Essen-Altenessen. Aus dem ehemaligen Marienhospital in Essen ist ein Gesundheitspark geworden. Jetzt laufen wieder Operationen. Das passiert auf den sechs Etagen.

Knapp drei Jahre nach Schließung des Marienhospitals in Altenessen operieren an der Hospitalstraße wieder Ärzte und Ärztinnen. Zudem sind Vereine und Institutionen dort im Einsatz. Das Krankenhaus ist jetzt ein Gesundheitspark. Die Idee ist ein Dienstleistungszentrum, das drei Schwerpunkte unter einem Dach vereint: Familien und Kinder, seelische Gesundheit und als dritte Säule die fachärztliche Versorgung, deren Teams zum Teil auch ambulante Operationen anbieten.

Ein Beispiel dafür ist das neueste Angebot, das sich im Erdgeschoss mit der Ambulanz für Proktologie befindet. Ein Fachbereich, der für viele ein Tabuthema ist, wie Chefarzt Michael Jakob sagt. Es geht um Probleme im Enddarm- und Analbereich. Patienten und Patientinnen mit einer entsprechenden Überweisung können zunächst zur Untersuchung in den Gesundheitspark kommen. „Wir vergeben Termine auch kurzfristig und bieten eine familiäre, ruhige Atmosphäre“, sagt Jakob.

Operation im Altenessener Gesundheitspark

Bei der Untersuchung werde entschieden, ob eine entsprechende Operation ambulant durchgeführt werden könne. Das sei im proktologischen Bereich etwa bei einer Hämorrhoidenentfernung oft, aber nicht immer möglich. „Hatte der Patient schon Thrombosen oder nimmt Blutverdünner, macht es mehr Sinn, ihn stationär aufzunehmen“, so Jakob, der mit Fachärztin Maria Wilhelm zusammenarbeitet. Für einige sei es in diesem Fachbereich angenehmer, von einer Frau behandelt zu werden.

Anders als in einer großen Klinik werde die Operation einige Tage später dann auch von dem gleichen Arzt beziehungsweise der gleichen Ärztin durchgeführt, die auch die Voruntersuchung gemacht hat. Eine weitere Begegnung gibt es dann im Aufwachraum direkt nebenan. „Ein bis zwei Stunden nach dem Aufwachen können die meisten dann wieder nach Hause gehen“, erklärt Michael Jakob.

Den Abschluss bilde die Nachuntersuchung am Tag danach – ebenfalls beim gleichen Arzt beziehungsweise der gleichen Ärztin. Operiert werde einmal in der Woche, dann seien acht bis zwölf Eingriffe möglich. Jakob und sein Team arbeiten als Viszeralchirurgen und Proktologen am St. Marien-Hospital in Mülheim, haben aber auch eine Anstellung am Philippusstift in Essen-Borbeck (Katholisches Klinikum).

Contilia will kurze Wege ermöglichen und Facharztdichte verbessern

Michael Jakob und Maria Wilhelm behandeln Patientinnen und Patienten ab sofort im Gesundheitspark Altenessen im Bereich Proktologie.
Michael Jakob und Maria Wilhelm behandeln Patientinnen und Patienten ab sofort im Gesundheitspark Altenessen im Bereich Proktologie. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Der Krankenhauskonzern Contilia will den Altenessenern mit dem Angebot kurze Wege bieten und die Facharztdichte verbessern. Damit begegnen die Verantwortlichen einem der Hauptkritikpunkte, die mit der Schließung des Marienhospitals laut geworden waren. Die Altenessener hatten sich alleine gefühlt mit ihren gesundheitlichen Problemen, viele verbinden persönliche Lebensgeschichten mit dem Marienhospital und wollten nicht ins nächst gelegene Philippusstift nach Borbeck fahren.

