Essen. Essen benötigt so schnell wie möglich weitere weiterführende Schulen im Stadtgebiet. Was ein Blick in den Schulentwicklungsplan verrät.

Essen benötigt so schnell wie möglich 15 weitere, neue Schulgebäudezehn neue Grundschulen, zwei Gymnasien, zwei Gesamtschulen und eine Realschule. Das geht aus dem neuen Schulentwicklungsplan der Stadtverwaltung hervor. Nachdem der Entwicklungsplan für die Grundschulen bereits im Juni veröffentlicht wurde, hat die Verwaltung jetzt eine ausführliche Bedarfs-Prognose der weiterführenden Schulen im Stadtgebiet veröffentlicht. Dieser Bedarf, heißt es in dem rund 80-seitigen Bericht, sei „sehr hoch“.

Der zweite Teil des Schulentwicklungsplans wird derzeit in den Bezirksvertretungen und Fachausschüssen diskutiert und soll Mitte Dezember vom Rat der Stadt Essen beschlossen werden. Der Entwicklungsplan zu Grundschulen war schon im Sommer beschlossen worden; er wird derzeit auf die Umsetzbarkeit überprüft.

Essener Schulen: Zahl der Fünftklässler wird ansteigen

Die Prognosen sind eindeutig: Die Zahl der Fünftklässler in Essen wird in den kommenden Jahren von derzeit rund 5000 auf 6000 Kinder ansteigen. Doch man wird auch aus anderen Gründen viel mehr Schulraum benötigen, als es derzeit gibt: An den Gymnasien ist „G9“ wieder eingeführt worden, also die Verlängerung der Gymnasialzeit von acht auf neun Jahre – die derzeitigen Jahrgänge fünf bis einschließlich acht und alle folgenden werden mehr Zeit in der Schule verbringen als die Jahrgänge zuvor.

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Hinzu kommt mehr Raum-Bedarf durch Ganztags-Angebote auch an den weiterführenden Schulen sowie der Unterricht von Kindern mit Förderbedarf („Inklusion“). Der neue Schulentwicklungsplan berücksichtigt auch mögliche neu zu bauende Wohnungen und Häuser im Stadtgebiet, die Familien mit Kindern anziehen, und geht von einem allgemein gestiegenen Raumbedarf der Schulen aus. Diesem Raumbedarf trägt die Verwaltung mit der im Sommer 2020 verabschiedeten „Schulbauleitlinie der Stadt Essen“ Rechnung.

Essener Grundschulen: Zehn Neubauten seien alternativlos

Schon bei den Grundschulen wurde die Dramatik der Situation unbeschönigt dargestellt: 38 der 84 bestehenden Grundschulen benötigen schnell An- und Zusatzbauten für Erweiterungen; außerdem sind zehn weitere Neubauten alternativlos. Bei den jetzt untersuchten weiterführenden Schulen sind zwei neue Gymnasien unverzichtbar – wobei darunter nicht der ohnehin für 2026/27 geplante und beschlossene Neubau des Gymnasiums Nord-Ost gemeint ist. Sondern es geht immer nur um zusätzliche, neue Schulbauten.

An sieben Gymnasien müsste überprüft werden, ob sie vergrößert werden könnten, zwei Neubauten für je vier Züge müsste her. Die Gesamtschulen – inklusive der noch zu bauenden an der Erbslöhstraße in Altenessen - müssen ebenfalls um zwei Neubauten ergänzt werden. Die Schulverwaltung empfiehlt überraschend deutlich, dass eine von ihnen im Süden etabliert werden soll, denn die Schulform Gesamtschule sei auch „für Kinder des Essener Südens eine durchaus gewünschte Schulform.“

Gesamtschule im Essener Süden

Diese These belegt man mit der Tatsache, dass im Bezirk VII (Steele) ein Viertel der Grundschul-Abgänger eine Gesamtschule besucht, vornehmlich die Erich Kästner-Gesamtschule in Freisenbruch. Und die 2017 in Stadtwald aufgegebene Gesamtschule Süd, die nie populär war? Sie wird spätestens 2024/25 zur Zweigstelle der Erich Kästner-Gesamtschule umfunktioniert werden. Dass eine neue, weitere Gesamtschule im Essener Süden wieder floppen könnte, davon geht man bei der Schulverwaltung offenbar nicht aus.

Bei den Realschulen ist der Raumbedarf ebenfalls enorm, konstatiert der Schulentwicklungsplan. Vor allem Fachräume mussten zugunsten regulärer Klassenräume aufgegeben werden. Ohne den Neubau einer weiteren Realschule und der Erweiterung von sechs bestehenden komme man langfristig nicht hin, heißt es.