Essen. . Nach anderthalb Jahren Renovierung ist das einzige nicht-kommerzielle Indoor-Spielangebot in Essen wieder offen.
Was man nicht alles aus einer ehemaligen „Milchwirtschaft“ machen kann: Im Spielhaus in der Gruga, seit 1989 die stadtweit einzige nicht-kommerzielle Indoor-Spielmöglichkeit für Kinder, haben Generationen von Krabbelkindern getobt. Ende 2009 musste das Haus, das Anfang der 1960er Jahre ursprünglich als Milchbar gebaut worden war, plötzlich schließen: Bei einer Routine-Untersuchung war festgestellt worden, dass die Dachbalken anfangen, durchzufaulen. Denn seit Jahren kam Nässe durch.
Daraufhin bekam Eckhard Spengler vom Grugapark immer mehr Anrufe von Eltern. Vor allem an Regentagen. Väter und Mütter fragten, warum das Spielhaus geschlossen sei. Und wann es wieder öffne. Spengler: „Da haben wir mal wieder bemerkt, wie beliebt und wichtig das Spielhaus ist.“
Spenden Sammeln
Den Zeitpunkt für eine Wiedereröffnung konnte niemand vorhersagen. Denn die Kosten für die Renovierung des Dachstuhls wurden grob auf 100.000 Euro taxiert – Geld, das die Stadt nicht hat.
Auch die Mütter Susanne Kups, Soo-Yun Park und Karolina Schleck standen vor verschlossenen Türen. „Keiner wusste Bescheid“, erinnert sich Soo-Yun Park. Die Frauen beschlossen, aktiv zu werden - und gründeten die Initiative “(T)Räume erfüllen“. Beim „Tag des Kindes“ im Sommer 2010 veranstalteten sie eine Tombola mit Sachpreisen und Gutscheinen, die sie Rüttenscheider Händlern abgerungen hatten. Erlös, immerhin: 1300 Euro.
Die Sparkasse gab 20.000 Euro, und aus dem Konjunkturpaket II konnte ebenfalls Geld lockergemacht werden: Denn mit den Mitteln aus Berlin dürfen auch Spielplätze saniert werden. Und das Spielhaus ist ja ein Spielplatz. Einer mit Dach eben.
"Wir haben einfach Glück gehabt"
So konnte das Dach also komplett erneuert werden, ein Architektur- und ein Ingenieur-Büro steuerten Sachleistungen bei. „Das Holz war so verfault, dass man einen Schraubenzieher durchstechen konnte“, sagt Architektin Barbara Bause.
Letztendlich kostete die gesamte Renovierung dann doch weniger als befürchtet – etwa 72.000 Euro. Es wurden auch neue Spielgeräte angeschafft, die Toiletten und Lampen erneuert, die Wände neu angestrichen und die Außenbereiche erneuert. „Private Spenden, die Sparkasse, Konjunkturmittel – wir haben einfach Glück gehabt“, stellten gestern Eckhard Spengler vom Grugapark und Bürgermeister Rolf Fliß (Grüne) gemeinsam fest, als die Wiedereröffnung mit einem kleinen Empfang gefeiert wurde. Ja, Glück, stimmt. Der Vorgang zeigt aber auch, wie wichtig angesichts mächtiger Debatten um den Messeausbau die vermeintlichen Kleinigkeiten sind.