Essener Norden. Die Hitze staut sich auch im Essener Norden. Die Klimaanalyse zeigt, was man tun kann und rät von weiterer Bebauung in Altenessens City ab.
Den Altenessener als auch der Karnaper Markt kann man als Asphaltwüste bezeichnen. Das führt besonders an heißen Tagen dazu, dass sich die Hitze staut. Die Grünflächen, die es im Essener Norden auch zu genüge gibt, können diese Hitzeinseln nur bedingt ausgleichen. Das zeigt eine von der Stadt Essen beauftragte Klimaanalyse.
Diese soll eine Grundlage für klimaverträgliche Stadtplanung sein und zeigt auf, welche Wohnlagen von den Parks profitieren, in denen es Schatten gibt, das Wasser versickern und verdunsten kann. Entscheidend ist nämlich nicht nur die Lage, sondern auch die Richtung, in die sich die Luftmassen bewegen. Außerdem warnt die Klimaanalyse teilweise vor weiterer Verdichtung durch Neubauprojekte.
Mischung aus Gewerbegebieten, Wohnbebauung und Grünflächen im Essener Norden
Schaut man sich die Stadtteile Altenessen, Karnap und Vogelheim im Detail an, zeigt sich, dass der Bezirk einerseits durch großflächige, teils zusammenhängende Gewerbe- und Industriebereiche geprägt ist – Stichwort Stadthafen und Emil Emscher, wo die Verwandlung der ehemaligen Bergbauflächen zu Gewerbegebieten noch am Anfang steht. Durch die hohe Versiegelung und den geringen Grünanteil kann das laut Klimaanalyse im Sommer zu starken Überwärmungen, Hitzestress und Schwülebelastungen führen: „Zudem können nächtliche Wärmeinseleffekte entstehen.“
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Vorschlag seitens der Experten: „Grundsätzlich sollten in den hochversiegelten Gewerbeansiedlungen Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen durchgeführt werden.“ Das funktioniere auch durch die Installation von Dach- und Fassadenbegrünungen. Als Positivbeispiel dürfte hier der Gewerbepark Carnaperhof dienen. Bei der Errichtung vor zwei Jahren legten die Projektentwickler Wert auf hohen Grünanteil. Mehr Bäume, auch auf Parkplätzen, würde zudem einer Aufheizung der Oberflächen entgegenwirken.
Hitzestau rund ums Altenessener Allee-Center
Das würde auch den Marktplätzen in den Stadtteilen helfen. Besonders das Altenessener Zentrum mit Allee-Center, Marktplatz und der umgebenden, überwiegend hochverdichteten Wohnbebauung führe unter Umständen zu Hitzestaus. Die stark frequentierte Altenessener Straße und Wilhelm-Nieswandt-Allee treiben laut Analyse zudem die Emissionen in die Höhe.
In den angrenzenden Grünanlagen, mit denen der Essener Norden unter anderem mit Helenen-, Kaiser-Wilhelm- und Spindelmannpark durchaus gesegnet ist, ist es zwar besonders im Sommer oft kühler, die Zentren könnten aber aufgrund der Geländestruktur nicht profitieren: „Trotz der geringen räumlichen Nähe können die auf dem Nordfriedhof Altenessen lokal gebildeten Kaltluftmassen infolge der geringen Reliefausprägung nicht in das Zentrum von Altenessen vordringen.“ Wer durchatmen möchte, muss also direkt in die Parks gehen oder Glück haben und in Karnap wohnen: Dort erfolgt laut Analyse ein von der Schurenbachhalde ausgehender Kaltluftabfluss über den Emscherpark in die südliche Wohnbebauung des Stadtteils.
Experten raten, Hinterhöfe in Altenessen zu entsiegeln
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Die Experten raten dazu, im Bereich des Altenessener Zentrums und Umgebung keine weitere Bebauung und Versiegelungen umzusetzen. Stattdessen sollten Innen- und Hinterhöfe entsiegelt und begrünt sowie Dach- und Fassenpflanzungen angebracht werden. Ein Paradebeispiel dafür sehen Autofahrer entlang der Gladbecker Straße an den Allbau-Gebäuden. Dort werden seit rund drei Jahren Feinstaubpartikel durch Fassadenbegrünung gefiltert.
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Seit weit mehr als drei Jahren wird hingegen überlegt, wie es auf dem Kutel-Gelände am Palmbuschweg weitergehen soll. Zuletzt waren dort 200 Wohneinheiten geplant, weitere 400 Wohnungen sollen auf dem derzeit brachliegenden Baggerübungsplatz an der Bäuminghausstraße entstehen, auch an der Heßlerstraße ist ein Neubaugebiet geplant. Vor dem Hintergrund der Klimaanalyse könnte das noch zu einigen Diskussionen führen, wenn diese Gebiete auch nicht direkt im Altenessener Zentrum liegen und Wohnraum ebenso dringend gebraucht wird wie Abkühlung an heißen Sommertagen.
Bäume gegen Hitzeinseln im Essener Norden
Als weiteres Mittel, um Hitzeinseln zu vermeiden und Schattenzonen zu schaffen, sehen die Experten Baumpflanzungen sowohl auf Marktplätzen als auch entlang von hochfrequentierten Straßen. „Wobei entlang der Wilhelm-Nieswandt-Allee aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens geschlossene Kronendächer über dem Straßenraum zu vermeiden sind, da hierdurch der vertikale Luftaustausch behindert wird, was eine Schadstoffakkumulation unterhalb des Kronenraums zur Folge haben kann.“ Das gleiche gelte für die Straßenbäume entlang der Gladbecker Straße. Dort wären manche Anwohnerinnen schon froh, wenn der Mittelstreifen vernünftig begrünt werden würde.