Essen. Viele Straßen zwischen Karnap und Kettwig sind in einem beklagenswerten Zustand. Die Stadt will dem Verfall nicht länger zusehen und arbeitet an einem Millionen Euro schweren Straßenerneuerungsprogramm.
Viele Straßen zwischen Karnap und Kettwig sind in einem beklagenswerten Zustand. Die Stadt will dem Verfall nicht länger zusehen und arbeitet an einem Millionen schweren Straßenerneuerungsprogramm. Vorbehaltlich der Zustimmung der Politik sollen die finanziellen Mittel, die heute jedes Jahr in den Straßenbau fließen, mehr als verdoppelt werden - und das auf Jahrzehnte hinaus.
Warum werden nicht mehr Straßen ausgebessert? WAZ-Leser Thomas Günnewig dürfte mit dieser Frage nicht alleine stehen. Tag für Tag „stopfen“ die Reparatur-Kolonnen vom Amt für Straßenbau und Verkehrstechnik etwa 150 Schlaglöcher. Dass es nicht noch mehr sind, sei allein dem milden Winter zu verdanken. Nach dem Eis-Winter 2010/2011 lag die Zahl dreimal so hoch und summierte sich letztlich auf mehr als 5000.
Die meisten Straßen sind älter als 30 Jahre
Mit dem Löcherstopfen ist es allein nicht mehr getan. 85 Prozent der Straßen sind 30 Jahre alt oder älter - so alt, dass sie von Grund auf erneuert werden müssten. Allein: Wer soll das bezahlen?
Jahrzehntelang behalf sich die Stadt, in dem sie nicht mehr tat als das Nötigste. Mit der Folge, dass sich von 2005 bis 2010 ein finanzieller Instandhaltungsbedarf in Höhe von 42 Millionen Euro aufgestaut hat. Der jährliche Erhaltungsaufwand beläuft sich nach Rechnung der Verwaltung auf rund 12 Millionen Euro. Summen, bei denen nicht nur dem Stadtkämmerer schwindelig werden dürfte.
Längst geht es an die Substanz. Alle sechs Jahre machen sie sich im Amt für Straßenbau ein detailliertes Bild über den Zustand es Hauptverkehrsnetzes, das sich auf 340 Straßenkilometer verteilt. Im kommenden Jahr ist es wieder soweit, dann werden die Hauptverkehrsstraßen abgefahren, werden Spurrillen, Risse und Schlaglöcher erfasst. Der Trend seit 2001 ist eindeutig, die Prognose für 2013 verheißt nichts Gutes. Jede zweite Hauptverkehrsstraße dürfte dann in einem solch schlechten Zustand sein, dass sie erneuert werden muss. Bei rund zwölf Prozent ist eine Instandsetzung bereits überfällig. Tendenz steigend.
Verkehr nimmt stetig zu
Die Stadt wird also nicht umhinkommen, in Sachen Straßenunterhaltung das Steuer herumzureißen. Denn der Verkehr nimmt nicht etwa ab, was man angesichts der sinkenden Bevölkerungszahl vermuten könnte, er nimmt zu. 137 000 Pendler fahren täglich nach Essen hinein, 85 000 hinaus; auch diese Zahlen sind in den vergangenen zehn Jahre kontinuierlich gewachsen.
Was nicht für die finanziellen Mittel gilt, die die Stadt pro Jahr für die Instandhaltung ihres Straßennetzes in den Haushalt einstellt. Rund 4,2 Millionen Euro sind im Topf. Das ist eindeutig zu wenig. Und weiteres Konjunkturpaket des Bundes, das im vergangenen Jahr einem Füllhorn gleich zusätzliche 8,6 Millionen Euro für Straßenbau ausschüttete, ist nicht in Sicht.
Noch rechnen sie in der Verwaltung, aber gut und gerne das Doppelte der bisherigen Mittel dürften es am Ende schon sein. Im Frühjahr sollen in den Fachausschüssen des Stadtrates konkrete Zahlen auf den Tisch kommen. Für die politischen Entscheidungsträger heißt das: Sie müssen Farbe bekennen und sich festlegen, welche Investitionen in andere Projekte hinten anstehen müssen, damit es im Straßenbau voran geht.