Essen. Der Direktor der Uniklinik Essen bemängelt die Qualität des neuen Klinik-Atlas‘. Warum Prof. Werner das Online-Angebot grundsätzlich für gut hält
In der Debatte um den neuen Bundes-Klinik-Atlas hat sich jetzt der Ärztliche Direktor der Uniklinik Essen zu Wort gemeldet. „Die Substanz des Klinik-Atlas ist leider unzureichend und auch enttäuschend“, sagt Prof. Dr. Jochen A. Werner. Gleichzeitig betont der Mediziner, dass die Grundidee des neuen Online-Angebots für Patienten „absolut richtig“ sei.
Essener Stadtdirektor fordert, den Atlas vom Netz zu nehmen
Das Online-Portal soll es Patienten und Patientinnen leichter machen, die richtige Klinik für eine Behandlung zu finden und verschiedene Standorte direkt miteinander zu vergleichen. Zum Start hatte es Ende Mai jedoch erhebliche Kritik an unvollständigen oder fehlerhaften Angaben gegeben. Die Krankenhausgesellschaft NRW sprach von einem „Fehlstart“.
Das Essener Alfried-Krupp-Krankenhaus forderte gar: „Bis zur Beseitigung der grundlegenden Mängel erwarten wir, dass der Atlas vom Netz genommen wird.“ Dem schloss sich Stadtdirektor Peter Renzel an: Der Atlas sei enttäuschend und „für Patienten womöglich sogar gefährlich“. Auch für die Krankenhausträger berge er „große Gefahren“.
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Auch Prof. Werner geht nun auf die Umsetzung des Online-Portals ein und bemängelt dessen unzureichende Substanz: „Wer Qualität von den Kliniken einfordert, muss selbst Qualität liefern“, betont der Chef der Essener Uniklinik. Er schloss sich allerdings nicht den Forderungen an, den Klinik-Atlas vom Netz zu nehmen, sondern unterstrich das Potenzial des neuen Angebots: „Unabhängig von der derzeit aufgeheizten Diskussion muss auch betont werden, dass der Grundgedanke des Klinik-Atlas, Transparenz bezüglich der Leistungsfähigkeit und Behandlungsschwerpunkte der Kliniken herzustellen, absolut richtig ist.“
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Letztlich nutze es auch den Krankenhäusern, wenn besser gesteuert werde, wo wer behandelt wird: „Wir müssen erreichen, dass der richtige Patient im richtigen Bett liegt und adäquat – auch zunehmend ambulant – behandelt wird. Wenn dies gelingt, haben wir ein großes Strukturproblem der Gesundheitsversorgung in Deutschland gelöst.“
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Dass dieses Ziel mit den aktuellen Mängeln des neuen Angebots nicht gut erreicht werden kann, sieht auch Prof. Werner und formuliert daher an die Adresse der Verantwortlichen: „Ich wünsche mir daher, dass der Klinik-Atlas sehr zeitnah und sehr durchgreifend verbessert wird, um eine tatsächliche Orientierungshilfe zu liefern.“
Der Essener CDU-Chef und Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer hat in der Zwischenzeit eine Anfrage zum Thema gestellt. „Sieht die Bundesregierung Anlass dazu, den Bundes-Klinik-Atlas bis zur Beseitigung der Mängel wie beispielsweise fehlerhafte Angaben oder unvollständige Daten offline zu nehmen?“, fragt Hauer. Falls die Bundesregierung den Atlas – wie wohl zu erwarten – nicht vom Netz nimmt, möchte Hauer wissen, wie sie das begründet. Der Politiker möchte von den Verantwortlichen außerdem wissen: „Inwiefern erfolgte im Vorfeld der Veröffentlichung eine Prüfung auf Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben?“
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