Essen. Schulstart mit Tücken: In Essen sind Lehrerstellen unbesetzt, einige Kinder warten auf Schulplätze, nicht alle Baumaßnahmen sind abgeschlossen.

In Essen ist die Schülerzahl zum neuen Schuljahr erneut gestiegen: Man rechne mit 78.573 Schülern und Schülerinnen, teilt die Stadt mit. Das sind rund 770 mehr als im vergangenen Jahr. Gleichzeitig kämpfen die Schulen in der Stadt mit großen baulichen und personellen Problemen. Noch haben nicht alle Kinder und Jugendlichen einen Schulplatz. Und von 290 ausgeschriebenen Lehrerstellen konnten bis Anfang August lediglich 62 besetzt werden.

An Essener Grundschulen fehlen rund 80 Lehrkräfte

„Einen Gesamtblick auf die personelle Situation an den Essener Schulen können wir im September zur Verfügung stellen, wenn alle Personalveränderungen zum neuen Schuljahr in den Datensystemen eingepflegt sind“, teilt dazu eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf mit. Auch danach könne es noch Bewegung geben. So werden Lehrer und Lehrerinnen nicht nur zu Beginn des Schuljahres eingestellt, sondern auch zum Halbjahr. Zudem könnten junge Lehrkräfte nach Abschluss ihres Referendariats im November beginnen. „Wenn geeignete Bewerber und Bewerberinnen zur Verfügung stehen“, schränkt die Bezirksregierung ein.

„Personell gut ausgestattet“ sind aktuell lediglich die Gymnasien, an allen anderen Schulen fehlt Personal. Besonders akut ist der Lehrermangel an den Grundschulen: Hier blieben zum Schulstart fast 80 Stellen unbesetzt. Offen sind auch zehn Leitungsposten, die betroffenen Grundschulen werden laut Bezirksregierung „kommissarisch“ von einer Lehrkraft geleitet.

Stadt braucht ein Dutzend neuer Schulen

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Erstklässler, die an diesem Dienstag (8. August) ihren ersten Schultag hatten, leicht zurückgegangen: 5719 Jungen und Mädchen seien eingeschult worden, teilt die Stadt mit, 76 weniger als im Vorjahr. Auf eine langfristige Entspannung deute jedoch nichts hin, sagt Stadtsprecherin Maike Papenfuß, im Gegenteil: „In den nächsten Jahren fehlen mehrere Hundert Schulplätze im Primar- und Sekundarbereich.“ Essen benötige ein Dutzend neuer Schulen, rund 60 vorhandene Schulen müssten erweitert werden (siehe Kasten).

Essen braucht in naher Zukunft zahlreiche neue Schulen

Mit Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen hat Essen nach Angaben der Stadt in den kommenden Jahren folgenden Neubaubedarf:

  • 6 zusätzliche Grundschulen
  • 1 weitere Förderschule
  • 1 neue Realschule
  • 2 weitere Gesamtschulen
  • 2 neue Gymnasien Ersatzbauten für bestehende Schulen seien dabei nicht berücksichtigt. Erweitert werden müssten außerdem 39 Grund- und Förderschulen, 21 weiterführende Schulen und 2 Berufskollegs.

Welcher Kraftakt damit verbunden sein wird, lässt sich an den 77 Baumaßnahmen ablesen, die in diesen Sommerferien gestartet sind. 55 von ihnen sollten bis zum Ferienende abgeschlossen sein, bei 45 Projekten mit Gesamtkosten von einer Million Euro sei das gelungen, erklärt Maike Papenfuß. In anderen Fällen seien anstehende Malerarbeiten in die Herbstferien verschoben worden, gleiches gelte für die geplante Sanierung der Personaltoiletten an der Bonifaciusschule.

Schule wartet noch auf Tische und Stühle

Improvisieren muss die Hövelschule in Altenessen: Der Neubau an der Schule wurde nicht rechtzeitig zum Schulstart fertiggestellt. Nun müsse ein alter Schulpavillon weiter genutzt werden, sagte Schulleiter Felix Busch gegenüber Radio Essen. Außerdem wartet die Schule seit Beginn der Ferien auf neue Tische und Stühle, vier Klassenräume blieben kurz vor Schulstart leer. „Die Schulsanierung wird frühestens Ende Oktober 2023 abgeschlossen sein“, bestätigt die Stadt. Da danach noch Prüfungen und Abnahmen der Arbeiten anstünden, könne man aktuell „keine Kalenderwoche für die Nutzung vorgeben“.

Über die verzögerte Möbellieferung sei der Fachbereich Schule der Stadt erst Ende vergangener Woche informiert worden. Die Tische und Stühle sollten nun „im Laufe dieser Woche“ an die Hövelschule geliefert werden. Um den Schulbeginn nicht zu gefährden, habe die Schule die Klassenzimmer vorübergehend mit vorhandenem Mobiliar sowie mit „neuen Möbeln aus dem Lagerbestand“ bestückt.

Nicht alle Kinder haben schon einen Schulplatz

Störungen bei Lieferketten hätten übrigens auch an anderen Schulen dazu geführt, dass Mobiliar verspätet geliefert wurde. Dem Schulträger sei es jedoch „mit tatkräftiger Unterstützung der Schulen“ gelungen, überall die benötigten Möbel rechtzeitig zum Schulbeginn bereitzustellen.

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Und: Trotz der beschriebenen Schwierigkeiten an den 84 Essener Grundschulen gebe es hier „keine nennenswerten Wartezeiten“ auf einen Schulplatz. Das gelte auch für Kinder aus der Ukraine und anderen Fluchtländern. „Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufen I und II müssen zum Teil mehrere Wochen und Monate auf eine Zuweisung warten“, sagt Stadtsprecherin Papenfuß. Geduld brauchten vor allem Jugendliche, die Berufskollegs besuchen wollen, „weil hier nicht genügend Klassen eingerichtet wurden“. Wie viele Kinder und Jugendliche zum Start des Schuljahres noch keine Schule besuchen können, kann die Stadt derzeit nicht beziffern.