Nach der Entdeckung von erheblichen Baumängeln in einem Gebäude des Weststadt-Quartiers könnte die Essener Sparkasse mit millionenschweren Regressforderungen überzogen werden.
Die Eigentümerin des Hauses, die Kölner Immobiliengesellschaft „E&P”, hat zwei Landgerichte eingeschaltet. Zurzeit laufen noch Verfahren zur Sicherung von Beweisen.
Strittig ist, wer für die Schäden zahlt, und ob jemand ganz bewusst eine Schrott-Immobilie überteuert an „E&P” verhökert hat – es gibt Schuldzuweisungen, Gutachten und Gegen-Gutachten.
Im Beton der „SenVital Seniorenresidenz” an der Helmut-Käutner-Straße sind Hohlräume entdeckt worden. Außerdem streiken Teile der Haustechnik. „Betroffen sind nur die Verwaltungsräume der Seniorenresidenz. Für unsere Gäste läuft der Betrieb normal weiter, niemand ist gefährdet”, sagt Uwe Mikrikow, der Geschäftsführer des Betreibers „SenVital”. Gerüchte, dass alle Bewohner Ende des Monats ausziehen müssten, wurden zurückgewiesen.
Das Altenheim ist seit Juni 2005 in Betrieb. Es verfügt über 160 Pflegeplätze und 20 Wohnungen. Seit dem Start sei es permanent komplett belegt, teilt der Betreiber mit.
Die Arbeiten für das beigefarbene Gebäude begannen im Frühjahr 2002. Erst drei Jahre später wurde es fertig – es gab viele Unterbrechungen. Denn der Bauträger rutschte während der Arbeiten in die Insolvenz. Im Mai 2004 sprang die Essener Sparkasse als Investor und Haupt-Gläubiger ein: Sie sorgte dafür, dass die Arbeiten fertig gestellt werden konnten. Sie bezahlte auch die offenen Rechnungen an die Handwerker. Der Rechtsanwalt Johannes Graute hatte als Insolvenzverwalter die Regie übernommen.
Graute verkaufte das fertige Haus im März 2005 an die Kölner Immobiliengesellschaft „E&P”. Die lässt es seitdem durch ihre Tochterfirma „SenVital” als Altenheim betreiben. „E&P”-Gesellschafter Dirk Iserlohe beziffert das damalige Gesamt-Investment auf rund 20 Millionen Euro. So viel – inklusive Kosten für die Einrichtung – habe man ausgegeben.
Iserlohe wirft dem Insolvenzverwalter vor, zum Zeitpunkt des Kaufs von den Baumängeln gewusst zu haben: „Nach unseren Recherchen”, so Iserlohe, „war verkäuferseits der Sachverhalt dem Grunde nach schon seit 2003 – also vor der Insolvenz der damaligen Objektgesellschaft – aktenkundig. Wir wurden hierüber jedoch nicht aufgeklärt.” Graute weist das zurück: Ein aktuelles Gutachten stelle fest, dass die Schäden ihm damals nicht bekannt und für ihn nicht erkennbar sein konnten.
Iserlohe bemüht seinerseits Gutachter. Wenn er nachweisen kann, dass er übers Ohr gehauen wurde, könnte es für die Sparkasse – dem damaligen Investor – teuer werden: Der Besitzer könnte 30 bis 40 Mio Euro einfordern, schätzen Experten. Im Gebäude laufen zurzeit Sanierungsarbeiten.