Essen-Werden. Die Stadt Essen lädt Bürger zu fünf Mobilitätsforen ein: Das erste ist am 19. Februar in Werden. Die Klima-Initiative hat bereits einige Ideen.

Wie stellen sich die Bürgerinnen und Bürger ihre optimale Mobilität in Essen im Jahr 2035 vor? Dazu bietet die Stadt fünf sogenannte Mobiliätsforen in verschiedenen Stadtteilen an – das erste findet am Montag, 19. Februar, in Werden statt. Ziel ist es, die Expertise der Beteiligten zu nutzen, um das Zurücklegen der alltäglichen Wege zukünftig zu verbessern. Künftig sollen alle effizient, komfortabel und sicher in Essen mobil sein und gleichzeitig das Klima geschützt werden.

Der in Werden ansässige Stadtplaner Michael Happe und Barbara Vlijt, pensionierte Lehrerin und aktive Presbyterin der Evangelischen Gemeinde Werden, engagieren sich in der Initiative „Gemeinsam für Stadtwandel Werden“. Der südliche Essener Stadtteil leide besonders im Ortskern unter dem Durchgangsverkehr der Bundesstraße 224. Aber es gebe Konzepte, die zur Entlastung der Anwohner beitragen könnten, erklären sie im Gespräch.

Nicht den Verkehr im Zentrum von Essen-Werden stauen, sondern davor

Zum Beispiel eine „Pförtnerlösung“ für den Verkehrsstrom, der von Bredeney aus den Berg zur Ruhr herunterkommt. „Zu Stoßzeiten herrscht Dauerstau vom S-Bahnhof bis zur Wintgenstraße und zurück. Langsames Stop and Go, Lärm und Abgas, die Busse stehen im Stau, Radfahren unmöglich, keine Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Anwohner“, konstatiert Michael Happe. Von solcher Überlastung könnten auch die Einzelhandelsgeschäfte nicht profitieren.

Man sollte nur so viele Autos über die Brücke lassen, dass der Verkehr im Zentrum zügig abfließen kann.
Michael Happe, Stadtplaner

Den Grund sieht er in den drei Fahrspuren, die über die Brücke führen. Ab dem Werdener Markt gebe es nur noch eine Geradeausspur der B 224 Richtung Heidhausen und in die Nachbarstadt Velbert. „Werden-Zentrum ist ein Nadelöhr, die jetzige Verkehrsführung ist völlig unsinnig“, findet der Stadtplaner. Nicht den Verkehr im Zentrum stauen, sondern davor – das ist sein Vorschlag. „Man sollte nur so viele Autos über die Brücke lassen, dass der Verkehr im Zentrum zügig abfließen kann.“ Nur dann könne man über Tempo 30 diskutieren.

Der geplante Radweg von Essen nach Velbert kommt nicht voran

„Das könnte so aussehen, dass die zweispurige Straße für den Autoverkehr vor dem S-Bahnhof auf eine Spur verengt wird, und die zweite Spur für Busse und gegebenenfalls Fahrräder vorbehalten bleibt“, schlägt Happe vor. Das wäre ein „Pförtner“ vor dem Werdener Zentrum. Dass dann jene Autofahrer im Stau stehen, die zur S-Bahn oder über die Ruhrtalstraße nach Kettwig wollen, sei hinnehmbar.

Auf dem Kastellplatz könnte ein Parkhaus entstehen, das Platz für Anwohner, Touristen wie auch Berufspendler böte.
Auf dem Kastellplatz könnte ein Parkhaus entstehen, das Platz für Anwohner, Touristen wie auch Berufspendler böte. © FUNKE Foto Services | Livia Krimpelbein

