Essen. Die Corona-Folgen lassen sich am Büromarkt weiter ablesen. Dennoch lief das erste Halbjahr bei den Vermietungen gut - dank eines Großabschlusses.
Die Vermietung von Büros in Essen, lief zuletzt schon mal schlechter: In den ersten sechs Monaten des Jahres mieteten Unternehmen und Behörden insgesamt rund 69.000 Quadratmeter Büroflächen an. Das ist im Vergleich zu den zurückliegenden Corona-Jahren ein gutes Ergebnis. Damit hebt sich Essen auch positiv von den übrigen großen Büromärkten der Republik ab, die eher verhaltene Signale senden, wie Markus Büchte, Vorstand des Maklerunternehmens Cubion, mit Blick auf die Essener Halbjahreszahlen betont.
Allerdings ist es wie immer auf dem Essener Büromarkt: Einzelne Großabschlüsse beeinflussen die Umsätze stark. Das zeichnet sich auch in diesem Jahr ab: Mit ihrer Anmietung von über 17.000 Quadratmetern in der Kruppstraße 16 hat vor allem die Stadt Essen dafür gesorgt, dass die Vermietungszahlen im ersten Halbjahr deutlich über denen des Vorjahreszeitraums liegen. Unterm Strich steht so ein sattes Plus von 70 Prozent. Im jetzt noch von Siemens genutzten Gebäude will die Stadt ab 2025 eine zentrale Ausländerbehörde unterbringen. Die Immobilie hat sie für 30 Jahre gemietet.
Über 30 Jahre altes Bürohaus in Essen wird aufgemöbeltInsgesamt wurden in den ersten sechs Monaten 50 Mietverträge stadtweit neu geschlossen. Hinter dem mit Abstand größten der Stadt liegen auf Platz 2 und 3 die Energiekonzerne Eon und RWE. So hat sich die Eon Digital Technology rund 9900 Quadratmeter im Thyssenkrupp-Quartier gesichert. Der RWE-Konzern mietete das Gebäude Altenessener Straße 32 mit rund 5600 Quadratmeter Bürofläche. Auch der gestartete Verwaltungsneubau der FOM-Hochschule an der Leimkugelstraße floss mit 7800 Quadratmetern in die Büromarkt-Statistik ein.
Neubau von Büros in Essen ist zum Erliegen gekommen
Das gute Halbjahresergebnis kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Essener Büromarkt noch immer mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen hat. In diesem Jahr nämlich kommen so gut wie keine neuen Büroflächen mehr auf den Markt. Der Neubau von Büros ist nahezu zum Erliegen gekommen. Große Projekte mussten verschoben werden, die wenigen, bei denen bereits gebaut wird, verzögern sich. Prominentes Beispiel ist der „Königshof“ am Willy-Brandt-Platz, der ehemalige Kaufhof, dessen Fertigstellung nun für das erste Quartal 2024 erwartet wird.
Am dahindümpelnden Neubau sind zum einen die Baupreise schuld, die während der Corona-Krise deutlich nach oben gegangen waren. Hinzu kommen die rasant gestiegenen Bauzinsen. So mancher Projektentwickler muss nun neu kalkulieren, ob sich die gestiegenen Kosten durch ortsübliche Mieten überhaupt wieder einspielen lassen.
In Essen werden in diesem Jahr insgesamt nur 4700 Quadratmeter Büroflächen fertiggestellt. Das sei der niedrigste Wert, der jemals in der Stadt registriert wurde, sagt Makler Markus Büchte. Und: Diese Neubauflächen sind nicht mehr zu mieten, sondern bereits vergeben.
Homeoffice: Unternehmen trennen sich von Flächen
Eine weitere Folge von Corona, die sich auf dem Essener Büromarkt immer deutlicher abzeichnet: Unternehmen, die neue Büroräume suchen, setzen sich in der Regel kleiner. Durch Homeoffice können sie Flächen sparen. Jüngstes Beispiel: Wenn Siemens 2024 von der Kruppstraße ins Thyssenkrupp-Quartier zieht, nutzt das Unternehmen dort nur noch etwa halb soviel Bürofläche wie momentan. Auch der Platz bei Thyssenkrupp ist vor allem durch Homeoffice frei geworden.
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Die Folgen des Arbeitens von daheim hätten nun doch größere Dimensionen erreicht als angenommen, sagt Büchte. Für rund 47.000 Quadratmeter Büroraum werden derzeit Untermieter gesucht. Auch daran erkenne man, so Büchte, dass sich Unternehmen von nicht mehr genutzten Flächen trennen wollen.
Das führt dazu, dass der zuletzt auf Rekordniveau liegende Leerstand trotz guter Vermietungsergebnisse nicht schneller wieder abschmilzt. Immerhin aber lässt sich feststellen: Der rasante Anstieg konnte gestoppt werden. Die Leerstandsquote verharrt momentan bei 7,1 Prozent. Die Büromieten haben sich indes weiter verteuert. Die Durchschnittsmiete – ohne Neubau – kletterte von 11,32 Euro/Quadratmeter im Jahr 2022 auf jetzt 12,14 Euro/Quadratmeter.
Makler Cubion: Solider Ausblick
Der Grundstein ist gelegt. Doch ob es am Ende ein insgesamt gutes Büro-Jahr in Essen wird, hängt nun von der Entwicklung im zweiten Halbjahr ab. Büchte ist mit seiner Prognose eher zurückhaltend: „Wir glauben – Stand heute – nicht, dass das zweite an den Erfolg des ersten Halbjahres heranreichen wird, und erwarten vorsichtig eingeschätzt einen Gesamtflächenumsatz von etwa 100.000 Quadratmetern.“ Es wäre dennoch ein solides Ergebnis.
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