Essen. Daniela Fahl hat Brustkrebs, wird an den Kliniken Essen Mitte behandelt. Die Krankheit will sie aus der Tabuecke holen. Das ist ihre Geschichte.

Daniela Fahl hat Brustkrebs. Drei Operationen in einem halben Jahr hat sie hinter sich und wird derzeit im Interdisziplinären Brustzentrum der Kliniken Essen Mitte (KEM) mit einer Chemo- und Antikörpertherapie behandelt. Die 50-jährige Verlagskauffrau aus Hamminkeln erfuhr im August 2023, dass ein Mammakarzinom in ihrer rechten Brust gewachsen war. Den Tumor hatte sie selbst ertastet. Zum Weltkrebstag am 4. Februar will die Patientin anderen Mut machen. Und den Brustkrebs aus der Tabuecke holen.

Als sie die tückische Krankheit entdeckte, erholte sich die Alleinstehende gerade von einer schweren Operation. „Wegen eines sehr großen Myoms war meine Gebärmutter entfernt worden.“ Der lange Schnitt am Bauch war noch nicht verheilt, da ereilte sie die nächste Hiobsbotschaft: Die Pathologie ergab zwei Mammakarzinome im Gewebe der rechten Brust. Viele Fragen und Gedanken seien ihr durch den Kopf geschossen. „Die Diagnose hat meine Welt von einem Augenblick auf den anderen aus den Angeln gehoben.“

Krebspatientin aus Hamminkeln sagt: „Grübeln nutzt nichts“

Warum hat ausgerechnet sie der Krebs befallen? Sie habe sich doch gesund ernährt und ausreichend bewegt. „Und ich war und bin immer gern draußen in der Natur. Ich liebe lange Spaziergänge mit meinem Hund Finn. Er ist mein Motivator.“ Doch es gab da eben die Brustkrebsfälle in ihrer Familiengeschichte: „Meine 15 Jahre ältere Schwester ist mit 43 daran gestorben.“

Auch eine Tante mütterlicherseits erkrankte an Krebs. Grübeln aber nütze nichts. „Man kann aus der Vergangenheit nur lernen oder Rückschlüsse ziehen. Heute lege ich den Grundstein dafür, dass es mir morgen gut geht.“

Krebstherapie: Dem Haarverlust soll eine spezielle Kühlkappe vorbeugen

„Frau Fahl erhält nach der chirurgischen Tumorentfernung eine adjuvante Chemo- und Antikörpertherapie gegen ihren HER2-positiven Brustkrebs, der in etwa 15 Prozent aller Fälle auftritt“, erklärt Prof. Sherko Kümmel, Direktor des Interdisziplinären Brustzentrums. Dem Haarverlust, die meist gefürchtete Nebenwirkung bei Frauen, beuge sie mit einer speziellen Kühlkappe vor, die sie bei der rund drei- bis fünfstündigen Behandlung trägt, so der 52-jährige Brustkrebsspezialist.

Prof. Sherko Kümmel ist Direktor des Interdisziplinären Brustzentrums.
Prof. Sherko Kümmel ist Direktor des Interdisziplinären Brustzentrums. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Hände und Füße der Patientin werden mit Kühlpacks versehen. „Das verringert die Durchblutung. Auf diese Weise will man einer Polyneuropathie verhindern, eine häufige Folge einiger Krebsmittel. Symptome sind Missempfindungen wie Ameisenkribbeln, Sensibilitätsstörungen oder auch Schmerzen“, so Prof. Kümmel weiter. Mit „Erschöpfung, Hautausschlägen, Hitzewellen und Beeinträchtigungen des Geschmackssinns“ gehen bei ihr die Chemotherapien einher, berichtet Daniela Fahl. Die Übelkeit halte sich zum Glück in Grenzen.

Chemotherapie ist nach wie vor eine wichtige Behandlungsform bei Krebs

Bloß keine Chemotherapie hatte sie zunächst gehofft. „Daran führte in diesem Fall kein Weg vorbei. Der Krebs hatte bereits gestreut. Aber die Chemotherapie zählt nach wie vor mit zu den wichtigsten Behandlungsformen bei Krebs“, erklärt Prof. Sherko Kümmel, der regelmäßig Fachvorträge hält. Und dass, obwohl sich die Patientin vorher zur Entfernung beider Brüste entschieden hatte. „Um sicherzugehen“, wie Daniela Fahl sagt. Die eingesetzten Implantate mussten in einer zweiten Operation Mitte September 2023 wieder entfernt werden. Die Ärzte legten ihr gleich einen Port, den Zugang für die Krebsmedikamente, die sie in den kommenden Monaten erhalten sollte. Das sei dann nochmal ein Schock gewesen.

