Essen. An der Zornigen Ameise sprachen wir mit Radfahrern: Verdient die Stadt den Titel „Rostige Speiche“ noch, oder haben die großen Radwegebauprojekte der vergangenen Jahre Erfolg gezeigt. Die Meinungen waren geteilt. Gute Noten gab’s für die Radwege.
Links geht’s nach Rüttenscheid, rechts liegen Bergerhausen und Kray. „Für Ortskundige ist das eine praktische Beschilderung“, sagt Michael Lang. Nur kommt er eben aus Pforzheim und gibt zu bedenken: „Was machen Radfahrer, die aus München und Hamburg hierher kommen und sich nicht an Stadtteilen orientieren können, sondern einer bestimmten Route folgen wollen?“ Die Antwort gibt Hans-Werner Holtmanns: „Die Leute verfahren sich.“ 10 000 Kilometer jährlich legt Holtmanns mit dem Rad zurück, „und ich treffe hier in Essen immer wieder Leute, die sich verfahren.“
So hatten viele Bürger, die gestern ans Mobil der Rollenden Redaktion kamen, Verbesserungsvorschläge für die „Fahrradstadt“ Essen – gewürdigt wurden aber durchweg die gut ausgebauten Radwege, die Routen, die auf weiten Strecken durchs Grün und zum Wasser führen.
Sturzgefahr durch Schlaglöcher
Doch der Wegebau allein reiche nicht aus, die Instandhaltung müsse besser werden. „Auf einigen Wegen gibt es große Schlaglöcher“, sagt Detlef Below (FDP) und weist auf die Sturzgefahr hin. Abgerutschte Seitenbefestigungen an der Nord-West-Trasse in Rüttenscheid ärgern Ursula Herz, „wenn man da ausweichen muss, kann man leicht den Hang runter rutschen.“
Hunde, die unangeleint über Radwege laufen, Fußgänger, die dem Radler das Vorankommen erschweren, schmälerten den Fahrspaß. Strecken gibt’s zudem, die Radfahrer und Fußgänger verunsichern. „An der Rüttenscheider Straße gibt es einen Streifen zur Sondernutzung“, sagt etwa Susan Thamm. Während Radfahrer den rot gepflasterten Streifen für einen Fahrradweg halten, spazieren Fußgänger entspannt darüber.
Häufige Wortwechsel in Rüttenscheid
Richtig ist: Beide dürfen den Weg nutzen – in Rücksichtnahme auf den jeweils anderen. Doch häufig komme es zu Wortwechseln, „wenn ich dann auf der Straße fahre, hupen die Autos.“ Besser sei, den Streifen aufzugeben, „dann müssten alle Radler auf der Straße fahren und die Regelung wäre eindeutig.“
Mahnungen gab es auch an Grün und Gruga: „Am Werdener Berg wuchern die Büsche, an der Wuppertaler Straße hängen die Äste so tief, dass man den Kopf einziehen muss“, sagt Petra Rusche. Und sie hat eine weitere Anregung. Mit dem Trend zum E-Bike, dem Fahrrad mit Motor, würden neue Befestigungsmöglichkeiten nötig. „So ein Rad kann leicht über 2000 Euro kosten, da braucht man Ständer, an denen man das Rad mit dem Rahmen befestigen kann.“ Insgesamt jedoch, da waren sich die Gäste der Redaktion Sven Schlitzer, Juniorchef des gleichnamigen Fahrradhauses in Rüttenscheid, und Detlef Brinkmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) einig, hat Essen den Titel der „Rostigen Speiche“ eindeutig nicht mehr verdient – Nachbesserungen jedoch sind willkommen.
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