Essen. . Die meisten seltsamen Geschichten aus der studentischen Selbstverwaltung in Essen starten oder enden im KKC. Seit 2004 hat die Uni-Leitung ein ernsthaftes Interesse daran, der Kneipe ein professionelles Management angedeihen zu lassen. Jetzt könnte es so weit sein.

Es ist kein neues Phänomen, dass die studentische Selbstverwaltung (AStA) zuletzt nur noch mit Skandalgeschichten von sich reden gemacht hat, mit Nachrichten über staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, mit Gerüchten über Vetternwirtschaft und Selbstbereicherung. Ohne irgendwen in Schutz nehmen wollen: Es war alles schon viel schlimmer.

Es gab mal einen Gastronomen, der vom AStA beauftragt wurde, das KKC zu managen, das studentisch verwaltete Kunst- und Kulturcafé im Keller der Uni, und der Gastronom nutzte die schummrige Atmosphäre des Ladens, um minderjährige Mädchen, die für ihn Handzettel ausgetragen hatten, erst betrunken zu machen und dann zu befingern.

Im März 2007 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt. Dabei war er, der erfahrene Gastronom, eingesetzt worden, weil bereits zuvor ein riesiger Schuldenberg aufgetürmt worden war, es gab sechsstellige Minus-Beträge, viel zu teure Popkonzerte, geklaute Kassen, eine zwischenzeitliche Zwangsschließung und fingierte Einbrüche.

Das Studentenwerk Essen-Duisburg hat das KKC gekauft

Die meisten seltsamen Geschichten aus der studentischen Selbstverwaltung starten oder enden im KKC. Seit 2004 hat die Uni-Leitung ein ernsthaftes Interesse daran, der Kneipe ein professionelles Management angedeihen zu lassen. Jetzt, sage und schreibe acht Jahre später, könnte es so weit sein.

Das Studentenwerk Essen-Duisburg hat das KKC gekauft. Der frühere AStA-Vize Jan Bauer und der Ex-Finanzreferent Boris Schön veräußerten die Gastronomie im Januar an das Studentenwerk, das insgesamt sieben Mensen in Duisburg und Essen betreibt. Das war quasi Schöns und Bauers letzte Amtshandlung, denn Bauer wurde abgewählt und Schön von der Uni-Leitung in einem ziemlich einmaligen Vorgang abgesetzt. Man kann den Verkaufsvorgang als Versuch werten, irgendwelche Spuren zu beseitigen. Denn der Geschäftsführer der Betreiber-GmbH, die jetzt offiziell dem Studentenwerk gehört, hieß bis zuletzt: Boris Schön.

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Von Studenten ausgesprochen kritisch beobachtet

Wie auch immer. Im KKC kostet der Kaffee 80 Cent und ist durchaus genießbar. Es gibt bonbonbunte Wände und spanisches oder Hamburger Bier. Die Tische haben „deutliche Nutzspuren“, würde man bei Ebay sagen, aber egal, auch das macht den Charme aus. Die gesamte rechte Hälfte des KKCs, der Teil mit Tanzfläche, ist mittlerweile Raucherbereich, es gibt Lounge-Möbel und viel Platz. Geöffnet ist täglich in der Vorlesungszeit von 9 bis 20 Uhr, freitags abends ist “Bierschwemme“ bis 22 Uhr, dann kostet der halbe Liter Pils nur 2,50 Euro. Der AStA veranstaltet hier Parties, die meisten Fachschaften auch.

„Das Studentenwerk“, sagt Jörg Lüken, „hat nicht vor, hier etwas kaputt zu machen.“ Lüken ist Geschäftsführer des Studentenwerks und schätzt das klare Wort. „Wir führen hier durchaus einen Kampf, aber mit offenem Visier.“

Dass sein Tun von den Studenten ausgesprochen kritisch beobachtet wird, nimmt er niemandem persönlich. Denn die Freude über die Veräußerung des KKC ist bei der neuen AStA-Spitze einigermaßen überschaubar. Denn erstens ist der AStA nicht mehr Herr im Haus, und zweitens weiß gerade niemand so recht, ob Schön und Bauer das überhaupt tun durften: das KKC verkaufen.

AStA-Chef Felix Hesse lässt den Kauf juristisch prüfen

„Es gab kein Mandat des Studierendenparlaments für diesen Kauf“, betont Felix Hesse, der neue AStA-Chef. „Deshalb lassen wir den Kauf juristisch und wirtschaftlich prüfen. Falls uns externe Gutachter erklären, der Kaufvertrag ist nicht zulässig, werden wir versuchen, ein Votum des Parlaments einzuholen.“

Und drittens: Es gibt bei einigen durchaus Angst vor einer Kommerzialisierung. „Sie können so ein Geschäft nicht kostendeckend betreiben“, sagt Lüken, verspricht aber: Das KKC werde niemals ein Luxustempel. Es werde aber Veränderungen geben, auch technischer Art, der Betrieb sei brandschutz- und hygienetechnisch nicht gerade auf dem neuesten Stand. Lüken denkt auch darüber nach, Mittags-Snacks einzuführen; der doppelte Abiturjahrgang naht, es würde jeder Platz gebraucht, vor allem mittags. Aber: „Jede Veränderung wird eng mit dem AStA abgestimmt. Wir versuchen das hier gemeinsam.“

Dem stimmt Hesse zu, so weit er derzeit zustimmen kann: Es ist nicht auszuschließen, dass Studentenwerk und AStA dieselben Ziele haben, was das KKC betrifft, aber die Studierendenschaft konnte diese Interessen im Vorfeld leider nicht artikulieren.“