Die Abgase seien nicht mehr das zentrale Thema, sondern der Lärm, den der stete Verkehrsstrom durch die Abtei- und die Brückstraße verursache, hakt Barbara Vlijt ein. Ein Strom, der bisher keinen Platz lasse für den schon lang geforderten Radweg bis nach Velbert. „Die Planung kommt bei der Stadt einfach nicht voran.“ Ein Strom, der auch das Aufheizen des Werdener Ortskerns weiter begünstige: „Um das zu stoppen, brauchen wir breitere Gehwege und Bäume entlang der Straße.“

Um das Aufheizen des Ortskerns zu stoppen, brauchen wir breitere Gehwege und Bäume entlang der Straße.
Barbara Vlijt, Klima-Initiative

Quartierparkplätze für Anwohner und Berufspendler schaffen

Den Pkw-Verkehr aus dem Ortskern herauszuhalten, sei Ziel der Initiative, so Happe. Die Pläne der Stadt, im Rahmen der Neubebauung des alten Postgeländes ein Parkhaus direkt an der Brehminsel auf dem Lehrerparkplatz zu bauen, hält er deshalb für falsch.

Die Termine der Mobilitätsforen

Wie sieht die Mobilität von morgen aus? Was brauchen die Essenerinnen und Essener, um gut von A nach B zu kommen? Die Beteiligten sollen beschreiben, was sie konkret brauchen, um in Zukunft effizient, komfortabel und sicher in Essen mobil zu sein. Die Ergebnisse sollen in den Mobilitätsplan der Stadt einfließen.

Hier finden die Foren jeweils von 18 bis 20.30 Uhr statt: Werden, 19. Februar, Forum Mariengymnasium, Brückstraße 108; Steele, 21. Februar, Gemeindezentrum St. Laurentius, Laurentiusberg 1; Borbeck, 4. März, Residenzsaal Schloss Borbeck, Schlossstraße 101; Innenstadt, 5. März, Unperfekthaus, Friedrich-Ebert-Straße 18; Altenessen, 8. April, Paul-Humburg-Gemeindehaus, Hövelstraße 71.

Anmeldung erbeten auf www.essen.de/mobilitätsforen oder unter 0201 88-66632.

Die Initiative plädiert vielmehr für eine hufförmige Fahrradstraße von der Einfahrt Heckstraße am Stadtbad und Gymnasium vorbei bis zur Brückstraße. „Für die wegfallenden Parkplätze würde sich der Kastellplatz eignen. Dort könnte ein Parkhaus entstehen, in dem sowohl Altstadtbesucher wie auch Berufstätige ihre Fahrzeuge abstellen könnten“, erklärt Happe. Auch am S-Bahnhof sei eine zweite Ebene der Park & Ride-Plätze bereits in der Diskussion.

Den Menschen in Essen Alternativen zum Auto bieten

Die Idee sogenannter Quartierparkhäuser halte er übrigens auch für andere Stadtteile sinnvoll, sagt Happe. Um den Park-Such-Verkehr zu kanalisieren, aber auch, um Wohnviertel zu entlasten. Wie in Rüttenscheid „einfach ein paar Symbole auf die Fahrbahn zu malen und nichts im Verkehrsraum zu ändern“, bringe nichts. „Die Parkplätze sind ja alle noch vorhanden und das bringt Konflikte“, stimmt Radfahrerin Barbara Vlijt ein. Ein verträgliches Miteinander aller Verkehrsmittel sei nur zu erreichen, wenn den Menschen auch Alternativen aufgezeigt würden.

Etwa durch Quartierbusse, wie sie in Fischlaken und Heidhausen eingesetzt werden. Vlijt: „Ich bin froh, dass ich so bequem in den Ortskern komme und meine Einkäufe ohne Auto erledigen kann.“ Ein Beispiel, das auch in anderen Stadtteilen Schule machen sollte.

Happe: „Wir sind noch immer eine vom Auto dominierte Stadt. Wir müssen Angebote und Anreize schaffen. Leihräder, Car-Sharing, besserer ÖPNV.“ Er sei gespannt auf die Mobilitätsforen – und was die Stadt daraus für Schlüsse ziehe.

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