Essen-Borbeck. In einer Essener Grundschule nutzen schon die Jüngsten digitale Technik, um ihre Umwelt zu verstehen. Wie das funktioniert.
Die Kinder der Klasse 3b kümmern sich um die Hochbeete hinter der Dürerschule in Essen-Borbeck: Ganz analog mit einer Gießkanne ausgestattet, aber neuerdings auch mit digitaler Unterstützung. Mit Hilfe eines Sensors können sie messen, wie feucht die Erde unter Stiefmütterchen, Petersilie, Rosmarin und Zitronenmelisse ist. Die Daten lässt sich Ferhan (9) direkt auf sein Schul-iPad spielen. „Wenn es dann Rot anzeigt, muss man gießen“, erklärt er. Wenn alles im grünen Bereich ist oder der Wetterbericht ohnehin einen Regenschauer ankündigt, bleibt die Gießkanne leer.
Die Messdaten der vergangenen Tage schauen sich die Kinder gemeinsam im Klassenzimmer an. Die achtjährige Hannah analysiert eines der Diagramme. „Es zeigt den Wasserbedarf, den der Sensor gemessen hat“, erklärt sie. Übertragen werden die Daten über das Funknetz der Stadtwerke, ein Gateway auf dem Dach der Schule ermöglicht das.
Essener Dürerschule ist als erste ans städtische Funknetz angeschlossen
Die Dürerschule ist die erste Essener Grundschule, die das städtische LoRaWAN-Netzwerk für den Unterricht nutzt. LoRaWAN steht für „Long Range Wide Area“: Kleinere Datenmengen sollen über das Netzwerk energie- und kosteneffizient, aber gleichzeitig mit großer Reichweite verbreitet werden können. Die Stadtwerke Essen hatten das bereits bestehende Funknetz 2019 erworben, um einen weiteren Schritt in Richtung „Smart City“ zu gehen, also hin zur digitalen Stadt.
Nach und nach soll das Netzwerk erweitert werden. Bisher wird es zum Beispiel für die Steuerung der intelligenten Leuchten entlang der Huyssenallee genutzt. Sensible oder für die Infrastruktur kritische Daten würden über das Netzwerk nicht verbreitet, versichert Lars Martin Klieve, kaufmännischer Vorstand der Stadtwerke Essen.
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Neu ist die Nutzung des LoRaWAN-Netzwerks in Schulen. Unter dem Motto „Digitalisierung zum Anfassen“ hat die Smart-City-Initiative „Connected Essen“ zunächst drei Projektschulen ausgesucht, darunter zwei weiterführende Schulen (Bertha-Krupp-Realschule und Berufskolleg Ost) und eben die Dürerschule, die sich als eine der ersten auf den Aufruf gemeldet hatte. Schulleiterin Andrea Witzmann lobt das Engagement ihrer Kolleginnen und Kollegen, wenn es um die Vermittlung von Digitalkompetenzen an die Jüngsten geht.
Kinder sollen Digitalkompetenzen entwickeln und ihre Umwelt entdecken
Mittlerweile sind an der Dürerschule alle Kinder sowie Lehrerinnen und Lehrer mit einem Schul-iPad ausgestattet. „Die Kinder nutzen es bei uns täglich als Werkzeug“, sagt Annika Strackbein, die Digitalisierungsbeauftragte der Dürerschule. Wichtig sei ihr, dass die Schülerinnen und Schüler parallel dazu ihre Umwelt auch immer mit ihren eigenen Sinnen erleben. So ertasten sie die Bodenfeuchtigkeit in den Beeten auch mit den eigenen Händen, erfahren, was Pflanzen für ihr Wachstum benötigen, pflegen die Kräuter und verkosten sie auch, zum Beispiel im Kräuterquark.
Die Sensordaten sind dabei eine digitale Unterstützung. In Zukunft sollen weitere Projekte dieser Art an Essener Schulen folgen. Jochen Sander, Geschäftsführer der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV), unter deren Dach die Smart-City-Initiative angesiedelt ist, sagt: „Wir versuchen, das LoRaWAN-Netzwerk auch für andere Zwecke zu nutzen, zum Beispiel für das Energiemanagement an Schulen, um Kosten zu sparen und etwas für die Umwelt zu tun.“ So könnten die Sensoren dabei helfen, das Raumklima in den Klassenzimmern zu steuern.
Interessierte Schulen können sich an die Smart-City-Initiative wenden über info@unsere-smartcity-essen.de.
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