Essen-Rüttenscheid. Die entwidmete Versöhnungskirche an der Alfredstraße in Rüttenscheid soll abgerissen werden und einem neuen Projekt weichen. Das sind die Pläne.

Eine mögliche Neubebauung des Grundstücks zwischen der Alfred-, Lambert- und Lotharstraße rückt näher: Wo heute noch die Gebäude und der stadtbildprägende Turm der 2021 entwidmeten Versöhnungskirche stehen, will die Adolphi-Stiftung der Evangelischen Kirche Essen etwa 50 Seniorenwohnungen, eine Kindertagesstätte und einen Gemeindesaal errichten.

Die Stiftung hatte ein ähnliches Projekt zuvor schon in Huttrop umgesetzt. Hier machte die Neue Pauluskirche Platz für das Paulus-Quartier: Knapp 100 Seniorinnen und Senioren leben nun dort. Am Standort der Versöhnungskirche sollen laut Angelika Görlich, bei der Adolphi-Stiftung für Gebäudemanagement und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, Wohnungen mit einer Größe von 45 bis 75 Quadratmetern entstehen.

Neue Seniorenwohnungen in Essen-Rüttenscheid sind mit Service verbunden

„Es werden überwiegend Single-Wohnungen, einige Paar-Wohnungen sind aber auch dabei“, erklärt Görlich. Mit dem Einzug wird den Seniorinnen und Senioren ein Service-Paket angeboten. Es gibt einen Notruf-Kontakt, einen Ansprechpartner, der regelmäßig vor Ort ist, und einen Hausmeisterservice. Außerdem können Bewohner je nach Wunsch weitere Dienste wie einen Putzservice oder einen Mittagstisch dazubuchen.

Als ersten Schritt hat die Adolphi-Stiftung einen nichtoffenen, einphasigen Realisierungswettbewerb ausgelobt. Die Beratung erfolgte durch die nordrhein-westfälische Architektenkammer, betreut wurde das Verfahren durch das Büro Pesch Partner Architektur Stadtplanung aus Dortmund.

Bauprojekt in Essen-Rüttenscheid: Zwei Entwürfe ausgezeichnet

„Aus einer hohen Zahl an Bewerbungen, die auch das enorme Interesse an dieser Bauaufgabe zeigten, wurden sechs Büros ausgelost, zwei Büros waren von der Ausloberin direkt eingeladen“, erklärt die Stiftung in einer Mitteilung. Am 22. Februar tagte unter Vorsitz des Kölner Architekten und Stadtplaners Andreas Fritzen das Preisgericht, das gleich zwei Arbeiten mit einem ersten Preis auszeichnete: die des Teams von DGI Bauwerk in Zusammenarbeit mit Léonwohlhage, beide aus Berlin, und die des Stuttgarter Büros Wittfoht Architekten.

So sieht der Entwurf von DGI Bauwerk und Léonwohlhage für das Areal der Essener Versöhnungskirche aus. Im Vordergrund die Lambertstraße, rechts diagonal die Lotharstraße, links die Alfredstraße.
So sieht der Entwurf von DGI Bauwerk und Léonwohlhage für das Areal der Essener Versöhnungskirche aus. Im Vordergrund die Lambertstraße, rechts diagonal die Lotharstraße, links die Alfredstraße. © Aldolphi-Stiftung | Aldolphi-Stiftung
Der Entwurf von Wittfoht Architekten für die Essener Versöhnungskirche zeichnet sich laut Jury unter anderem durch seine klare Blockrandstruktur aus. Im Vordergrund die Lambertstraße, rechts diagonal die Lotharstraße, links die Alfredstraße.
Der Entwurf von Wittfoht Architekten für die Essener Versöhnungskirche zeichnet sich laut Jury unter anderem durch seine klare Blockrandstruktur aus. Im Vordergrund die Lambertstraße, rechts diagonal die Lotharstraße, links die Alfredstraße. © Adolphi-Stiftung | Adolphi-Stiftung

Beim Beitrag von DGI und Léonwohlhage würdigte das Preisgericht laut der Adolphi-Stiftung insbesondere die klare Hinleitung in das Quartier, eine rasche Orientierung und Auffindbarkeit der unterschiedlichen Angebote und „die passende Architektur mit ihrer vertrauten Materialität und ihrer sympathischen und klaren Gliederung“.

