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Nach dem Bericht über die „verlorene Schönheit“ des Grugaparks hat die Gruga-Leitung alle geäußerten Kritikpunkte zurückgewiesen. So gebe es keine „Pommes- und Eventkultur“ und auch das neue Marketingkonzept habe das Image der Gruga entstaubt.
Erwartungsgemäß wenig Gegenliebe bei der Gruga-Verwaltung fand der Bericht über die „verlorene Schönheit“ des Parks (WAZ vom 21. April). Die Vorwürfe der Gartenbau-Ingenieurin Dorothée Waechter könnte man so zusammenfassen: zuwenig gärtnerische Leidenschaft, zuwenig Liebe zum Detail, zu wenig klassischer Park, dafür zuviel Remmidemmi, Asphaltversiegelung und Möblierung. Die Gruga-Leitung hält die geäußerten Kritikpunkte samt und sonders entweder für nicht zutreffend oder - mangels Geld - für schwer zu beheben. Wiederum andere Kritikpunkte seien auf Sicht gegenstandslos, da man an ihnen arbeite.
Möblierung, Bänke, Stromkästen: Der vorhandene Bestand von 250 Bänken werde kontinuierlich ausgetauscht, bei 150 sei dies schon geschehen. Künftig soll es nur noch zwei Bank-Typen geben, darunter eine Naturholz-Variante. Hinzu kämen einzelne Sonderkonstruktionen wie die neue Rundbank an der Birkengruppe im Staudengarten. Bei den Müllkörben gibt es ein vergleichbares Programm. Stromkästen habe man an einigen Orten tatsächlich freigestellt, während sie früher mit Anpflanzungen „versteckt“ worden seien. In Einzelfällen gebe es auch Verlegungen.
Asphaltwege: Wo möglich werde entsiegelt. „Wir müssen natürlich beachten, dass die großen Wege mit Gruga-Fahrzeugen befahrbar sein müssen“, sagt Gruga-Vizechef Hans Joachim Augustin. Grenzen setze auch, dass Wege mit parkfreundlichen Belägen teurer in der Unterhaltung seien.
Pommes- und Eventkultur: „Gibt es im Grugapark nicht“, meint die Gruga-Leitung. Es gebe „ausschließlich profilgebende Veranstaltungen“ mit Pflanzen-Themen. Dazu zählen nach Ansicht der Verantwortlichen auch das Parkfest, der Weltkindertag und „Essen erntet“.
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Grüncontainer: „Es ist einfach nicht zutreffend, dass Grüncontainer während des Wochenendes im Park verbleiben.“ Sie würden freitags oder vor Feiertagen aufs Betriebsgelände zurückgebracht. Dagegen sprechen indes anderslautende Beobachtungen von Gruga-Dauernutzern.
Sponsoring: Der Park habe rund 50 Partner und Sponsoren. „Das dürfte schon ziemlich einmalig sein“, lobt man sich selbst.
Patenbäume: Hier sei der Park sehr aktiv. In den letzten Jahren kamen 45 Bäume, vorwiegend durch Familien mit Kindern gesponsert, hinzu. Bäume müssten sinnvoll untergebracht werden, ohne die dabei die Park-Gestaltung leide. Es gebe für neue Bäume nicht viel Raum. Das Tierpaten-Programm des Parks sei mit rund 100 Paten sehr erfolgreich. Auch das neue Kunstpaten-Programm laufe vielversprechend an.
Werbung und Marketing: Gerade in den letzten Jahren habe der Park durch ein neues Marketingkonzept, verbunden mit verbindlichen Designvorgaben für die Werbung, einen modernen und frischen Auftritt in der Öffentlichkeit erreicht, heißt es. Als Indiz wertet die Parkverwaltung die steigenden Besucherzahlen - 2010 registrierte man 1,1 Millionen Besucher, 2011 könnten es sogar noch deutlich mehr sein. Auch die Zunahme an Eintrittskarten- und Dauerkartenverkäufen an Jugendliche sei bemerkenswert. Junge Leute würden zu einer wachsenden neuen Zielgruppe für den Park geworden.
Protest im Grugapark
Kneippbecken, Kinderschwimmbecken: In der momentanen finanziellen Situation, mit den beabsichtigten Mittelkürzungen, müsse der Park Angebote reduzieren, vor allem dann, wenn an „vorhandenen Anlagen Renovierungsbedarf besteht“. Das Kneippen soll im räumlichen Zusammenhang mit Kur vor Ort durch eine mobile Kneippanlage gewährleistet werden.
Eine Kritik an der Gruga, die im WAZ-Bericht keine Rolle spielte, betrifft den Bereich der früheren Vogelfreiflughalle nördlich von Kur vor Ort unterhalb des Gradierwerks. Aus dem verwilderten, ungepflegten Grundstück in zentraler Park-Lage - derzeit ein Gerätelager - soll ein Japanischer Garten werden, was die Gestaltung der benachbarten Therme aufgriffe. Hans Joachim Augustin kann jedoch nicht viel Hoffnung auf zeitnahe Realisierung verbreiten. Er hofft auf Sponsoren.