Essen-Altenessen. Gesundheitspark statt Marienhospital. Was das bedeutet, wollten beim Tag der offenen Tür viele Essener wissen. Sie bekamen Infos und Zuversicht.

Der Schmerz ist noch nicht vergangen, die Traumabewältigung läuft allerdings: Zweieinhalb Jahre nach Schließung des Marienhospitals in Altenessen hatte der Krankenhauskonzern Contilia für Dienstag (7.3.) zum Tag der offenen Tür in den dort entstandenen Gesundheitspark eingeladen. Und die Essener und Essenerin waren höchst interessiert.

Altenessener verbinden persönliche Geschichten mit geschlossenem Krankenhaus

Eine lange Schlange bildete sich direkt am Anfang bei der Anmeldung: Wer über zukünftige Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden möchte konnte sich dort in eine Liste eintragen. Der Waffelduft trieb die Besucher und Besucherinnen dann an diversen Infoständen vorbei bis zur nächsten Schlange am Ende des langen Ganges im Erdgeschoss. Dabei kamen sie untereinander und mit den Anbietern ins Gespräch.

Fast alle, die den Weg in die Hospitalstraße gefunden hatten, konnten eine persönliche Geschichte über das Marienhospital erzählen. Betti Linden wurde dort mal operiert, ihr Enkel ist in dem Krankenhaus geboren, ihr Vater gestorben. „Die Schließung war schlimm“, erinnert sich die 86-Jährige. Man hat uns unsere Anlaufstelle genommen. Jetzt wisse man gar nicht mehr, wo man hingebracht werde, wenn der Krankenwagen kommt. Ihre Freundin Brunhilde Bungarten (77) findet den Essener Norden ohne Krankenhaus noch immer „fürchterlich“. Man habe sich mit der Klinik in der Nähe einfach geborgen gefühlt.

Ursula und Winfried Daemgen sind alteingesessene Altenessener, haben beide schon im Marienhospital gelegen und hatten sich aktiv gegen die Schließung der Klinik eingesetzt.
Ursula und Winfried Daemgen sind alteingesessene Altenessener, haben beide schon im Marienhospital gelegen und hatten sich aktiv gegen die Schließung der Klinik eingesetzt. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Auch das Ehepaar Daemgen erinnert sich an die Zeit, als sie mit Plakaten und Bannern gegen die Schließung demonstriert hatten. Winfried Daemgen (74) erzählt, er sei einer der letzten Patienten im Marienhospital gewesen, musste an der Bauchspeicheldrüse operiert werden. Jetzt ist er gekommen, um zu hören, wie es weitergeht. Ein neues Krankenhaus sei Wunschdenken, schön aber, das ein Gesundheitspark entsteht.

Contilia-Standortleiter verspricht Angebot für Jung bis Alt im Essener Norden

Was das genau ist, erklärt dann Contilia-Standortleiter Hubert Brahms. Das Mikrofon ist ausgefallen, die Menschen stehen jedoch still und dicht gedrängt im Flur – nur das „Pling“ des Waffeleisens unterbricht die Stille. Die Besucher wollen hören, was verkündet wird. Brahms erklärt, dass die Bedarfe des Essener Nordens erkannt wurden und der Gesundheitspark Anlaufstelle für Jung bis Alt sein soll. Nicht als Krankenhaus, sondern als Dienstleistungszentrum, dass verschiedene Angebote unter einem Dach vereint.

Das fängt an bei Hebamme Kathrin Holtze, die ihre Praxis bereits im Gesundheitspark betreibt. Mit dabei ist auch der Kinderschutzbund, über dessen Angebote sich die Besucher und Besucherinnen direkt informieren konnten und das medizinische Versorgungszentrum mit entsprechenden Fachärzten. Eine Kardiologin und ein Gastroenterologe sind schon ansässig, weitere sollen folgen.

Contilia-Standortleiter Hubert Brahms stellte den Besuchern des Gesundheitsparks in Altenessen das neue Konzept vor.
Contilia-Standortleiter Hubert Brahms stellte den Besuchern des Gesundheitsparks in Altenessen das neue Konzept vor. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Klaus Hagen, stellvertretender Bezirksbürgermeister (CDU) betont beim Tag der offenen Tür: „Wenn Fachärzte zu uns nach Altenessen kommen, kann das neue Marienhospital eine Erfolgsgeschichte werden.“ Beim Blick in die hoffnungsfrohen, teilweise aber skeptischen Gesichter fügt er hinzu: „Bitte nehmen Sie es an.“ Hagen weiß, dass Contilia vor zwei Jahren bei einigen jegliches Vertrauen zerstört hat.

Klinik für Psychiatrie soll im Essener Gesundheitspark eröffnen

Folgen soll auch die Klinik für Psychiatrie mit 140 stationären Betten und einer angeschlossenen psychiatrischen Tagesklinik und ein Kindergesundheitszentrum. Beides jedoch nicht mehr in diesem Jahr. Hubert Brahms: „Wir werden nicht nachlassen, die gute Idee vom Kopf auf die Füße zu stellen, um die Gesundheitsversorgung im Norden weiterzuentwickeln.“

Aus dem Marienhospital in Essen ist ein Gesundheitspark geworden.
Aus dem Marienhospital in Essen ist ein Gesundheitspark geworden. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Wie das konkret aussehen soll, ließ sich am Dienstag erahnen. Es stellte sich auch das Team der Indikationssprechstunde der Kliniken für Allgemeine und Spezielle Viszeralchirurgie sowie Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des Philippusstifts vor: Seit Januar bietet das Team Patientinnen und Patienten die Möglichkeit zu einer kurzfristigen Vorstellung in Altenessen, um Fragen zur stationären Behandlungsbedürftigkeit und Operationen abklären zu lassen.

Der Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie (VGSU) bietet Patientinnen und Patienten mit Atemwegs- und Lungenkrankheiten zudem Kurse zur Verbesserung der Atemfähigkeit an und die Caritas-Skf-Essen gGmbH betreibt in dem neuen Gesundheitspark ihren Pflegestützpunkt mit Demenzbetreuung.

Altenessener bekommen im Marienhospital Informationen und Zuversicht

Für die Besucher und Besucherinnen, zu denen auch Stadtteilpolitiker gehörten, gab es reichlich Informationen und damit auch ein Stückweit Zuversicht. Peter Arndt-Wülfing, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Altenessen hatte die Wandlung vom Marienhospital zum Gesundheitspark mit vielen weiteren Akteuren eng begleitet. Er bilanziert: „Es war deutlich zu spüren, dass die Leute froh sind, dass sich hier etwas tut und die Liegenschaft nicht zu einer Brache wird.“ Noch sei ein Loch in den Köpfen spürbar, dass die Krankenhaus-Schließung hinterlassen habe. Wülfing: „Es muss jetzt deutlich werden, was die Leute dort erwarten können. An der Stelle Klarheit zu schaffen bringt den Bürgern Sicherheit.“

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