Essen. Als „bittere Niederlage auf der ganzen Linie“ empfindet der Architekt Werner Ruhnau den Beschluss des Petitionsausschusses zum Thema Bahnhofsumbau, der ihm dieser Tage zugeschickt wurde.

An das Bundestags-Gremium hatte sich Ruhnau im Namen des Arbeitskreises „Essen 2010 - Architektur und Stadtkultur“ gewendet, der jahrelang für eine höherwertigere Umgestaltung des Hauptbahnhofes gekämpft hatte.

In dem Antrag an den Petitionsausschuss hatten Ruhnau und seine Mitstreiter gefordert, „dass im Hinblick auf das bevorstehende Kulturhauptstadtjahr verhindert werden muss, dass sich der Hauptbahnhof künftig als Einkaufszentrum präsentiert“. Wie bekannt, entwickelte sich der Bahnhofsumbau im Jahr 2010 auch wegen Verzögerungen und Baumängeln zum Dauer-Streitthema. Pünktlich zum Ende des Kulturhauptstadtjahres bekam Ruhnau nun die lang erwartete Post vom Petitionsausschuss.

Shopping-Center

Dabei lässt sich die neunseitige Begründung in einer Kernaussage zusammenfassen: „Die DB AG wird seit dem 1. April 1994 eigenverantwortlich von einem Vorstand geleitet; das Unternehmen ist nicht mehr Teil der bundeseigenen Verwaltung. Ein Weisungs- oder Ausfsichtsrecht des Bundestages oder des Petitionsausschusses gegenüber der DB AG besteht daher nicht mehr.“

Diese Argumentation aber bewegt sich ganz auf der Linie des Bundesverkehrsministeriums. Das hatte schon im Juni 2009 jede Verantwortung für den Umbau des Bahnhofs mit dem Verweis auf die Privatisierung der Bahn zurückgewiesen - trotz einer Mittelvergabe von 35 Millionen Euro durch den Bund.

„Ich bin enttäuscht, dass auch die Abgeordneten diese Haltung einnehmen“, sagt Ruhnau. „Die Bahn bleibt ein öffentliches Unternehmen, das den Bürgern dienen, sie von A nach B transportieren soll.“ Dagegen mache sie in Essen mit dem zum Shopping-Center umgebauten Bahnhof dem benachbarten Einzelhandel Konkurrenz. „Bahnhöfe waren früher der schöne Empfang für die Gäste einer Stadt“, sagt Ruhnau. „Hier haben wir uns vergeblich für einen solchen Bahnhof abgestrampelt.“