Essen.

Die Universität Duisburg-Essen gilt als die klassische Pendleruni. Die Mehrheit der Studenten nimmt täglich lange Wege in Kauf. AStA-Sprecher Jan Bauer sieht aber Potential für studentisches Leben in Stadt.

In Essen studieren: Ja. Nach Essen ziehen: Nein. „Warum sollte ich hier wohnen? Ich möchte da leben, wo meine Freunde und Familie sind“, sagt Yasemin Aydinli, Studentin an der Uni Duisburg-Essen (UDE). Jeden Tag pendelt sie mit dem Zug zwischen ihrem Wohnort Duisburg und dem Campus Essen.

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Yasemin ist kein Einzelfall. Laut aktueller UDE-Statistik waren vor einem Jahr rund 32 000 Studenten an der Hochschule eingeschrieben – aber nur etwa 10 000 hatten auch in einer der beiden Uni-Städte ihren Wohnsitz.

Die Mehrheit der Studenten nimmt täglich lange Wege in Kauf. Morgens kommen sie aus dem gesamten Ruhrgebiet, dem Rheinland und vom Niederrhein. Abends fahren sie dann wieder zurück. Günstiger und bequemer sei die Unterbringung im „Hotel Mama“, sagen Studenten.

„Die UDE ist eine Pendler-Uni und es mangelt an der nötigen Kreativität, dies zu ändern“, kritisiert Jan Bauer, Sprecher des Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) an der UDE.

Warum die Studenten nicht nach Essen ziehen, liege nicht an der mangelnden Attraktivität Essens als Studentenstadt. Interessante Studentenkneipen, etwa das „KKC“ an der Uni, das „Stadtkind“ unmittelbar gegenüber, das Café „Unit“ im Reckhammerweg oder auch die zahlreichen Angebote in der nördlichen Innenstadt böten Raum für studentisches Leben. Wer richtig feiern wolle, fände unter anderem mit der „Unight“-Partyreihe, die sich speziell an die jungen Nachwuchs-Akademiker richte, ein passendes Angebot.

Doch offensichtlich haben solche Angebote nicht mehr ihren einstigen Stellenwert; das typische Klischee vom Studenten, der voll in seiner Rolle aufgeht, scheint nicht mehr zeitgemäß. Bauer beobachtet, dass viele Studenten in der Uni nur noch eine Art weiterführende Schule sähen und einen schnellen Abschluss anstreben, um möglichst rasch Karriere zu machen.

Günstiger Wohnraum ist vorhanden

Nach drei Jahren hat ein Student seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche. Die Notwendigkeit, für solch einen kurzen Zeitraum eigens umzuziehen, sehen viele nicht. Besonders da man in einer Metropole wie dem Ruhrgebiet mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr schnell von A nach B kommt.

Doch „Pendeln wäre eigentlich überflüssig“, sagt Bauer. Günstiger Wohnraum für Studenten sei ausreichend vorhanden. Die Studenten müssten bei der Suche danach nur eine gewisse Selbstständigkeit an den Tag legen. Die einfachste Lösung (Unterbringung in einem Studentenwohnheim) sei in Essen eher problematisch, da die Einrichtungen in der ganzen Stadt verteilt sind.

Das könnte sich ändern. Denn das Studentenwerk hat jüngst ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück an der Tiegelstraße erworben, um dort, nahe des Campus, ab 2012 ein neues Wohnheim mit 300 Plätzen zu errichten. „Es steht nur noch eine Änderung des Bebauungsplans aus“, sagt Studentenwerks-Sprecherin Petra Karst.

Solche Aussichten können optimistisch stimmen. Insgesamt, sagt Bauer, seien die Voraussetzungen dafür gegeben, dass Essen eines Tages zu einer richtigen Studentenstadt wird. Und das obwohl „in der Vergangenheit architektonisch und stadtplanerisch viele Fehler gemacht wurden“. Jetzt sei der Dialog gefragt: „Alle Akteure müssen an einem Strang ziehen“.

Dies geschieht bereits. „Wir führen regelmäßig intensive Gespräche mit der Stadtverwaltung, und arbeiten daran, dass Uni und Stadt weiter zu­sammenwachsen“, sagt Uni-Sprecherin Ulrike Bohnsack.

Bonuskarten für alle Studenten

Auch der AStA ergreift Initiative. Zum Wintersemester erhalten Studienanfänger erstmals als Willkommensgruß ein Bonusheft, in dem sie Rabatt-Gutscheine von Ge­schäften und Lokalen finden, die ein universitäres Publikum ansprechen. Auch damit sie sich verstärkt mit „ihrer“ Hochschule identifizieren und das Umfeld als Ort des studentischen Lebens wahrnehmen. Voraussichtlich ab Sommer 2011 soll es dann für alle Studenten eine Bonuskarte für Vergünstigungen in teilnehmenden Geschäften geben.

Pendeln werden Yasemin und ihre Kommilitonen wohl dennoch weiterhin.