Essen. . Die Sparkasse wird mit einer Schadensersatzklage in ungewöhnlicher Höhe konfrontiert. Der Käufer des maroden Altenheims in der Weststadt, Fonds der „E&P“-Immobilien-Holding, will einen Anspruch auf die Zahlung von 43 Millionen Euro geltend machen.

Die Sparkasse hatte der „E&P“-Gruppe den Rohbau im März 2005 für rund 17 Millionen Euro verkauft. Die Erstellung des Gebäudes in der Weststadt war zuvor nicht komplikationsfrei verlaufen, der Bauträger zwischenzeitlich in die Pleite gerutscht. Daraufhin hatte die Sparkasse gemeinsam mit einem Insolvenzverwalter die Regie übernommen, veräußerte das Objekt an „E & P“ – und finanzierte auch den Kauf.

„E&P“ betrieb über ihre Tochterfirma „Senvital“ eine Seniorenresidenz. 160 Menschen lebten dort, im obersten Geschoss gab es reguläre Mietwohnungen. Mittlerweile ist das Haus so gut wie leer. Am 3. Dezember zogen die verbliebenen Senioren aus. Die letzten Mietwohnungen werden derzeit geräumt, heißt es.

Zwei Jahre nach dem Start hatte der Betreiber festgestellt, dass mit dem Gebäude etwas nicht stimmt. Wohl wahr: Das Beton-Skelett ist löchrig wie Schweizer Käse. Es gibt überall, auch in tragenden Teilen, versteckte „Hohlstellen“, in denen der Beton fehlt. Und „Nester“ – Stellen, an denen der Beton nicht ausgehärtet ist. Teilweise liegen die Moniereisen frei, können rosten und durchknicken.

Schicksal des Baus noch ungewiss

Die Stadt ordnete im Frühjahr 2009 an, dass zumindest die statisch wichtigsten Träger in Ordnung gebracht werden müssten. Die Löcher wurden aufgefüllt, zusätzliche Stahlträger montiert. Noch bis Juni dieses Jahres hätte das Haus betrieben werden dürfen, für die Zeit danach ist nicht mehr gewährleistet, dass die Statik hält. Was mit dem Bau passiert, ist unklar.

Insgesamt, sagt Dirk Iserlohe, Chef der „E&P“-Holding, habe seine Firma rund 20 Millionen Euro in das Altenheim investiert – ohne die Reparaturkosten. Die Höhe seiner Schadensersatzklage erklärt Iserlohe mit dem fehlenden Gewinn, der seit Schließung des Altenheims dauerhaft ausbleiben wird. Betreiber „Senvital“ hatte Iserlohe zufolge einen Mietvertrag über 25 Jahre abgeschlossen. Die Sparkasse will gegen die Klage vorgehen.

Jetzt läuft wohl alles auf die Frage hinaus, ob die Sparkasse beim Verkauf des Rohbaus von den Mängeln im Beton wusste oder nicht. Im Kaufvertrag steht darüber jedenfalls nichts. „Rohbau-Risiko gering“, heißt es dort.

Insolvenzverwalter will Dokumente nicht gelesen haben

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Von DerWesten

Seit Anfang 2009 ermittelt deshalb die Staatsanwaltschaft wegen Betrugverdachts, beschlagnahmte damals rund 50 Akten aus den Räumen des Geldinstituts. Darin gibt es Dokumente, in denen Experten auf mögliche, gravierende Mängel hinweisen. Der Insolvenzverwalter, der im Auftrag der Sparkasse das Objekt veräußerte, gibt an, diese Dokumente nicht gelesen zu haben.

Das Landgericht Köln, vor dem die Beteiligten einen Nebenkonflikt austrugen (siehe Infokasten), attestiert der Sparkasse, mindestens „ins Blaue hinein“ behauptet zu haben, der Rohbau sei in Ordnung. Die Ermittlungen laufen weiter. Wann über die Klage verhandelt wird, ist offen.