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Die Innenstadt hat nach Einschätzung des Kinderbüros mit Spielangeboten für Kinder Boden gut gemacht. Nur der Kopstadtplatz ist jetzt verwaist. Etwa 500 Kinder und Jugendliche wohnen in der City. Platz zum Spielen finden sie etwa am Pferdemarkt.

Eines Tages war er weg. In aller Stille. Ohne letzten Trompetenschrei. Einfach weg. Ob ihn jemand vermissen wird? Der Elefant stand Modell für die Rutsche auf dem Kopstadtplatz. Dickhäuter halten ja einiges aus. Doch dieser geduldige Vertreter hat das Zeitliche gesegnet. Abgespielt, das Holz verrottet, bedauert Andreas Bergknecht vom städtischen Eigenbetrieb „Grün & Gruga“ und ist dennoch überzeugt, dass ihm nur wenige Kinder eine Träne nachtrauern werden.

Denn der Kopstadtplatz sei als „Spielpunkt“ nicht angenommen worden. Warum? Vielleicht lag es daran, dass der Elefant dort so einsam herumstand, mutmaßt Jürgen Schroer, Leiter des Kinderbüros im Rathaus. Die Erfahrung zeige, dass ein einzelnes Spielgerät bei Kindern nicht sehr beliebt sei. Einen Nachfolger für den bunten Elefanten soll es nicht geben. 20.000 Euro für eine neue Rutsche will Grün & Gruga nicht ausgeben.

Kopstadtplatz bleibt „spielfreie Zone“

Der Kopstadtplatz bleibt damit eine „spielfreie Zone“. Ausgerechnet hier hatte die Stadt Anfang der 90er Jahre erste Schritte unternommen, um Kindern die Innenstadt als Spielfeld zu öffnen, erinnert sich Schroer. Die Zahl der Spielplätze ist heute überschaubar. Doch gerade in jüngster Zeit habe die Innenstadt im Vergleich zu den Stadtteilen aufgeholt.

Der Chef des Kinderbüros macht dies fest am Wasserspiel hinter dem Handelshof und am neuen Spielplatz im Universitätsviertel, im vergangenen Jahr eröffnet. Spielgeräte und Wasserbecken seien bei Kindern sehr beliebt. Wäre da nicht die viel befahrene Friedrich-Ebert-Straße - wer weiß, vielleicht trauten sich noch mehr junge Innenstadtbewohner dorthin.

Kinder mögen futuristischen Formen

Etwa 500 Kinder und Jugendliche wohnen in der City. Platz zum Spielen finden sie am Pferdemarkt, wo Grün & Gruga erst kürzlich für 12.000 Euro zwei neue Klettergeräte aufgestellt hat. „Oxygen“ heißt das Edelstahl-Model, es gleicht einem großen Spinnennetz. Anke Schlüter, Mutter der kleinen Leonie, kann den futuristischen Formen wenig abgewinnen, sie vermisst Schaukel, und Wippe. Ihrer fünfjährigen Tochter gefällt’s.

Auch bei der zuständigen Bezirksvertretung stieß das Spielangebot auf Wohlwollen. Bei einer „Inspektion“ bewerteten die Ortspolitiker sämtliche Spielplätze in der Innenstadt mit „gut“ oder „sehr gut“.

Schick, aber teuer

Schließlich war der Spielplatz am Weberplatz erst 2010 zum Kulturhauptstadtjahr für rund 60.000 Euro überarbeitet worden. Sandkasten, Kletterhäuschen ... das Angebot ist ein klassisches. Spielen und Verweilen können Kinder unter großen schattigen Bäumen.

Im Schatten des Grillo-Theaters erwartet Steppkes Schaukel, Wippe und Karussell aus blitzblankem Metall, geformt wie von Designerhand. Sieht schick aus, hat aber seinen Preis. 5000 Euro kostete eine hüfthohe Kletterwand. Willkommener Nebeneffekt: Die Geräte sind unkaputtbar, auch wenn Grün & Gruga in der Innenstadt mit Vandalismus nicht mehr oder weniger Probleme hat als anderswo.

Eine zweite Chance?

Das Angebot an Spielmöglichkeiten in der Innenstadt sieht der städtische Eigenbetrieb als erschöpft an. Nur am Busbahnhof vor dem ehemaligen Busbahnhof sollen demnächst Wippstangen installiert werden. Das wär’s.

Und der Kopstadtplatz? Vielleicht geht die Rechnung der Stadtplaner auf, und die nördliche Innenstadt gewinnt auf Sicht als Wohnort an Qualität. Vielleicht bekommt der Elefant dann eine zweite Chance.