Essen. . Fast klammheimlich ist ein neues Wasserspiel in Betrieb gegangen. Es solle die “Verweilqualität“ erhöhen, sagt die Stadt. Die Parkbänke dagegen bleiben eingemottet - weil sie zuvor vor allem von Obdachlosen genutzt wurden.

Es gab keinen Pressetermin, kein Band wurde zerschnitten, kein Grußwort verlesen: Quasi über Nacht ging der neue Brunnen vor dem Hauptbahnhof in Betrieb. Oder wie Paul Krumsiek vom Amt für Straßenbau und Verkehrstechnik nüchtern formuliert: „Nach der Frostperiode werden alle städtischen Brunnen wieder angestellt; seitdem plätschert auch das neue Wasserband.“

Dieses Wasserband besteht aus einer Reihe symmetrisch angeordneter Fontänen, die vor dem Handelshof startet und auf dem Bahnhofsvorplatz am Nordeingang fortgesetzt wird. Eine unscheinbare Attraktion, die zeitweilig nur wenige Zentimeter über dem Boden plätschert. Doch wer sich neugierig darüber beugt, kann eine Überraschung erleben: Bisweilen schießen die Fontänen in die Höhe. Debora Beiderwieden aus Dorsten, die zum Shoppen nach Essen kam und von uns als Model fürs Brunnenbild engagiert wurde, hat’s erlebt. „Nanu, da kommt gar nichts mehr“, sagte sie mit Blick auf das versiegende Wasser - und dann wurde es nass.

Im Wasserspiel steckt Technik

Im schlichten Wasserspiel steckt halt Technik: So ist die Höhe der Fontänen programmiert - und wird bei Bedarf dem Wetter angepasst. Weht starker Wind, werden die Fontänen runtergeregelt. Gemeldet wird der Starkwind von einem Windrädchen, das auf einer Ampel am Willy-Brandt-Platz sitzt und mit der Brunnen-Steuerung verbunden ist.

Kritische Geister mögen mäkeln, dass das Ergebnis trotzdem recht unspektakulär ist. Doch Kinder mögen das Wasserspiel ebenso wie etwa der alte Mann, der sich auf seinen Rollator gesetzt hat und versonnen ins Wasser schaut. Die Verweilqualität des Willy-Brandt-Platzes gewinne durch das Wasserband, glaubt Krumsiek. Er hoffe, dass nicht jeder, der dort verweilen will, seinen Rollator mitbringen muss. „Schön wäre es, wenn wir dort etwas mehr Außengastronomie hätten, wenn die Cafés ihre Tische rausstellten.“

Parkbänke bleiben eingemottet

Nicht rausgestellt werden hier die Parkbänke; sie bleiben vorerst in dem Betriebshof, in dem sie überwinterten. „Es gab leider zu viele Beschwerden von Geschäftsleuten und Passanten“, erklärt Grün- & Gruga-Sprecher Eckhard Spengler. „Nicht über die Bänke, sondern über die Nichtsesshaften.“ Die auf den Bänken sesshaft wurden. Neben sich die Tüten mit ihren Habseligkeiten, die nach Ansicht mancher das Stadtbild vermüllten. Die Menschen sind nun übrigens keineswegs mit den Bänken verschwunden (wo sollten sie auch hin). Jetzt sitzen sie auf der Einfassung des U-Bahn-Eingangs - und blicken aufs neue Wasserspiel.