Julia-Maria Volkmar ist Standortleiterin des Gesundheitsparks: „Viele verschiedene Einrichtungen, Vereine und Verbände arbeiten im Gesundheitspark zusammen. Das ist divers, patientenorientiert und unter einem Dach vernetzt.“

Nachdem die Lichter an der Hospitalstraße zwischenzeitlich komplett ausgegangen waren, ist in der ehemaligen Klinik jetzt wieder Betrieb. Eine Übersicht:

Erdgeschoss:

  • Hebammenpraxis von Kathrin Holtze, die Frauen und Familien rund um das Thema Geburt begleitet und betreut. Kontakt: 0163 6322364.
  • Frühförderstelle des Kinderschutzbundes mit dem Zentrum für Kindesentwicklung. Hier wird mit Kindern heilpädagogisch und physiotherapeutisch, bei Bedarf auch logopädisch gearbeitet. Die interdisziplinäre Frühförderung (IFF) richtet sich an Kinder, die nach der Geburt keinen guten Start ins Leben hatten sowie an entwicklungsverzögerte, behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder im Vorschulalter. Kontakt: 0201 3641566
  • Ambulanz für Proktologie mit der Möglichkeit ambulanter Operationen. Kontakt: 0201 6400 6265.
  • Indikationssprechstunden der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie. Dort können sich Patienten und Patientinnen vorstellen, um Fragen zu einer möglichen stationären Behandlungsbedürftigkeit oder ambulanter/stationärer Operationen abklären zu lassen. Operiert wird dort nicht. Termine sind laut Contilia kurzfristig verfügbar. Kontakt: 0201 6400 6265.

Erstes Obergeschoss

  • Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) – Facharztpraxis für innere Medizin, spezialisiert auf die Bereiche Gastroenterologie (Erkrankungen des Verdauungssystems) und Kardiologie (Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Volkmar erklärt, dass dort Diagnosen gestellt werden können, die dann unter Umständen in der Proktologie auf kurzem Weg behandelt werden können. Kontakt MVZ: 0201 6400 5000.

Zweites Obergeschoss

  • Caritas-Demenzbetreuung der Caritas Skf-Essen gGmbH (CSE). Ehrenamtliche Demenzbetreuer und -betreuerinnen kommen zu erkrankten Menschen nach Hause. Kontakt: 0201 632569 852.

Drittes bis fünftes Obergeschoss

  • Flüchtlingsunterkunft der Caritas Skf-Essen gGmbH (CSE): Seit Kriegsausbruch in der Ukraine wurde hier Platz für rund 200 Geflüchtete geschaffen.
  • Sechstes Obergeschoss
  • Sport- und Gesundheitszentrum mit Reha-Kursen für Kinder. Auf spielerische Art sollen die motorischen und koordinativen Fähigkeiten der Kinder geschult werden. Schwerpunkt: Haltungsschwäche, Adipositas, Bewegungsarmut. Kontakt: 0201 8331190.
  • Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie an der Uni Duisburg Essen (VGSU) mit Gesundheitssportkursen für Menschen mit chronischen Atemwegs- und Lungenkrankheiten. Kontakt: 0201 64959820.
  • In Zukunft soll eine klinische Psychiatrie im Gesundheitspark Altenessen eingerichtet werden. Damit soll der Schwerpunkt seelische Gesundheit abgedeckt werden. Die klinische Psychiatrie wird aus dem Philippusstift nach Altenessen umziehen. Aktuell werden laut Contilia entsprechende Ausschreibungen und Bauanträge vorbereitet.
Julia-Maria Volkmar, Standortleiterin des Gesundheitpark Altenessen und Diana Henkel vom Sport- und Gesundheitszentrum Altenessen im sechsten Stockwerk: Dort werden jetzt Reha-Kurse für Kinder angeboten.
Julia-Maria Volkmar, Standortleiterin des Gesundheitpark Altenessen und Diana Henkel vom Sport- und Gesundheitszentrum Altenessen im sechsten Stockwerk: Dort werden jetzt Reha-Kurse für Kinder angeboten. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

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