Essen-Rüttenscheid. Das Wohnungsunternehmen will die Miete um 12,5 Prozent mindern. Zufrieden sind die Mieter an der Rüttenscheider Gummertstraße damit nicht.
Das Immobilienunternehmen Covivio saniert seit September 2023 die Häuser an der Gummertstraße 23 bis 35, um sie energetisch auf aktuellen Standard zu bringen. Gleichzeitig werden die Häuser um eine Etage aufgestockt und es entstehen elf neue Wohnungen, die barrierefrei über Fahrstühle zu erreichen sein sollen. Nicht erst seit Beginn der Arbeiten gibt es Streit zwischen dem Unternehmen und vielen Mietern. Die Liste der Streit- und Kritikpunkte ist lang.
Viele Bewohner der betroffenen Häuser beklagen den Schmutz, Baulärm und weitere Unannehmlichkeiten, die mit den Sanierungsmaßnahmen an und in den Häusern einhergehen. Sie verlangen, dass Covivio eine Minderung der monatlichen Miete ab September 2023 akzeptieren soll.
So hat zum Beispiel die Mieterin Jacomina de Rijke aus dem Haus Gummertstraße 35 argumentiert und setzt sich auch für ihre Nachbarn entsprechend ein. Einige Mieterinnen und Mieter haben sich der Initiative von Jacomina de Rijke und Thorsten von Borstel angeschlossen. Auch sie meinen: „Die Wohnbedingungen in unseren Häusern und Wohnungen sind momentan extrem schlecht. Da sind die von uns gezahlten Mietpreise zumindest temporär nicht gerechtfertigt.”
Covivio kommt Bewohnern der Essener Gummertstraße mit Mietminderung entgegen
Covivio verweist in den Antworten auf die vielen Informationsschreiben zu den Maßnahmen an den Häusern und teilt am 28. Februar mit, dass den Mietern rückwirkend ab dem 16. November 2023 eine um 12,5 Prozent verringerte Miete in Rechnung gestellt werde. Bei der Bemessung der Mietminderung habe man Baustellenverkehr, Baulärm, Verunreinigungen im Objekt und den Außenanlagen zum Ansatz gebracht.
Covivio schreibt weiter an die Mieter des Hauses Gummertstraße 35, sie sollten beachten, dass im Zusammenhang mit den angekündigten und anstehenden Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen in ihrem Haus ab 22. April „gesondert zu betrachtende Regelungen hinsichtlich etwaiger Mietminderungsansprüche eintreten”. Dies lässt zumindest die Hoffnung auf eine höhere Mietminderung ab dem genannten Datum zu, wenn dieses Haus direkt betroffen sein wird. Das beruhigt die erhitzten Gemüter allerdings nur wenig.
Gern gelesen in Essen
- Neue Therapie: Wenn das innere Kind die Psyche krank macht
- Tränen getrocknet: Essener Buchhandlung Proust gerettet
- EM-Stimmung: Achim (68) macht Essener Straße zum Fahnenmeer
- Gruga-Sommerkirmes in Essen: Diese Fahrgeschäfte sind dabei
- Projekt Rüttenscheid von „Essen diese“: Headliner steht fest
Rüttenscheider Mieter fordern weitere Entschädigungen
Es sei zwar gut, dass Covivio die Miete nun endlich heruntersetze, dies aber erst zu einem späteren Zeitpunkt, als die Belastungen begonnen hätten, erklären mehrere Mieter aus den Covivio-Häusern. Außerdem würden in den Nebenkosten immer noch Gartenarbeiten berechnet, die seit Beginn der Baumaßnahme überhaupt nicht mehr stattfinden könnten. Die Rasenfläche sei durch Schotter ersetzt worden und werde als Baustelleneinrichtung genutzt und das übrige Grün sei durch die Gerüste und den Bauschutt nahezu völlig verschwunden.
Dafür wollen die Mieter ebenfalls entschädigt werden. Thorsten von Borstel, der ebenfalls in einem der betroffenen Häuser wohnt: „Die Gartenarbeiter kommen acht Stunden, von denen sie vier Stunden arbeiten, wo es im Grunde nichts mehr zu arbeiten gibt.” Dafür sei man nicht bereit zu zahlen. Eine Antwort auf diese Forderung steht noch aus.
Ebenso auf weitere Fragen der Mieterinnen und Mieter wie zum Beispiel: Hat sich Covivio dafür eingesetzt, dass die Gartenarbeiten nicht mehr samstags durchgeführt werden? Ist eine Neuberechnung der Pauschale erfolgt? Wann wird die Mietminderung gutgeschrieben? Da die Lärm- und Staubbelästigung zugenommen hat, wird die Mietminderung angepasst? Die Mieter hoffen auf baldige positive Antworten der Wohnungsgesellschaft.
Ärger-Protokoll der Covivio-Mieter in Essen-Rüttenscheid
- August 2019: Die Mieter der Covivio-Häuser beklagen sich über erheblichen Baulärm und Schmutz durch die benachbarte Baustelle, auf der mehrere Mehrfamilienhäuser entstehen sollen.
- Januar 2023:Mieter melden, dass etliche Bäume an den Covivio-Häusern ohne Ankündigung gefällt wurden, um Platz für die Baustelleneinrichtung zu schaffen.
- Juni 2023: Mieter sind besorgt um Miet- und Nebenkostenerhöhungen nach der Maßnahme und hinterfragen, ob alle geplanten Maßnahmen wie z.B. die Dachaufstockungen, notwendig seien.
- August 2023: Neue Sorgen bei Mietern und Anwohnern: Grünflächen sollen zu Parkplätzen umfunktioniert werden, um Parkraum für die Mieter der elf neuen Wohnungen zu schaffen.
- September 2023:Die Baumaßnahme verzögert sich um rund zwei Monate wegen des Verdachts eines Weltkriegsblindgängers auf dem Grundstück. Der Verdacht bestätigte sich nicht.
- November 2023:Mieter fordern Mietminderungen wegen der Sanierungsarbeiten, die viel Lärm und Unannehmlichkeiten verursachen.
- Dezember 2023:Abbrucharbeiter hinterlassen das Dach des Hauses Gummertstraße 23 undicht und einsturzgefährdet.
- Februar 2024: Mieter verlangen erneut Mietminderungen seit Beginn der Arbeiten aufgrund von Baulärm, Schmutz und sonstigen Unannehmlichkeiten. Covivio gesteht diese aber erst ab dem 16.11.2023 zu. Außerdem wollen die Mieter nicht mehr für Gartenarbeiten zahlen. Dazu liegt eine Äußerung von Covivio den Mietern noch nicht vor.
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]