Essen. .

Eine 22-Jährige soll Ideengeberin für einen Raubüberfall auf einen Rewe-Supermarkt in Altenessen gewesen sein, in dem sie als Angestellte arbeitete. Vor Gericht beteuerte sie unter Tränen, dass in Wahrheit sie das Opfer ist und gezwungen worden sei.

Drei Monate lang saß die 22-Jährige in U-Haft: Als Ideengeberin für einen Überfall auf den Altenessener Rewe-Supermarkt, in dem sie arbeitete. Am Dienstag brach sie zum Prozessauftakt ihr Schweigen. Unter Tränen beteuerte sie vor dem Landgericht Essen, sie sei wirklich das Opfer gewesen. „Das ist schwer zu verstehen“, wundert sich Richter Rudolf Fink, „da wird man von der Polizei als Täterin vernommen, kommt in U-Haft und schweigt. Da müsste man doch schreien: Ich bin das Opfer!“ Doch die Angeklagte lässt das unkommentiert.

Die Karnaperin war im Herbst 2010 mit einem Gelsenkirchener befreundet, dem Geld fehlte. Laut Anklage entwickelte die 22-Jährige deshalb den Plan, ihren Supermarkt zu überfallen, wenn sie als stellvertretende Filialleiterin über den Tresorschlüssel verfüge. Am 23. Oktober sollte es soweit sein. Ihr Freund brachte noch zwei Komplizen aus Gelsenkirchen mit und zu dritt fuhren sie nach Altenessen in die Bamlerstraße.

Maskiert mit Skimützen und bewaffnet mit Softairpistolen liefen zwei der Männer zum Hintereingang, wo die Angeklagte mit zwei sicherlich nicht eingeweihten Kollegen standen. Die beiden wurden in die Toilette gesperrt, die Angeklagte ging mit ihrem Freund ins Büro, öffnete den Tresor und gab ihm 25 000 Euro.

Unter Tränen ausgesagt

Täterin oder Opfer? „Ich wurde gezwungen, hart angefasst“, weint die 22-Jährige. Ihr Freund habe ihr sogar mit der Pistole auf den Kopf geschlagen. Immer wieder tupft sie sich mit einem Papiertaschentuch die Augen trocken. Die Beziehung zu ihrem Freund malt sie in schrecklichen Farben: „Er drohte, mir das Leben zur Hölle zu machen, wenn ich ihn verlasse. Ich hatte immer Angst.“ Oft habe er gesagt: „Irgendwann komme ich und überfalle deinen Laden.“ Die Tat selbst schildert sie als sehr brutal: „Ich war geschockt.“

Ihr Mitangeklagter ist ein 25-jähriger Gelsenkirchener, der die Räuber zur Tat fuhr. Ihm sei gesagt worden, erzählt er, dass die beiden den Überfall vorspielen: „Dass die Dame auf Opfer tut und er das Geld nimmt.“ Der Ex-Freund der Angeklagten, der noch auf seinen Prozess vor dem Jugendgericht wartet, verweigert am Dienstag vor dem Landgericht die Aussage. Bei der Polizei hatte er die Angeklagte noch als Mittäterin genannt. Jetzt fehlt er als belastender Beweis, denn außer den Aussagen weiterer Mittäter gibt es nichts. Logische Folge: Der Haftbefehl gegen die 22-Jährige wurde aufgehoben, sie kam frei.