Versöhnungskirche in Essen-Rüttenscheid soll abgerissen werden

Der Entwurf von Wittfoht Architekten habe das Preisgericht durch seine klare Blockrandstruktur, die dadurch entstehende große „Grüne Mitte“ und eine gute Adressbildung überzeugt, so die Stiftung. Letzteres heißt Görlich zufolge: Es gibt einen Eingang, an dem alles zentral zusammenläuft. Mit beiden Büros will die Adolphi-Stiftung nun Gespräche führen, die auch die vom Preisgericht gegebenen Überarbeitungshinweise prüfen müssen. Wann die Bauarbeiten beginnen können, lässt sich laut Angelika Görlich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Im Paulus-Quartier war es gelungen, die Neue Pauluskirche – die unter Denkmalschutz steht – umzubauen. Die Gebäude der Versöhnungskirche werde man dagegen aufgrund der Bausubstanz abreißen müssen, so Görlich. Aber: „Was zu erhalten ist, soll an anderer Stelle wieder verbaut werden“, erklärt Görlich. Das optisch recht zweckmäßig und schlicht erscheinende Gebäude wird etwa durch das Fensterband einer finnischen Künstlerin geschmückt. Dieses Fensterband soll im Neubau wieder einen Platz finden.

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Versöhnungskirche in Rüttenscheid wurde 2021 entwidmet

Mit einer „offenen Kirche“, Musik und der Gelegenheit, eine Kerze zu entzünden, hatte sich die Evangelische Kirchengemeinde Rüttenscheid am Pfingstsonntag, 23. Mai 2021, von ihrer Versöhnungskirche verabschiedet. Zu kaufen gab es ein Erinnerungsbuch: Die Kirchengemeinde hatte seit 2019 alle Menschen, die der Versöhnungskirche verbunden sind, gebeten, ihre Erinnerungen aufzuschreiben oder Fotos einzusenden. Daraus war „ein Buch voller Lebensgeschichten“ entstanden.

An der Fassade der Versöhnungskirche in Essen-Rüttenscheid ist der Schriftzug „Lasset euch versöhnen mit Gott“ zu lesen.
An der Fassade der Versöhnungskirche in Essen-Rüttenscheid ist der Schriftzug „Lasset euch versöhnen mit Gott“ zu lesen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Adolphi-Stiftung in Essen

Die Adolphi-Stiftung wurde 1691 als Waisenhausstiftung gegründet. Stifterin ist die Jungfer Adolphi aus den Niederlanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Stiftung auf Hilfe für Alte und Vertriebene.

Die Stiftung betreibt in Essen mehrere Seniorenheime: Seniorenstiftung Adolphinum (Bergerhausen), Seniorenzentrum im Paulus-Quartier (Huttrop) Paul-Hannig-Heim (Heidhausen), Ev. Seniorenzentrum Frohnhausen, Georg-Schriever-Haus (Kettwig) und Johann-Grimhold-Haus (Kettwig).

Außerdem unterhält die Stiftung 20 Wohnhäuser mit 323 Wohnungen für Seniorinnen und Senioren. Sie hat 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Versöhnungskirche mit ihrem markanten Glockenturm wurde am 3. Mai 1964 eingeweiht. Der Entwurf stammte von Kirchen-Oberbaurat Herbert Lütters. Das Gemeindezentrum umfasst neben dem Kirchraum einen großen Gemeindesaal, mehrere Gruppenräume und einen Keller, der viel Platz für die Jugend bieten sollte. Für alle sichtbar trägt die Außenwand zur Alfredstraße das Pauluswort „Lasset euch versöhnen mit Gott“. Die Entscheidung, die Versöhnungskirche zu entwidmen, hatte das Presbyterium der Kirchengemeinde aufgrund der gesunkenen Mitgliederzahlen bereits 2018 getroffen.

Die Entwürfe aller Architekturbüros können noch bis Donnerstag, 23. Mai, in den Räumlichkeiten der Adolphi-Stiftung (Obere Fuhr 42, Essen-Bergerhausen) jeweils in der Zeit von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden.

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