Essen. Was können Essener tun, die Ratten bermerken? Sind die Tiere gefährlich? Wer ist in Essen zuständig? Antworten auf wichtige Fragen.
Zuletzt geschah es in einer in einer Siedlung in Essen-Stoppenberg: Plötzlich breiteten sich Ratten aus. Eine Sprecherin der Stadt und ein Essener Schädlingsbekämpfer erklären, wie Rattenplagen entstehen und welche Gefahren drohen.
Wie entstehen Rattenplagen?
Die Tiere leben in sozialen Verbänden und beanspruchen dabei ein wesentlich größeres Areal für sich als Mäuse, die auf drei bis vier Quadratmetern leben würden, erklärt der Essener Schädlingsbekämpfer Volker Skor: „Ratten haben es gern gemütlich.“ Sie würden sich also Plätze suchen, die ihnen erstens geeignete Unterschlupfmöglichkeiten und zweitens ein gutes Nahrungsangebot bieten. Das könne der Sperrmüllhaufen auf der Straße oder das Gerümpel im Hinterhof sein, sofern es über längere Zeit dort steht: „Da sind sie vor zu viel Regen geschützt und haben einigermaßen konstante Temperaturen“, so Skor. Auch große Müllcontainer, denen unten die Abflusstopfen fehlen, würden gern von Ratten aufgesucht. Gleiches gelte für Komposter, die ihnen durch die im Inneren entstehende Wärme ein kuscheliges Plätzchen böten.
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Was die Nahrung angehe, würden die Tiere in der Kanalisation ohnehin schon „wie im Schlaraffenland“ leben. Dort nämlich kommen die Essensreste an, die über Toiletten entsorgt werden: beispielsweise Nudeln oder Suppen. „Deshalb kommen die Tiere auch gern mal nachgucken“, erzählt Volker Skor. Dabei könnten sie durch das Abflussrohr bis in obere Stockwerke von Wohnungen gelangen.
Lebensmittelreste im Gebüsch, wie angebissene Brötchen, aber auch Küchenabfälle auf Komposthaufen, wie Kartoffelschalen oder der Möhrenstrunk, und Futterstellen für Gartentiere oder Stadttauben, seien für Ratten interessant. Je größer das Nahrungsangebot, desto größer die Population. Die goldene Regel laute daher: keine Nahrung bieten. Denn haben sich Ratten erst einmal angesiedelt und finden gute Bedingungen vor, können sie etwa alle sechs Wochen Nachwuchs bekommen, sagt Volker Skor, und zwar jedes Mal durchschnittlich sieben Jungtiere.
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Greift die Stadt Essen bei einem Rattenbefall ein?
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Das kommt drauf an. Handelt es sich um eine städtische Fläche, beispielsweise um Gehwege, Straßen, Gebüsche, Spielplätze oder öffentliche Grünflächen, kann die Stadt über die Mängelmelder-App oder per Mail an das Ordnungsamt informiert werden. Je nach betroffenem Grundstück werde direkt die „grundstücksverwaltende Stelle“ eingeschaltet, sagt Stadtsprecherin Maike Papenfuß. Diese sei dann für die Bekämpfung des Befalls zuständig. Das sind im Einzelnen die Sport- und Bäderbetriebe Essen, die Immobilienwirtschaft, das Amt für Straßen und Verkehr oder Grün und Gruga. Für die öffentliche Kanalisation und die zugehörigen Schächte sind die Stadtwerke verantwortlich.
Doch nicht in jedem Fall wird auch tatsächlich etwas unternommen, etwa wenn nur vereinzelte Tiere in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden beobachtet werden. Liegt hingegen ein deutlicher Befall vor, lässt die zuständige Stelle die Situation vor Ort überprüfen. Dabei werde dann beispielsweise nach Rattenlöchern gesucht. Ist eine Bekämpfung notwendig, werden professionelle Schädlingsbekämpfer beauftragt. Die Stadt Essen verfügt selbst über kein entsprechendes Personal.
Bei privaten Flächen liegt die Verantwortung und damit auch die Verpflichtung zur Bekämpfung eines Rattenbefalls beim jeweiligen Grundstückseigentümer, den Anwohner in diesem Fall verständigen müssten. Sollte der Eigentümer den Betroffenen nicht bekannt sein, könne man versuchen, diesen über andere Mieter oder Nachbarn ausfindig zu machen.
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Die Verpflichtung des jeweiligen Grundstückseigentümers ergebe sich zum einen aus der allgemeinen Verkehrssicherungspflicht, sie sei aber auch im Infektionsschutzgesetz geregelt, erklärt Maike Papenfuß.
Sind Ratten für Menschen gefährlich?
Grundsätzlich würden Ratten sich verstecken, wenn Menschen sich nähern, erklärt der Schädlingsbekämpfer Volker Skor. Fühlen sie sich jedoch in die Enge gedrängt, könnten sie zum Angriff übergehen. Ein Rattenbiss, der allerdings selten vorkomme, müsse wegen der Keimbelastung der Tiere unbedingt im Krankenhaus behandelt werden. Darüber hinaus können Ratten verschiedene Krankheitserreger über ihre Ausscheidungen übertragen. Deshalb sollte gerade bei einem Befall an „sensiblen Orten“ und Spuren zum Beispiel auf Spielplätzen eingegriffen werden, empfiehlt Skor.
Wie sollten Rattenplagen bekämpft werden?
Rattenfallen, die die Tiere per Schnappmechanismus durch Genickbruch töten sollen, sieht der Schädlingsbekämpfer kritisch. Immer bestehe die Gefahr, dass etwa Kinder mit ihren Händen oder aber Haus- und Wildtiere in die Fallen geraten. Zudem müssten die Fallen ständig kontrolliert werden, denn es komme häufig vor, dass die gefangenen Ratten nicht direkt tot seien und unnötig gequält würden: ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Das Mittel der Wahl für professionelle Schädlingsbekämpfer sei Gift: „Da müssen wir gar nicht drumherum reden.“ Ungern sieht er die Giftfallen aus dem Baumarkt in Privathaushalten. Denn: „Manche Leute verteilen die lustig unter den Balkonen, wo sie dann liegenbleiben.“ Groß sei dabei die Gefahr, dass andere Tiere oder sogar Kinder zu Schaden kämen.
Viele Schädlingsbekämpfer würden kategorisch Fälle ablehnen, in denen Anwohner bereits selbst Giftfallen im Freien aufgestellt hätten. Denn wenn diese irgendwo zurückblieben und etwas passiere, werde das am Ende möglicherweise den Unternehmen angelastet. Doch die Fallen seien noch aus einem anderen Grund problematisch: Falsch genutzt könnten sie zu Resistenzen führen, auch weil die Wirkstoffkonzentration geringer sei als bei professionellen Fallen.
Würden einzelne Tiere im Keller vermutet, könnten Anwohner auf die Fallen zurückgreifen, sagt Volker Skor. Bei einem größeren Befall rät er dazu, das Ganze in professionelle Hände zu geben. „Unser Beruf ist nicht umsonst ein Ausbildungsberuf.“ Er weist darauf hin, dass wie bei Rohrreinigern und Schlüsseldiensten auch in seiner Branche „viele schwarze Schafe“ unterwegs seien, die pauschal Summen von weit über 1000 Euro in bar verlangen würden. Dabei sollte ein erster Vor-Ort-Termin inklusive Angebotserstellung maximal 125 Euro kosten, die im besten Fall bei Beauftragung verrechnet würden, sagt Skor und ergänzt: „Achten Sie auf das Impressum des Betriebs, er sollte nachgewiesenermaßen ortsansässig sein“.
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