Essen. .

Eine ausgebaute A44 belastet die Ruhrallee nicht zusätzlich mit Verkehr, besagt ein neues Gutachten. Damit liefert es Zündstoff für die Diskussion um den Tunnelbau - er könnte Entlastung bringen.

Die politische Meinungsfindung über Sinn und Unsinn eines Ruhralleetunnels erinnert an den täglichen Stau an der Oberfläche: Es geht nur im Schritttempo voran. Nun liefert eine neues Verkehrsprognose Zündstoff für die Debatte. Das Ergebnis liest sich im Kern so: Ja, ein Tunnel würde die Ruhrallee entlasten. Doch der Verkehr würde auch ohne Tunnel nicht zunehmen, obwohl die A44 in absehbarer Zeit von Düsseldorf nach Essen führt.

Das von der Stadt beauftragte Ingenieurbüro Helmert hat diese Prognose für das Jahr 2020 auf Grundlage einer Verkehrsuntersuchung gestern dem Stadtplanungsausschuss vorgelegt. Das Ergebnis überrascht. Stellt es doch die Argumentation des Landesbetrieb Straßen NRW quasi auf den Kopf. Dieser hatte die Notwendigkeit eines Tunnelbaus stets auch damit begründet, dass durch den Ausbau der A44 zusätzlicher Verkehr nach Essen und damit auf die Ruhrallee fließt. Ja, spätestens im Jahr 2017, wenn die Lücke zwischen Velbert und Ratingen geschlossen wird, drohe auf der Ruhrallee der Verkehrskollaps.

Eine Milliarde Euro für die Autobahnprojekte

Und nun? Alles Panikmache? Alles halb so wild? Eine erste Reaktion von Seiten der SPD lautete im Planungsausschuss sinngemäß so: Dann können wir uns den teuren Spaß ja sparen! Straßen NRW kalkuliert für beide Autobahnprojekte schließlich vorsichtig mit Kosten von etwa eine Milliarde Euro. 265 Millionen Euro soll allein der Ruhralleetunnel kosten - im günstigsten Fall. Das ist viel Geld, weshalb hinter dem Projekt ein dickes Fragezeichen steht.

Mit der nun vorliegenden Prognose dürfte das Fragezeichen aus Sicht der Kritiker noch etwas dicker gezeichnet werden. Errechnet Helmert für die Ruhrallee doch trotz der A44 sogar einen leichten Rückgang der Verkehrsbelastung um 900 Fahrzeuge pro Tag auf 56.500 Kfz. Denn das Ingenieurbüro erwartet dass Verkehrsteilnehmer aus Heisingen, Byfang und Überruhr künftig auf direktem Weg Richtung Düsseldorf fahren und nicht mehr wie heute den Umweg über die Ruhrallee und die A52 nehmen müssen. Für die Ruhrallee bedeutete dies nach wie vor Stillstand. Da gibt es kein Vertun.

Entlastung von Stau, Lärm und Abgasen

Einig sind sich Helmert und Straßen NRW darin, dass ein Tunnel die Ruhrallee und deren Anwohner erheblich von Stau, Lärm und Abgasen entlasten würde - in Zahlen um 25.000 Fahrzeuge pro Tag und damit fast um die Hälfte des heutigen Verkehrsaufkommens. 45.000 Fahrzeuge würden laut Prognose im Ruhralleetunnel verschwinden, weitere 13.000, sollte auch die Westfalenstraße an die Röhre angeschlossen werden. Eine Variante, die Straßen NRW aufgrund höhere Kosten in Höhe von 57 Millionen Euro allerdings nicht favorisiert. Der Anschluss zur A40 bliebe in jedem Fall ein Engpass.

„Lokale Effekte“ durch den Tunnel, also weniger Verkehr, prognostiziert Helmert auch für andere innerstädtische Straßen, allerdings nur im Süden. Anders beim Ausbau der A52 im Norden, auch da sind sich die Gutachter einig. 65 Prozent des Autobahnverkehrs würden laut Helmert das innerstädtische Straßennetz entlasten.