Essen. Antikapitalistische Kalauer mit kommunistischem Känguru: Der Autor Marc-Uwe Kling präsentiert seine Kultfigur auch mit neuen Texten in Essen.
Exklusiv-Interviews gehören dazu, wenn ein lang erwarteter Film endlich in den Kinos anläuft. Marc-Uwe Kling schaut hinter dem Vorhang der Lichtburg nach: Wo ist bloß der gefragte Gesprächspartner? „Ausnahmsweise zu spät“, meint der Schöpfer dieser Figur. Gemeint ist natürlich jenes Känguru, das kiloweise Schnapspralinen verzehrt und als besserwisserischer Kommunist immer einen schlauen Angeber-Spruch auf den Lippen hat. Nun ist es direkt aus dem Buch auf die Leinwand gehoppelt.
Seine Fans lieben die Mixtur aus Humor und linker Haltung
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Marc-Uwe Kling führte das freche Beuteltier 2009 im Podcast „Neues vom Känguru“ ein. Schnell entstand eine Fan-Gemeinde, die diesen Mix aus Humor und linker Haltung liebte und aufsaugte. Kling lieferte: Vier Bücher sowie Hörspiele entstanden, schließlich auch eine Theaterfassung. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sein Känguru auf der großen Leinwand hüpfte. Das Drehbuch verfasste der Kabarettist selbst, auf dem Regiestuhl nahm der Schweizer Dani Levy Platz. Das Ergebnis wurde am Samstagabend in der Anwesenheit von Kling in der Lichtburg präsentiert.
Das Känguru will eine Finanztransaktionssteuer, „aber keine Mogelpackung wie bei Scholz“
Vor der Vorstellung sitzt der Autor vor ausverkauftem Haus am Lesepult und bemerkt ein wenig demütig: „Es ist merkwürdig, vor einem Kinofilm zu lesen.“ Doch diese Situation pariert der einstige Poetry Slammer ziemlich souverän. Denn neben bekannten Passagen aus den „Känguru-Apokyrphen“ performt er auch neue Texte. Darunter dieses Interview, in dem Kling wie üblich auch das Känguru mit öliger Stimme mimt. Dem kommunistischen Beuteltier wird eine Änderung des Drehbuchs im Sinne der eigenen, politischen Doktrin vorgeworfen. Prompt kontert es: „Kein Kommentar!“ Nächstes Gerücht: Offenbar naschte es auf dem Filmset zu viele Schnapspralinen und landete in der Entzugsklinik. „Kein Kommentar!“ Schließlich lässt sich das Känguru doch noch ein paar Sätze entlocken. Und zwar über eine favorisierte Finanztransaktionssteuer, aber eine Richtige, nicht so eine „Mogelpackung“ wie von Vizekanzler Scholz.
Marc-Uwe Kling bring den Kreuzberger Kosmos nach Essen
Als überzeugter Linker hat es aber mehr zu kritisieren: „Erlaubt mir noch eine paar kurze Worte zur politischen Situation in Deutschland.“ Und Kling entrollt auf der Bühne einen endlos langen Zettel. Damit hat der Autor das Publikum schnell in den Kreuzberger Kosmos entführt, in das er sich bekanntlich selbst hineingeschrieben hat: als Kleinkünstler, der unerwartet ein Känguru in seiner Wohnung aufnimmt. Und so beginnt auch die Verfilmung. Plötzlich steht ein Känguru vor der Tür von Marc-Uwe (gespielt von Dimitrij Schaad). Flott verzetteln sich beide in Streitigkeiten und Abenteuer, die die Fan-Gemeinde der „Känguru“-Chroniken auswendig kennt: Zoff mit Rechtspopulisten und Nazis. Oder unzählige, antikapitalistische Kalauer. In der Lichtburg sehen sie an diesem Abend ein filmisches Best-of.
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