Essen. Ein Essener Brustkrebs-Experte lobt Hollywoodstar Angelina Jolie für ihre Verdienste um die Vorsorge. Er selbst wurde als „Busenfreund“ geehrt.
Brustkrebs-Experte Prof. Dr. Sherko Kümmel von den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM) ist in regelmäßigem wissenschaftlichem Austausch mit Medizinern von der Berliner Charité, aus den USA oder Frankreich. Gleichzeitig hat er keine Scheu, auf griffige Art über Brustkrebs zu sprechen und für Vorsorge zu werben. Jetzt lobte er im Radiosender WDR 2 eine Hollywoodschauspielerin für ihre Aufklärungsarbeit: „Da hat Angelina Jolie viel Bedeutsames geleistet.“
Schauspielerin entschied sich zu radikalem Schritt
Die US-Amerikanerin hat ihre Mutter, ihre Großmutter und ihre Tante an Brustkrebs verloren: kein tragischer Zufall, sondern Vererbung. Die Frauen trugen offenbar das Breast-Cancer-Gen 1 (BRCA1) in sich, das die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs (und an Eierstockkrebs) zu erkranken, enorm steigert. Angelina Jolie ließ sich daher vor zehn Jahren beide Brüste abnehmen und später auch die Eierstöcke entfernen.
Ein radikaler Schritt, der lebhaft diskutiert wurde, aber absolut nachvollziehbar sei, wie Kümmel im Gespräch mit Moderator Jörg Thadeusz betonte. Wenn man wie bei Jolie eine entsprechende Mutation finde, „wissen wir, dass ihr Lebenszeitrisiko, Brustkrebs zu entwickeln, weit über 50 Prozent liegt“. Nach der prophylaktischen OP aber „wird sie zu 98 Prozent diese Erkrankung nicht erleben“.
Vorsorgliche Brustabnahme könne lebensrettend sein
Dass Angelina Jolie das Thema Brustkrebs in die Schlagzeilen brachte, habe aufklärerisch gewirkt: Sie habe dafür sensibilisiert, eine Häufung von Brustkrebsfällen in der Familie als Warnsignal zu sehen. „Für mich übersetzt, hat sie vielen Frauen das Leben gerettet, weil sie einfach das Thema publik gemacht hat, dass es eine Vererbungssituation gibt.“
Vielleicht seien nur einige Prozent der Brustkrebsfälle auf eine Genmutation zurückzuführen. Doch anders als bei den meisten der 70.000 Frauen, die hierzulande jedes Jahr neu an Brustkrebs erkranken, seien diese Betroffenen meist jünger: 30, 35 oder Mitte 40. Und: Für sie könne die Brustabnahme lebensrettend sein. „Wenn wir diese Mutation nachgewiesen haben, dann machen wir das regelhaft.“
Infoveranstaltung zur Brustrekonstruktion
Am Mittwoch,18. Oktober, von 15 bis 18.30 Uhr lädt das Brustzentrums der Ev. Kliniken Essen-Mitte (KEM) anlässlich des „Bra Day 2023“ zu einer Infoveranstaltung zum Thema „Brustrekonstruktion“ ins Hotel Franz, Steeler Straße 261 in Essen. Die Veranstaltung kann auch online verfolgt werden. Infos per Mail an: patienten-senologie@kem-med.com
Die Expertinnen und Experten stellen in Vorträgen Möglichkeiten und Grenzen von plastischen Operationen an der Brust vor: von der Brustrekonstruktionen bis zur Brust-OP bei Transsexualität. Interessierte, Betroffene und Angehörige können Gesprächsinseln aufzusuchen, um ihre Anliegen zu besprechen.
Hoffnung machte der Leiter der Klinik für Senologie und des Interdisziplinären Brustkrebszentrums an den KEM auch anderen Brustkrebspatientinnen. „Die Diagnose löst ein Erdbeben im Kopf aus.“ Doch im vergangenen Jahrzehnt hätten sich die Heilungschancen stark verbessert; auch das Mammographie-Screening habe zur Senkung der Sterblichkeit beigetragen. „Wir sind dabei, 80 bis 90 Prozent der Betroffenen zu retten.“
Auf Thadeusz’ Frage, wie Kümmel zur Auszeichnung als „Busenfreund“ gekommen sei, erklärte der Mediziner, der Preis mit dem einprägsamen Namen werde von Patientinnen für Verdienste um die Brustkrebsforschung vergeben. Kümmel erhielt ihn 2013 gemeinsam mit dem Naturheilkunde-Pionier Prof. Dr. Gustav Dobos: Die beiden hätten eine ganzheitliche Behandlung in Kombination mit anerkannten naturheilkundlichen Verfahren entwickelt – ein einzigartiges Konzept.
Spitzenmediziner aus Ägypten besuchen Essener Brustkrebszentrum
Das Konzept des Brustkrebszentrums der Kliniken Essen-Mitte haben sich dieser Tage auch 14 Spitzenmediziner aus Ägypten angesehen. Die ägyptische Regierung hat ein Fortbildungsprogramm für Ärzte aufgelegt, um die Versorgung im Land zu verbessern: In Essen etablierte Versorgungsstrukturen sollen in Ägypten eingeführt werden. „Wir sind in der Region führender Versorger, und ich bin stolz, dass wir unser Wissen weitergeben“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, der die Gäste gemeinsam mit Sherko Kümmel begrüßte. Es war bereits der zweite Besuch einer Ärzte-Delegation aus Ägypten – im Dezember erwarten die KEM die dritte Gruppe.
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