Essen. Als Buch und Film haben die „Känguru-Chroniken“ ein Millionenpublikum erreicht. Nun kommt das schlagfertige Känguru ins Essener Grend-Theater.
Rund zwei Stunden teilt es aus, das vorlaute Känguru, Hauptfigur in der szenischen Lesung im Essener Grend-Theater. Der satirische Stoff nach dem Erfolgsroman „Die Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling begeistert auch in der kurzweiligen Bühnenfassung, bei der Felix Sommer in Steele Regie führt.
Essener Schauspielerin gibt das schlagfertige Känguru
Wortreich, meinungsstark und vor allem schlagfertig kommt das Känguru daher. Im wahrsten Sinne: Reicht Sprache nicht mehr aus zur Verteidigung der Position, holt das Beuteltier kräftig aus. Und boxt in roten Handschuhen seine meist politischen Gegner zu Boden. Wunderbar gelesen und gespielt in schwarzem „Fuck-Nazi“-Hoodie und Haarreif mit Plüschohren von der Essener Schauspielerin Aless Wiesemann.
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Den Erzähler Marc-Uwe (Raphael Batzik), einen erfolglosen Kleinkünstler, der in seiner Berliner Wohnung dichtet, zieht das Känguru mühelos in seinen Bann. Unverhofft schellt es als neuer, wilder Nachbar an dessen Tür. Wie im Buch fragt es erst nach einem Ei, dann nach Salz und Mehl und so fort. Kurzum: Das Känguru bringt gewaltig Trubel in Marc-Uwes ruhiges Leben. Und wenig später zieht das Schnapspralinen liebende Tier – ein Fan von Kino-Held Bud Spencer und überzeugter Anhänger des Kommunismus – ungefragt bei ihm ein.
Feinsinnige Wortspiele und eine turbulente Jagd
In der szenischen Lesung vor fast ausverkauften Reihen folgt zunächst eine kurze Episode auf die nächste. Das Publikum beklatscht die absurden Diskussionen der ungleichen Mitbewohner und die aufmüpfige Art des Kängurus. Der hüpfende Revoluzzer lässt kein Thema aus – in gewitzten Anspielungen auf das Zeitgeschehen kriegt jeder sein Fett weg. Das beschwört Konflikte mit der Außenwelt und den Gesetzen geradezu herauf. Für die spießige Gesellschaft steht Gina Brooks auf der Bühne, die gekonnt in immer neue Rollen schlüpft: Als Polizist oder Zöllner oder auch mit Hamster-Blick sorgt die schnauzbärtige Gegenspielerin für Vergnügen.
Feinsinnige Wortspiele und Pointen werden von den drei Darstellenden ausdrucksstark vermittelt. Das schlichte Bühnenbild – ein Tisch, zwei Stühle, Sessel, Hängematte sowie drei Poster an der Wand – genügt für die gesamte Vorstellung. Die Möbel werden darin multifunktional verwendet. Nach einem eher ruhigen ersten Teil mit einem Potpourri kurzer Szenen gewinnt die Lesung nach der Pause deutlich an Fahrt. Ein Highlight ist die turbulente Soziologenjagd.
Fazit: Wer die „Känguru-Chroniken“ nicht kennt, kann dies bei einem Besuch im Grend-Theater nachholen. Und wer sie schon liebt, wird den Abend nicht bereuen.
Tickets für die Känguru-Lesung im Grend:
Nächste Aufführungen: Samstag, 6. April, 20 Uhr; Sonntag, 19. Mai, 17 Uhr; Samstag, 25. Mai, 20 Uhr. Tickets im Grend-Kulturzentrum, Westfalenstraße 311 in Essen-Steele (Fr/Sa, 10–12 Uhr), 0201-85 132 30 oder auf: https://grend.de/
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