündet? Otto und Beate Rehhagel konnte Michael Welling bei einer Tasse Kaffee bei Overbeck überzeugen. Große Überredungskunst habe es dafür aber nicht bedurft.