Essen. .
Der „Gladbecker Kompromiss“, der den Weg für den Ausbau der B 224 zur A 52 zwischen den Autobahnkreuzen Essen-Nord und Gladbeck freimachen dürfte, führt die Karnaper Ratsherren Guido Reil (SPD) und Jörg Uhlenbruch (CDU) zu einer Großen Koalition zusammen. Die beiden Ortspolitiker fürchten, dass die Verkehrsbelastung in Karnap, aber auch in Altenessen drastisch zunehmen wird, sollte der nördliche Ast der A 52 gebaut werden. „Die Karawane zieht dann hier durch“, warnt Guido Reil.
Heute schon ist die B 224 durch den Berufsverkehr überlastet. Noch entzerren diverse Ampeln auf der Strecke den Verkehr. Doch schon durch den ersten Bauabschnitt der neuen Autobahn bei Karnap dürfte sich der Druck vor allem auf die Gladbecker Straße (B 224) deutlich erhöhen. Verkehrsplaner beim Landesbetrieb Straßen NRW rechnen mit täglich 64 000 Fahrzeugen. Viele Autofahrer werden dann versuchen, den Stau zu umfahren, in dem sie über Karnap ausweichen, warnen die beiden Politiker. Vor allem den Anwohnern der Arenbergstraße, aber auch von Nebenstraßen, drohe eine noch höhere Belastung durch Abgase und Lärm. „Wer sich auskennt, fährt über Schleichwege“, weiß Jörg Uhlenbruch.
Während der CDU-Ratsherr die Forderung seiner Partei nach einem Ausbau der A 52 auch durch das Essener Stadtgebiet bis zum Autobahnkreuz Essen-Ost bestätigt sieht, ist sein Pendant von der SPD nachdenklich geworden. Er könne persönlich gut damit leben, bliebe es beim Status Quo, so Guido Reil. „Aber wenn man eine Autobahn baut, dann baut man sie ganz oder gar nicht.“
Der Baustart ist für 2019 avisiert
Reil will nicht ausschließen, dass seine Partei noch einmal darüber nachdenken wird, wie sie zum A 52-Ausbau steht. Auf dem Parteitag im vergangenen Jahr hatte sich die SPD zu einem „Jein“ durchgerungen, nachdem Parteichef Dieter Hilser vergebens versucht hatte, seine Partei für einen Ausstieg zu gewinnen. Zwar hat die Landesregierung die Ausbaupläne auf Eis gelegt. Für den nördlichen Teilabschnitt zwischen Karnap und Gladbeck ließ Düsseldorf jedoch ein Hintertürchen für einen Kompromiss offen. Der scheint gefunden – in Form eines 1500 Meter langen Tunnels für 112 Millionen Euro. Wird dieser gebaut, will die Stadt Gladbeck ihren Widerstand gegen die A 52 aufgeben. Der Baustart ist für 2019 avisiert, die Bauarbeiten bei Karnap sollen bereits in zwei Jahren beginnen.
Dass in Gladbeck auch die Grünen den Kompromiss mittragen, sorgt parteiintern für Ärger. In einem offenen Brief fordern die Bottroper und Essener Grünen ihre Gladbecker Parteikollegen auf, sich gegen die Ausbaupläne zu positionieren. „Das kleine Stück A 52-Tunnel in Gladbeck wird erkauft zu Lasten der Städte Essen und Bottrop, die durch die A 52 mit deutlich mehr Durchgangsverkehr, mehr Schadstoffen und Lärm belastet werden sollen.“ Der Weiterbau der Autobahn sei ein „grundverkehrtes Signal“ und konterkariere eine ökologischere Verkehrspolitik in der Region.
Die Gladbecker Grünen reagierten zurückhaltend auf die Forderung. Der Tunnel biete eine einmalige Chance, die Trennung der Stadt aufzuheben und die betroffenen Anlieger an der B224 von Lärm und Abgasen zu entlasten.