Essen. . Damit ein Familienurlaub auf Fahrrädern nicht in einem Desaster endet, ist eine intensive Vorbereitung wichtig. Ein längere Radtour in Verbindung mit Camping kann schnell sehr teuer werden – oder fürs Gesäß sehr unbequem.
Schon darüber nachgedacht, sich in den nächsten Ferien auf den Sattel zu schwingen? Stellen wir uns eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern vor, die einen Rad-Urlaub machen will, aber noch keine Ausrüstung besitzt. Der Urlaub soll umweltschonend sein und zusammenschweißen. Daher will die Familie auf Campingplätzen zelten. Wie teuer wird der Spaß und was muss beachtet werden?
Auch interessant
Das Fahrrad: Spätestens auf der gerade geendeten Fahrradmesse lernt man: Einfach drauf los radeln geht mal so gar nicht. Anna Jung vom Essener Fahrrad-Laden „Bergetappe“ sagt, dass am besten alle Familien-Mitglieder vermessen werden müssen – um individuelle Lösungen zu finden. Besonders der Sattel habe Einfluss auf die Stimmung bei der Fahrt. „Ein schlechter Sattel kann die Hölle sein. Bei Popos, die lange Touren nicht gewohnt sind, darf er nicht zu hart und nicht zu weich sein.“ Einen guten Sattel mit Dämpfung gibt es ab 89 Euro. Ein Touren-Rad mit Chrom-Rahmen sei empfehlenswert. „Für jeweils 1200 Euro bekommen Vater und Mutter der Familie ein wirklich gutes Fahrrad mit idealer Anpassung.“ Auch Räder für 500 Euro könnten mit Umbauten für längere Touren eingesetzt werden. Da unsere Beispiel-Familie campen möchte, braucht sie viel Stauraum. Ein mehrteiliges, wasserdichtes Taschen-Set in der Variante „Koffer-Ersatz“ kostet satte 306 Euro.
Die Bekleidung: Fußeinlagen mit einer „Winkelkorrektur im Längsgewölbe“ (30 Euro) können laut Anna Jung nicht schaden. „Aber keine Baumwolle-T-Shirts tragen. Die saugen die Feuchtigkeit auf. Besser sind Oberteile aus Polyester“, rät Barbara Lohmann vom Geschäft „Trek Bicycle Essen“. Unterziehhosen mit Sitzpolstern seien empfehlenswert (45 Euro).
Die Strecke: Mehr als 20 Kilometer täglich sollten Einsteiger nicht strampeln. Wichtig: viele, kleine Stopps machen. Der Elbe-Radweg, vom Riesengebirge bis nach Cuxhaven, biete sich zwar dank der gepflasterten Wege und flachen Verläufe an, sei „optisch aber nicht so abwechslungsreich wie der Mosel-Radweg. Der ist mit Weinbergen und Schlössern spannender“, sagt Anna Jung. Um Kunden buhlt auch Olaf Nagel vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern. Der Ostseeküsten-Radweg von Lübeck bis Stralsund verspreche „Strecken mit Sandstränden und Steilküsten.“
Das Zelten: Wie teuer ein Camping-Urlaub ist, lasse sich pauschal nicht festlegen, sagt Frank Herm
von Stromberg Camping in Baden-Württemberg. Pro Übernachtung müsste die Beispielfamilie rund 20 Euro zahlen (inklusive Stellplatz). Also für zwei Wochen ungefähr 280 Euro.
Das Fazit: Ein Fahrrad, optimal angefertigt für den Vater mit Dackel-Beinen und ersten Hüftproblemen, ist nicht gerade günstig. Unsere Beispielfamilie müsste mindestens 4000 Euro für zwei Wochen bequemen Rad-Camping-Urlaub ausgeben. Isomatten, Camping-Geschirr, ein Werkzeug-Koffer für Pannen – all das ist damit noch nicht gekauft. So etwas rechnet sich natürlich nur, wenn die Familie die Räder nach dem Urlaub nicht verstauben lässt.