Essen. In Essens Schulen fehlen rund 500 Plätze. Die Stadt arbeitet an verschiedenen Lösungen. Eine sei sehr zum Nachteil der Kinder, fürchten manche.
In den Essener Schulen wird es eng: Bis zum Sommer muss an vielen Standorten dringend mehr Platz geschaffen werden. Familien sollen in den kommenden zwei Wochen informiert werden, wo ihr Kind einen Platz bekommt. Klar ist schon ein rein räumliches Problem: Rund 500 Plätze fehlen stadtweit. Die Verwaltung sucht nun nach Auswegen, denn sie ist verpflichtet, alle Kinder und Jugendlichen unterzubringen. Die Schulgebäude an- oder umzubauen dauert lange. Deshalb werden für schnelleren Erfolg verschiedene andere Wege beschritten, die einigen Schulleitungen mit Blick auf Unterricht und Ganztagsbetreuung Sorgen bereiten.
Schon im Frühjahr 2020, bei der Planung des Schuljahres 2020/21, hieß es, dass „künftig Schulplätze nicht mehr in ausreichender Höhe zur Verfügung stehen, so dass die Stadt Essen ihren Schulträgerpflichten nicht mehr hinreichend nachkommt“. Jetzt ist die Situation akut, es fehlt Platz für den Unterricht, aber auch für die Betreuung im Offenen Ganztag.
Stadt Essen investiert 14 Millionen Euro in Container für Schulen
Feste Modulbauten sind teuer und brauchen eine lange Vorausplanung, deshalb greift die Stadt Essen wie viele andere Kommunen im Ruhrgebiet als schnellere Alternative auf Container zurück. Zehn weitere Container sind bestellt, die Kosten liegen bei rund 14 Millionen Euro. Auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung wird jedoch klar: Bis zum Start des neuen Schuljahres im Sommer 2023 werden sie nicht zur Verfügung stehen.
„Die Auftragsvergabe ist für Juni geplant. Teilweise sind Abbrüche alter Pavillons notwendig“, teilt Burkhard Leise, Pressesprecher der Stadt Essen, mit. „Diese lärmintensiven Arbeiten sollen voraussichtlich in den Sommerferien in der unterrichtsfreien Zeit erfolgen.“ Das bedeute, dass sechs der Container frühestens ab Januar 2024 genutzt werden können, die vier weiteren sogar erst ab März 2024.
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Erfahrungen mit dem Unterricht in Containern gibt es bereits, zum Beispiel an Standorten, an denen für einen Um- oder Neubau eine Zwischenlösung hermusste. Die wohl größte Containerlösung gibt es in Schonnebeck, wo die Schülerinnen und Schüler der „schiefen Schulen“ nun unterrichtet werden. Nicole Brandenberg, Leiterin der Schillerschule, hat positive Erfahrungen mit dieser Lösung gemacht. „Man sieht den Containern nur von außen an, dass sie welche sind“, sagt sie. „Im Vergleich zum alten Gebäude haben wir mehr Platz, die Akustik ist besser. Wir sind mit der Zwischenlösung sehr glücklich.“
Zusätzlich zu den Containern sollen an verschiedenen Standorten benachbarte Räume angemietet werden, zum Beispiel von Kirchengemeinden. „Die Verwaltung prüft aktuell rund 20 Anmietoptionen“, so Leise. „Erste Begehungen zeigen aber bereits, dass sich nicht alle dieser Optionen für eine tatsächliche schulische Nutzung anbieten.“
Es stehe noch nicht fest, wo und in welchem Umfang diese Strategie für mehr Platz sorgen werde. Dass sie gerade in der Nachmittagsbetreuung einen Vorteil bringen kann, berichtet Anke Seifert. Sie leitet die Ardeyschule in Rellinghausen, wo für die Nachmittagsbetreuung der Viertklässler bereits die Räume des Jugendhauses Rübe genutzt werden. So könne man den verschiedenen Bedürfnissen je nach Alter gerecht werden, findet Seifert: „Es tut den Kindern gut und die Eltern sind auch begeistert.“
Platz fehlt auch für den Offenen Ganztag in Essener Schulen
Für wenig Begeisterung sorgt bei anderen Schulleitungen das Stichwort „Multifunktionsraum“. Es müssen bestehende Klassenräume an einigen Schulen so umgerüstet werden, dass dort ab dem kommenden Schuljahr auch Platz für die Nachmittagsbetreuung ist. Denn im Offenen Ganztag entstehen in Essen zum neuen Schuljahr 37 neue Gruppen an den Grund- und Förderschulen, zusätzlich zu 434 bereits vorhandenen. Es wird erwartet, dass dann mehr als 11.000 Essener Kinder den Offenen Ganztag besuchen.
Der wird sich für manche im Klassenraum abspielen. „Für die Kinder ist es schrecklich, wenn sie von 8 bis 16 Uhr im selben Raum sitzen“, sagt eine Schulleiterin, die sich aktuell auf dieses Szenario vorbereiten muss. Schwierig werde es auch, wenn Lehrerinnen und Lehrer die Räume nachmittags gar nicht für den nächsten Unterrichtstag herrichten könnten, sondern Spielteppiche ein- und ausgerollt werden müssen. Zudem seien die notwendigen neuen Möbel noch gar nicht bestellt. Wie all das zum neuen Schuljahr funktionieren soll, darauf blickt sie skeptisch.
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