Essen-Altenessen. An der Gladbecker Straße in Essen soll dem Klimawandel mit Fassadengrün entgegen gewirkt werden. Feinstaubpartikel sollen so gefiltert werden.
Wer auf der Gladbecker Straße im Stau steht und seinen Blick zur Seite schweifen lässt, dem fällt auf, dass einige Gebäude jetzt bewachsen sind. Seit einem Jahr modernisiert die Allbau GmbH in ihrem Westerdorf Quartier in Altenessen und investiert dort rund 17 Millionen Euro in 44 Gebäude. Die Arbeiten an der Gladbecker Straße 250-256 sind fast abgeschlossen. Allbau hat sich dort für eine spezielle Fassadenbegrünung entschieden.
Grüne Fassaden als Anpassung an den Klimawandel in Essen
Bei der offiziellen Vorstellung des Projektes am Dienstag erklärte Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski: „Noch sind grüne Fassaden hierzulande eine Randerscheinung, trotz der Diskussion um klimaresiliente Städte. Die Begrünungen stellen eine sehr sinnvolle Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel dar.“
Rund sechs Meter hohe, senkrechte Beete zieren die Fassaden. Sie werden direkt an die Fassade montiert und haben keinen Bodenanschluss zum Erdreich. Gepflanzt wurden dort 20 verschiedene Gewächse, darunter Kletterpflanzen, Gehölze, Gräser und Stauden, die schon bald in den schönsten Farben blühen und ranken sollen.
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Die Bewässerung funktioniert durch Regenwasser. „Somit wird nicht nur das Abwassersystem entlastet, sondern auch das Regenwasser sinnvoll genutzt“, erklärt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, die als Partner des Projektes agiert. Paetzel: „Wir müssen lernen, mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen und Klimaanpassungsmaßnahmen vorantreiben. Das kann man aber nicht alleine schaffen, deshalb ist die Partnerschaft zwischen Wasser- und Wohnungswirtschaft so wichtig.“
Die Miete steigt um 80 Cent pro Quadratmeter
Allbau nimmt mit dem Modernisierungsprojekt auch an dem NRW-Förderprogramm „Besser wohnen zuhause im Quartier“ teil. Aufgrund dessen fallen die Immobilien nach der Modernisierung unter die Mietpreis- und Belegungsbindung für geförderten Wohnungsbau.
Die Grundmiete erhöht sich durchschnittlich von 4,85 Euro auf 5,65 Euro. Der hohe energetische Standard sollte wiederum zur Senkung der Heizkosten führen.
Im Hof wurde eine Zisterne errichtet, von dort wird das Regenwasser auf die Dächer gepumpt und über kleine Schläuche tröpfchenweise zur Fassadenbegrünung gebracht. So sollen Stickoxide und Feinstaubartikel absorbiert und gefiltert werden, gleichzeitig wird die Fassade gekühlt, was sich positiv auf das Hausklima auswirken soll. Durch die Verdunstung des überschüssigen Wassers und die Schattenbildung wird zudem die Luft gekühlt. Insgesamt sind 180 Quadratmeter begrünte Fläche vorgesehen.
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen hofft auf Nachahmer
Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen machte sich ein Bild von dem Projekt: „Die Gladbecker Straße ist eine der hochfrequentierten Straßen unserer Stadt, an der durch das hohe Verkehrsaufkommen häufig erhöhte Feinstaubwerte gemessen wurden. Dieses Projekt kann ein Baustein sein, diese Belastung zu reduzieren.“ Er wirbt dafür, dass sich auch andere Hauseigentümer mit diesem Thema befassen.
Noch ein Wort zu den Kosten: Die gesamte Fassadenbegrünung kosten der Allbau GmbH rund 450.000 Euro, der jetzt umgesetzte Bauabschnitt wird mit 155.000 Euro durch das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ der Emschergenossenschaft und vom Land NRW gefördert.
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