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Der Grün- und Gruga-Betrieb ist bei den städtischen Töchtern ein wahrer Musterschüler beim Sparen. Dass das nicht ohne Folgen bleibt, wird freimütig eingeräumt. Essen gibt unter den 26 deutschen Großstädten am wenigsten für die Parkpflege aus.

Wenn es im „Konzern“ Stadt so etwas wie einen Musterschüler beim Sparen gibt, dann ist es der Grün und Gruga-Betrieb: Unter 26 deutschen Großstädten gibt Essen gerade mal 5,50 Euro pro Jahr und Einwohner und damit deutlich am wenigsten für die Pflege und Unterhaltung von Parks und Gartenanlagen aus, Eine Leistung, die erst dann richtig klar wird, wenn man Vergleiche zieht. Der Mittelwert in der Großstadt-Gruppe liegt bei knapp 15 Euro pro Jahr und Bürger, ja der Spitzenreiter investiert mit 28,36 Euro mehr als fünfmal soviel wie Essen. „Auf dieses Ergebnis sind wir ein bisschen stolz“, sagt Bernd Schmidt-Knop, zweiter Werkleiter und operativer Chef des städtischen Eigenbetriebs, gestern bei der Vorlage des Jahresabschlusses. Das, zumal die zu betreuende Fläche in den letzten zwei Jahrzehnten um knapp ein Drittel wuchs. Rund 14 Prozent der gesamten Stadtfläche - hier sind auch die städtischen Wälder enthalten - sind mittlerweile Schmidt-Knops Revier.

Kann solcher Spar-Ehrgeiz ohne Folgen bleiben? Grün und Gruga Essen (GGE) nimmt für sich in Anspruch, dennoch die Bürger zufriedenzustellen. Eine Umfrage des Städtetags im Jahr 2010, bei der die Essener sich gut beteiligt hätten, habe unterm Strich gute Noten erbracht. „Das heißt natürlich nicht, dass alles gold ist“, räumt GGE-Sprecher Eckhard Spengler ein. Bei Beschwerden, die es selbstredend gebe, genüge aber in der Regel der Hinweis auf die finanzielle Lage der Stadt.

„Schwerpunkte müssen wir bei der Verkehrssicherheit setzen“

Wie ist ein solcher Sparerfolg zu schaffen? Zunächst ist der Abbau von Personal enorm. Hatte man 1994 noch 809 Vollzeitstellen, so waren es 2010 gerade mal 505. Bei der Beauftragung von Gartenbau-Unternehmen nutzt GGE die große Konkurrenz in Essen und erzielt auch durch Langzeitaufträge günstigere Preise. Auch die EABG, der städtische Sozialkonzern, ist noch mit im Boot. Preislich sei das aber kein Unterschied.

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    „Schwerpunkte müssen wir bei der Verkehrssicherheit setzen“, sagt Schmidt-Knop. Gerichtsurteile und die klimabedingt zunehmende Anfälligkeit der Bäume für Krankheiten zwinge zu peniblen, technisch aufwändigen und daher teuren Kontrollen. „Wir hatten allein bei den Straßenbäumen 1,8 Millionen Euro Mehraufwand“, sagt Schmidt-Knop. Kein Pappenstiel bei einem Gesamtjahresetat von aktuell 22,2 Millionen Euro.

    „Für Ästhetik bleibt dann manchmal nicht genügend Zeit und Geld“, räumt der Werkleiter ein. Drastisch kann man dies überall da besichtigen, wo das Grün großflächig entfernt gehört, aber kaum mehr entfernt wird. Am Baldeneysee etwa sind ganze Uferabschnitte ab Frühsommer verbuscht, sodass der Blick auf den See Jahr für Jahr mehr verstellt wird. Von Schmidt-Knop gibt es dazu wenig mehr als Achselzucken: „Zaubern können wir nicht.“

    „Wir haben den Auftrag weiter zu sparen und werden das tun“

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    „Wir versuchen das Pflege-Niveau wenigstens zu halten“, ergänzt Spengler. Leicht wird das nicht, denn der Sparzwang bleibt Grün und Gruga erhalten. Bis 2015 soll der Etat noch einmal um 2,3 Millionen Euro sinken. Und das obwohl man - bereinigt um einen bilanziellen Sondereffekt im Bereich Friedhöfe - 2010 im Vergleich zum Vorjahr sogar ein um 2,8 Millionen Euro besseres Jahresergebnis erzielte.

    Hat der Musterknabe nicht langsam das Gefühl: Bis hierhin und nicht weiter? Von Schmidt-Knop gibt’s dazu kein hartes Wort: „Wir haben den Auftrag weiter zu sparen und werden das tun.“ Wie? Weniger Wald-Infrastruktur, weniger Spielplätze und vor allem: Mehr Grün, das sich selbst überlassen bleibt. Hoffentlich nicht, bis am Baldeneysee der Urwald zurückgekehrt ist.