Chemotherapie, das ist ein Schreckgespenst für jeden
Daniela Fahl - Krebspatientin

Mit gemischten Gefühlen startete die 50-Jährige am 9. Oktober 2023 die Behandlung mit den aggressiven, zytostatischen Mitteln, die die Teilung und Vermehrung der Tumorzellen stoppen sollen. „Chemotherapie, das ist ein Schreckgespenst für jeden.“ Doch sie habe gelernt, damit umzugehen. Wie mit der Migräne, an der sie seit dem 14. Lebensjahr leide. Entsprechend hoch sei ihre Schmerzgrenze.

Die Chemo erhielt sie zunächst in vier Einheiten alle zwei Wochen. Darauf folgte ein neuer Zyklus zwölfmal wöchentlich. Alle drei Wochen kriegt sie ergänzend eine Antikörpergabe. „Die Patientin hat eine sehr gute Prognose“, erklärt Klinikleiter Prof. Kümmel, seit 2010 Direktor des Interdisziplinären Brustzentrums. Es gilt als eines der weltweit führenden Krebszentren für ganzheitliche Behandlungsstrategien aus der Naturheilkunde (Mind-Body-Medizin) und der Schulmedizin.

Daniela Fahl: „Freue mich, dass ich in Essen so eine renommierte Klinik mit ganzheitlichen Behandlungsmethoden gefunden habe“

So verbringt Daniela Fahl derzeit zweimal wöchentlich mehrere Stunden im Interdisziplinären Brustzentrum. „Ich freue mich, dass ich in Essen so eine renommierte Klinik mit ganzheitlichen Behandlungsmethoden gefunden habe. Dafür nehme ich den Weg gern auf mich. Die Therapien betrachte ich inzwischen als Me-Time, Zeit für mich. Ich finde dabei zu mir und tue, was mein Körper gerade benötigt, um den Krebs zu besiegen.“ Sehr hilfreich, so die Patientin, sei die naturheilkundliche Begleittherapie. „Anfangs litt ich unter starken Kopfschmerzen, die durch Akupunktur gelindert werden konnten.“

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In der Tagesklinik an der Henricistraße finden die regelmäßigen Kontrollen der Blutwerte statt. Die Krebserkrankten treiben dort Sport, lernen Meditation oder etwas über Achtsamkeit oder Ernährung. Als naturheilkundliche Methoden werden unter anderem Akupunktur, Akupressur, Massagen, Wickel und Auflagen angeboten.

Krebspatientin Daniela Fahl aus Hamminkeln wird in Essen behandelt.
Krebspatientin Daniela Fahl aus Hamminkeln wird in Essen behandelt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Ich habe mich jedoch entschieden, die Krankheit anzunehmen und sie zu akzeptieren. Nicht mit Wut und Frustration dagegen anzukämpfen, sondern den Kampf den Ärzten und der Medizin überlassen“, sagt Daniela Fahl. Die Therapie erfolge individuell. Auch Bestrahlungen seien geplant. So einzigartig wie jeder Mensch sei auch der Krebs. „Natürlich gibt es Wünsche für die Zukunft. Ich hoffe, dass ich bald im Job wieder voll einsteigen kann. Ich möchte wieder mehr reisen.“ Vor allem aber: „Das Erlernte aus der Mind-Body-Medizin in meinen Alltag nach der Akut-Therapie integrieren.“

4500 Brustkrebs-Patientinnen jährlich

Prof. Sherko Kümmel und sein Team stehen für eine ganzheitliche Behandlung am Interdisziplinären Brustkrebszentrum der Kliniken Essen Mitte (KEM). Man kooperiert mit der Klinik für Naturheilkunde und der Klinik für Integrative Onkologie – stationär und ambulant. Über 4500 Patientinnen mit Brustkrebs werden pro Jahr beraten und behandelt. Die Klinik verfügt mit jährlich über 2.100 Brustoperationen über große Erfahrungen, ist zertifiziert durch die Deutsche Krebsgesellschaft und vom Land NRW als operativer Standort ernannt.

Prof. Kümmel hält mindestens einmal im Monat einen kostenfreien Vortrag zum Thema Brustkrebs für Betroffene und Interessierte und ist zudem als DocKuemmel bei Social Media aktiv. Info unter: www.kem-med.com

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