Essen. Neues, gewaltiges Förderprogramm aus Berlin für Brennpunktschulen. Welche Schulen profitieren, und was sie wirklich brauchen.

Jede vierte Schule in Essen könnte künftig jedes Jahr 250.000 Euro an zusätzlicher Förderung erhalten. Das steht aber noch nicht fest. Klar ist bislang nur, dass die Bundesregierung ein aufwändiges Förderprogramm für Schulen in Brennpunkten gestartet hat und ab dem Schuljahr 24/25 viel Geld verteilen will. Wir erklären, was das für Essener Schulen bedeuten könnte. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was hat die Bundesregierung angekündigt?

Am Freitag (2. Februar) kündigten die Bundes- und Landesregierung an, dass Schulen in sozialen Brennpunkten in den kommenden zehn Jahren viel stärker als bislang unterstützt werden sollen. Die Maßnahme heißt „Startchancen“. In Nordrhein-Westfalen sollen 2,3 Milliarden Euro auf rund 900 Schulen verteilt werden in einem Zeitraum von zehn Jahren. Das Ziel ist bundesweit, an Brennpunkt-Schulen die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit ernsthaften Problemen in Mathe und Deutsch langfristig zu halbieren.

Was wird mit dem Geld gemacht?

Von dem Geld sollen unter anderem Personal eingestellt, besondere Lehr- und Lernmittel gekauft, pädagogische Projekte bezahlt, Eltern-Aktionen und Qualifizierungsmaßnahmen für Pädagogen finanziert werden. Auch die Ausstattung der Schulen soll verbessert werden. Ein Großteil des Geldes soll an Grundschulen gehen. Ausdrücklich soll es keine gleich lautende Pauschalsumme für jede Schule geben, sondern die Mittel sollen individuell und somit in unterschiedlicher Höhe verteilt werden. Die Entscheidung, welche Schule wie viel Geld bekommt, soll in den nächsten Wochen getroffen werden. Dabei spielt der so genannte „Sozialindex“ eine entscheidende Rolle.

Was ist der Sozialindex?

Der „Sozialindex“ (Noten 1 bis 9) für Schulen in NRW beschreibt rechnerisch, wie viele Schülerinnen und Schüler in Armut leben und wie stark die Schule sich mit den Problemen befassen muss, die Migration, Bildungsferne und schlechte Situationen im Stadtteil mitbringen können. „1“ ist dabei der günstigste, „9“ der schlechteste Wert. Beispiele aus Essen: Die Carl-Funke-Grundschule im reichen Heisingen hat den Sozialindex „1“, die Gesamtschule Nord im relativ armen Stadtteil Vogelheim hat „9“.

Wie viele Schulen in Essen haben hohe Sozialindex-Werte?

Mehr als jede vierte Schule in Essen (Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien) hat einen aktuellen „Sozialindex“ von acht oder neun. Besonders betroffen sind Schulen in Stadtteilen wie Altendorf oder im Essener Norden. Aber auch die Dürer-Grundschule in Borbeck-Mitte hat beispielsweise eine „acht“, die Cranach-Schule in Frohnhausen auch, die Grundschule an der Heinickestraße im Südviertel hat eine „neun“. Mit dem schulgenauen Sozialindex will die Landesregierung die Vergabe von Geld für Personal und Ausstattung genauer steuern.

Wie viel Geld gibt es denn bald?

Das steht noch nicht fest. Wenn jede der 34 Schulen in Essen, die einen Sozialindex von acht oder neun haben, mit der Durchschnittssumme ausgestattet würde, die für NRW-Schulen zur Verfügung steht, käme man auf jährlich 250.000 Euro pro Schule - und das zehn Jahre lang. Es handelt sich hierbei um ein bloßes Gedanken- und Rechenspiel, das verdeutlichen soll, um welche handfesten Summen es am Ende geht.

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Was sagen Essens Schulleiter?

Die Grundschule Bückmannshof in Altenessen hat zwar einen vermeintlich milden Sozialindex von vier, doch Leiterin Sabine Barkhoff-Pleines muss nicht lange überlegen, was sie mit dem Geld anstellen würde: „Kleinere Klassen einrichten, mehr Personal.“ Mit einer Größe von 28 und 30 Kindern seien die Gruppen zu groß, die Klassen zu eng besetzt, „und die Kinder fordern die Aufmerksamkeit, die sie brauchen, und auf die sie ein Anrecht haben.“ Besonderes Unterrichtsmaterial würde Irena Richter anschaffen, die Leiterin der Emscherschule in Altenessen (Sozialindex 6), „weil wir für alles, was die Kinder in besonderem Maße fördern würde, kein eigenes Geld haben.“ So konnten zum Beispiel nur mit Hilfe der Zuwendung einer Stiftung programmierbare Lego-Roboter angeschafft werden. Annette Vogt, die Leiterin der Gesamtschule Nord (Sozialindex 9), sagt: „Vor allem die digitale Ausstattung muss besser werden, auch ansprechendere Möbel wären hilfreich.“

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