Essen. In einem beispiellosen Vorgang versucht die Hochschulleitung, den jahrelangen Querelen in der Studentenverwaltung ein Ende zu setzen. Am 25. Januar soll ein Nachfolger von Finanzreferent Boris Schön gewählt werden. Schön schweigt zu den Untreue-Vorwürfen, sein Anwalt sagt, er sei im Urlaub.

Gesucht wird: Borislav Schön, Jahrgang 1976, geboren in Eutin, Ex-Student der Uni Duisburg-Essen. Und da geht das Problem schon los.Schön ist seit April 2010 nicht mehr eingeschrieben. Darf er trotzdem weiterhin das Amt des Finanzreferenten der Studentenvertretung AStA bekleiden? Die Uni meint: Nein. Und wirft ihn in einem beispiellosen Vorgang jetzt aus dem Amt. Am 25. Januar soll ein Nachfolger gewählt werden. Falls sich Schön vorher dagegen wehrt, wovon auszugehen ist, leitet die Uni trotzdem eine offizielle Amtsenthebung ein. Bis heute, Donnerstag, hat Schön offiziell Gelegenheit, „abschließend zum Gesamtkomplex Stellung zu nehmen“, so die Uni in ihrem Schreiben an Schön.

Schön schweigt. Ans Handy geht er nicht. Sein Anwalt sagt, er sei im Urlaub. Ob ein Ex-Student grundsätzlich ein AStA-Amt bekleiden darf, darüber gehen die Meinungen der Juristen auseinander. Das ist aber nicht entscheidend.

Entscheidend ist, dass Schön bis zum Hals im Morast einer dreckigen Geschichte stehen könnte, die wohl schon seit Jahren geht und erst im Sommer 2011 richtig bekannt wurde. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft. Alles dreht sich um den Verdacht, dass beim AStA Ehemalige und Aktive kräftig in die eigene Tasche wirtschaften. So, dass man eigentlich ganz gut davon leben kann. So lange man ein Amt bekleidet. Und nicht durch eine Neuwahl Schluss gemacht wird mit den Verhältnissen, denn dann könnten ja andere drankommen.

Schön ist Ratsherr für die CDU in Duisburg. Als Berufsbezeichnung wird auf der Internetseite der Fraktion „Geschäftsführer“ angegeben. Schön ist seit 2007 Geschäftsführer der „AStA Service GmbH“. Die betreibt das KKC, die Kneipe im Keller der Uni an der Segerothstraße. Es gab wiederholt Vorwürfe, Privatparties seien dort mit öffentlichem Geld finanziert worden. Und umgekehrt: Gewinn aus AStA-Parties sei in die privaten Taschen von Schön und anderen geflossen.

Was Schön sonst so macht, wissen nur Wenige. Es gibt einen Firmeneintrag auf seinen Namen in Duisburg, „Fides Capital GmbH“. Schön betreibt auch eine Homepage, die für ein Feriendomizil an der Ostsee wirbt, „Pension Mira“: „Herrlich erholen in ländlicher Umgebung.“ Leute, die Schön nicht wohlgesonnen sind, und davon gibt es mittlerweile viele, vermuten, dass Schön seine Tourismus-Geschäfte mit dem Geld aus dem AStA mache. Oder es dort, „in ländlicher Umgebung“, reinwaschen lasse. Das sind aber nur böse Gerüchte.</p><p>Fest steht, dass es um ordentliche Summen geht. Jeder Student zahlt pro Semester 13 Euro an den AStA. Macht bei 37300 Studenten derzeit 484 900 Euro pro Semester. Ein Blick in den Haushaltsentwurf 2010/11 des AStA wirft Fragen auf: 118.500 Euro wurden veranschlagt als „Aufwandsentschädigung“ für die Mitglieder der Selbstverwaltung. Hinzu kommen etliche fragwürdige Sonderposten, zum Beispiel: „AStA Kfz“: 10 000 Euro pro Jahr. Angeblich werden regelmäßig Mietwagen gebucht.

Studenten protestieren in Duisburg und Essen

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    Parteien der Opposition im Studentenparlament (StuPa) versuchen seit Monaten, ein Misstrauensvotum gegen Schön zu starten. Doch dieser „hat es bisher erfolgreich geschafft, auf Basis von ,Rechtsgutachten’ sämtliche StuPa-Sitzungen, auf denen seine Abwahl hätte stattfinden können, beanstanden zu lassen.“ Das beklagt die Juso-Hochschulgruppe. Jenseits aller Vorwürfe, die im Raum stehen, sei man unzufrieden mit Schöns Leistungen: „Er legte keinen gültigen Haushaltsentwurf vor“, heißt es, fehle ständig bei Gremiumssitzungen, und die KKC-Umsätze würden nie veröffentlicht.>Der AStA hingegen erklärt, man habe Schön seinerzeit erneut zum Finanzreferenten bestellt, obwohl er nicht mehr eingeschrieben ist, wegen der „unbestreitbaren Sachkompetenz auf dem heiklen Feld der öffentlichen Finanzverwaltung.“ Dass die AStA-Buchführung in Ordnung sei, habe schließlich auch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bestätigt. Angeblich ist das aber die Gesellschaft, die sowieso immer für den AStA arbeitet. Mitglieder des AStA haben im November die Neuwahl des Studentenparlaments gestört und letztendlich faktisch verhindert. Es wurden Tonerkartuschen aus Druckern genommen, am Ende klaute einer sogar eine volle Wahlurne. Immer wurde gesagt, es gebe gravierende Formfehler, die Wahl dürfe deshalb nicht stattfinden.

    Studis reden Klartext

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