Essen. Ein Opfer als Täter. Weil ein Rewe-Angestellter mit den Räubern gemeinsame Sache machte, muss er zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Die beiden Haupttäter verurteilte die VII. Strafkammer zu viereinhalb beziehungsweise vier Jahren Haft wegen schweren Raubes.

Staatsanwalt Thomas Holz hatte die Schuld einen Supermarktmitarbeiter, der an einem Raub auf ein Rewe-Geschäft beteiligt war, sogar höher eingestuft und für ihn dreieinhalb Jahre Gefängnis gefordert. So weit wollte die Kammer aber nicht gehen und blieb um ein Jahr unter seiner Forderung.

Am 24. April vergangenen Jahres waren die beiden Hauptangeklagten - zwei Cousins, 24 und 30 Jahre alt – bewaffnet und maskiert in den Rewe-Markt in der Essener Nordcity gestürmt. Dass sie ausgerechnet um 22.30 das Geschäft überfielen, war kein Zufall. Diese Uhrzeit hatten sie dem Tipp eines Insiders zu verdanken. Denn der 23 Jahre alte Azubi des Geschäftes, im Strafprozess ihr Mitangeklagter, hatte ihnen zum richtigen Zeitpunkt gesagt, wie viele Mitarbeiter im Laden waren, wo die Einnahmen aufbewahrt wurden und wann erwartungsgemäß das meiste Bargeld im Geschäft lag. Anders als seine Rewe-Kollegen dürfte der Azubi deshalb die drohende Haltung der Räuber eher gelassen gesehen haben, als sie in die Geschäftsräume eindrangen.

70.000 Euro erbeutet

Mit der Waffe zwangen sie den Azubi und die übrigen Angestellten, darunter den Filialleiter, den Tresor zu öffnen. Dann waren sie plötzlich um 70.000 Euro reicher. Mit dem Geld flüchteten sie aus dem Gebäude, trafen sich erst später mit ihrem Komplizen.

Die Verteidiger hatten eine milde Freiheitsstrafe wegen Diebstahls gefordert, weil angeblich alle Mitarbeiter Bescheid wussten, es deshalb juristisch kein Raub sei. Dafür gab es aber keinerlei Anhaltspunkte. „Wir hatten Todesangst“, hatte einer der Mitarbeiter die Aussage der Angeklagten als „dreiste Lüge“ empört zurückgewiesen.