Gladbeck/Essen. Der Beschluss der Landesregierung, die A 52 im Raum Gladbeck weiterzubauen erhöht erheblich den Druck auf Essen. Denn nun werden in absehbarer Zeit von Süden und von Norden voll ausgebaute Autobahnen in das dafür nicht ausgebaute innerstädtische Essener Straßennetz eingestöpselt.
Die Nachbarstadt Essen blickt seit dem 19. Dezember mit einer gewissen Verblüffung auf Gladbeck. Nachdem hier ganz konkrete Pläne für einen künftigen A-52-Ausbau vorgestellt wurden, sind sich Gegner und Befürworter des Autobahn-Baus in Essen einig: Der Beschluss der Landesregierung, die A 52 im Raum Gladbeck weiterzubauen (falls die Gladbecker Bürger im Frühjahr zustimmen), erhöht erheblich den Druck auf Essen.
Denn nun werden in absehbarer Zeit von Süden und von Norden voll ausgebaute Autobahnen in das dafür nicht ausgebaute innerstädtische Essener Straßennetz eingestöpselt. Der Essener CDU-Fraktionschef Thomas Kufen hält vor diesem Hintergrund eine neue Diskussion um die Durchstreckung der A 52 auf Essener Gebiet für zwingend: „Die CDU steht ohne Wenn und Aber zum Lückenschluss“, sagt Kufen, der an die SPD appelliert, ihre „Wackelposition“ aufzugeben. „Ich mache mir in dieser Hinsicht große Sorgen“, so Kufen. Wenn die SPD kippe, gebe es in Essen eine Mehrheit gegen die A 52.
Planungsgelder gestrichen
Rätsel gibt der Essener CDU unterdessen das Land NRW auf. Noch Ende September 2011 wurden die Planungsgelder für den Lückenschluss in Essen und für den Ruhrallee-Tunnel gestrichen, nun treibt NRW-Landesverkehrsminister Harry K. Voigtsberger den Ausbau zwischen dem A 42-Kreuz Essen-Nord und Gladbeck voran. „Das ist widersinnig“, schimpft der Altenessener CDU-Ratsherr Uwe Kutzner. Die A-52-Pläne in Essen zu stoppen, „das Problem aber andererseits mit einer neuen Autobahn bis zur Stadtgrenze zu verschärfen“ sei schlicht „inkonsequent“. Ähnlich beurteilt auch die FDP die Folgen der aktuellen Gladbecker Entwicklung: „Wer den Verkehr nach Essen führt, muss ihn auch durch die Stadt bringen“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Horst Janke - und zwar mit einem Weiterbau der A 52 bis zur bestehenden A-52-Trasse nach Düsseldorf im südlichen Essener Stadtgebiet.
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Der Druck steigt
Dass der Druck steigt, sehen bekanntlich auch die Gegner des Ausbaus so - sie ziehen nur andere Schlüsse. Das Netzwerk der Bürgerinitiativen „Keine neue Transit-Autobahn“ hält einen A-52-Ausbau grundsätzlich für falsch. Der Verkehr würde vor allem Bottrop und den Essener Norden „über das bisherige, längst übervolle Maß hinaus stärker mit Lärm und Schadstoffen belasten“. Die Initiativen streben daher - wie berichtet - in Gladbeck (auch im Rahmen des Ratsbürgerentscheids) das Kippen dieser Pläne an.
Die Essener Grünen hätten es für vernünftig gehalten, die betroffenen Städte in der Region zunächst gemeinsam an einen Tisch zu holen. Der Schlüssel liegt für die Grünen in der Nachbarstadt nun bei der Essener SPD: „Die SPD muss sich endlich mal entscheiden, ist sie für oder gegen die A 52.“
Der Essener SPD-Fraktionsgeschäftsführer Roman Brüx verweist auf das Frühjahr 2012, wenn die dortige Stadtverwaltung darlegen will, welche Bau-Möglichkeiten es überhaupt auf Essener Gebiet gebe. „Danach werden wir entscheiden.“ Auch die Essener SPD sieht Anlass, dem Land mit Blick auf Gladbeck kritische Fragen zu stellen.
Schallschutzwände in Sicht
Die SPD in Bottrop begrüßte unterdessen bereits in der Vorwoche die neuen Gladbecker A-52-Perspektiven. Die kilometerlangen Staus und die damit verbundenen Wartezeiten morgens und abends auf der B 224 würden durch den nun absehbaren kreuzungsfreien Ausbau zur A 52 erheblich vermindert. Zudem bekämen die direkt an die Trasse angrenzenden Wohngebiete die Chance, angemessene Schallschutzwände zu erhalten.
Parteiübergreifende Erleichterung herrscht in der Nachbarstadt Gelsenkirchen nach der Vorstellung der A-52-Pläne am 19. Dezember, denn nun, so betont etwa die CDU in Gelsenkirchen, seien die Pläne für eine Umgehung durch die Heege vom Tisch: „Die Bürger in Schaffrath erhalten die Gewissheit, dass es eine Umfahrung durch die Heege nicht geben wird.“