Essen. Immer noch sieht man in Essener Wäldern und Parks Schäden, die „Ela“ an Pfingsten 2014 verursacht hat. Trotzdem ist ein Experte optimistisch.
Roland Haering erinnert sich noch genau an diesen verhängnisvollen Pfingstmontag vor zehn Jahren. Der Chef des städtischen Forstbetriebes war gerade dabei, daheim in seinem Garten in Bergerhausen hochgewachsenen Sonnenblumen festzubinden, als von Westen kommend eine tiefschwarze Wolkenfront einem Tsunami gleich auf die Stadt zurollte. Fotos von diesem Naturschauspiel wirken noch heute faszinierend wie bedrohlich. Hier zeigen wir einige davon.
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Das Orkantief kam nicht unerwartet, Wetterdienste hatten davor gewarnt. „Uns war klar, es wird ein schweres Gewitter“, sagt Roland Hearing im Rückblick. Doch was „Ela“ anrichten sollte, davon machte sich der Förster damals keinen Begriff.
Der Pfingsturm raste mit bis 140 Kilometern pro Stunde über Essen hinweg
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde brauste der Pfingststurm über Essen hinweg und hinterließ vielerorts im Stadtgebiet eine Spur der Verwüstung: abgedeckte Dächer, zerrissene Stromleitungen, zerstörte Autos, ausgewachsene und gesunde Bäume, deren Äste und Wurzeln der gewaltigen Kraft nicht standgehalten hatten. Es war ein verheerendes Bild, das sich tags darauf bot.
Um sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen, ließ die Stadt einen Hubschrauber aufsteigen. Mit an Bord: Förster Norbert Bösken vom Forstbetrieb. Seiner Einschätzung nach hatte es jeden zehnten Baum erwischt, berichtet Roland Hearing. Und tatsächlich: „So ungefähr passte das.“
„Ela“ traf die Bäume in Essen im vollen Laub, besonders groß waren die Schäden im Schellenberger Wald
Im gesamten Stadtgebiet hatte „Ela“ Bäume entwurzelt oder Äste abgerissen, entlang von Straßen, in Parkanlagen und in den Wäldern. Die Schäden waren auch deshalb so verheerend, weil die Bäume Mitte Mai bereits im vollen Laub standen; „Ela“ griff hinein wie ein Sturm auf hoher See in volle Segel. Was das Orkantief hinter sich ließ, mutete zuweilen grotesk an: verdrehte Baumkronen, gebrochene Äste, die wie Mahnmale gen Himmel zeigten.
Besonders heftig traf es den Schellenberger Wald rund um die Korte Klippe oberhalb des Baldeneysees. Dort gibt es sogenannte Altholzinseln. Das heißt: Die Förster überlassen Buchenbestände sich selbst, um langfristig zu beobachten, wie sich der Wald im Laufe der Zeit entwickelt. Haben die Bäume ihr natürliches Lebensalter erreicht, brechen solche Altholzinseln in sich zusammen. „Ela hat das praktisch vorweggenommen“, sagt Roland Haering. Auf damals aufgenommenen Luftbildern erinnern die vielen umgefallenen Bäume an Mikado-Stäbchen.
Den finanziellen Schaden, den „Ela“ in Wäldern und an Bäumen entlang von Straßen hinterlassen hat, sollte die Stadt später auf 40 Millionen Euro beziffern.
Die Stadt Essen bezifferte die Schäden an Straßen, in Parks und in Wäldern auf 40 Millionen Euro
Wie ist Grün und Gruga mit den Schäden umgegangen, die „Ela“ hinterlassen hat? In den ersten Tagen sei es allein darum gegangen, dafür zu sorgen, Straßen wieder befahrbar zu machen, sodass wichtige öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser, aber auch Schulen und Kitas wieder erreichbar waren. Bürger halfen sich oft selbst. Haering erinnert in diesem Zusammenhang an die Welle der Hilfsbereitschaft und an die Gründung von „Essen packt an“, die als Facebookgruppe ihren Anfang nahm. Tausende organisierten auf diesem Wege Hilfe zur Selbsthilfe.
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Straßenbäume, die schwere Äste oder Teile ihrer Krone verloren hatten, ließ Grün und Gruga stehen, statt sie sofort zu fällen, sofern dies zu verantworten war, berichtet Haering. Solange es irgendwie geht, sollten sie erhalten werden. Zehn Jahre nach „Ela“ komme es vor, dass sie gefällt werden müssten. „Immerhin haben sie so lange überlebt“, sagt der Leiter des Forstbetriebes.
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Dort wo Straßenbäume nachgepflanzt werden, bemühe Grün und Gruga sich, ihre Lebensbedingungen zu verbessern, indem die Baumbeete, wenn möglich, vergrößert werden. Die Standfestigkeit der Bäume werde dadurch erhöht. Denn dicht bebaute Straßenzüge wirkten wie Düsen, die den Sturm noch beschleunigten. In Frohnhausen etwa sei dies der Fall gewesen, im Gervinuspark waren die Schäden deshalb besonders groß.
Essens Wälder hätten sich erstaunlich schnell erholt. Grün und Gruga führt dies zurück auf die Waldpflege nach dem Prinzip der sogenannten Naturverjüngung. Das funktioniert so: Einzelne Bäume werden entnommen, damit nachfolgende Baumgenerationen genügend Platz und Licht finden. Die Förster konnten jungen Bäumen förmlich dabei zusehen, wie sie in die Höhe schossen.
Insekten, Fledermäuse und der Specht fanden im Essener Wald neue Lebensräume
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Nachgepflanzt wurden Bäume in den Wäldern nur auf einigen wenigen Flächen, so im Schellenberger Wald nahe der Heisinger Straße. Bürgerinnen und Bürger hatten sich dafür auch finanziell engagiert.
Und wie sieht es in den Altholzinseln aus? Schäden, die der Pfingststurm 2014 anrichtete, sind bis heute nicht zu übersehen. „Aber auch diese Flächen entwickeln sich toll“, freut sich Roland Haering. Insekten, Fledermäuse und auch der Specht seien dort Zuhause. Es herrscht Leben, wo vor zehn Jahren „Ela“ nur Zerstörung hinterließ.
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