Essen. Im Thyssenkrupp-Quartier vollzieht sich ein tiefgreifender Wandel: 2024 ziehen Eon und Siemens auf den Campus. Dann ist eine Umbenennung nötig.
Die Zeiten, in denen Thyssenkrupp mit Hauptquartier und Tochtergesellschaften allein im gleichnamigen Quartier in Essen ansässig war, neigen sich dem Ende zu. Im Laufe des nächsten Jahres ziehen die Konzerne Siemens und Eon mit weit mehr als tausend Beschäftigten auf den Essener Campus. Positiv daran: Unschöne Leerstände in dem schicken und weitläufigen Bürokomplex werden vermieden. Schmerzhaft dürfte allerdings die emotionale Seite sein, denn der prestigefördernde Name „Thyssenkrupp-Quartier“ ist spätestens beim Einzug der Neuen nicht mehr angemessen. In Wirtschaftskreisen ist es ein offenes Geheimnis, dass der Campus einen anderen, neutralen Namen erhalten soll – ohne das vorangesetzte Thyssenkrupp.
Das Unternehmen bestätigte auf Anfrage, das Quartier zu einem „Multi Corporate Campus“ weiterentwickeln zu wollen – also zu einem Areal, auf dem mehrere Unternehmen zu Hause sind. Ein „Re-Naming“, also eine Umbenennung, wird ausdrücklich nicht ausgeschlossen, auch wenn sich eine Sprecherin des Ruhrkonzerns zurückhaltend äußert. Sie sagt: „Inwieweit ein Re-Naming des Thyssenkrupp-Quartiers einfließt, ist Teil der Quartiersentwicklung, die derzeit erarbeitet wird.“
Freie Büroflächen: Aufzugkonzern ist weg und immer mehr Beschäftigte arbeiten mobil
Die Umwälzungen auf dem Campus am Rande der Essener Innenstadt sind enorm. Dem Unternehmen zufolge seien Büroflächen im Quartier in den vergangenen Jahren verdichtet worden. Ein Grund: Immer mehr Beschäftigte hätten auf „mobile und agile Arbeitsweise“ umgestellt – typisch für die Corona-Jahre. Die Folge: Der Bedarf nach zentralen Quartiers-Büroräumen in Essen sei spürbar gesunken. Hinzugekommen sei der Auszug des Elevator-Geschäftes (frühere Aufzugsparte). Die rund 400 Beschäftigen von TK Elevator hatten den Campus (Gebäude Q5) vor zwei Jahren verlassen und am Düsseldorfer Flughafen (Wings-Gebäude) einen neuen Standort gefunden.
Der Technologiekonzern reagierte auf drohende Leerstände von Büros und Gebäudeteilen, indem im ersten Schritt 2021 alle Thyssenkrupp-Einheiten im Essener Stadtgebiet zusammengezogen und im Quartier vereint wurden. Büros in der Helenen- und Rellinghauser Straße sowie im Büropark Bredeney wurden dafür aufgegeben.
Im vergangenen August erfolgte der Umzug der Thyssenkrupp-Tochter Bilstein (Stoßdämpfer) von Bochum nach Essen ins Gebäude Q8.
Siemens übernimmt Q10, Eon-Digitaltochter zieht in Q5 und Q7
Darüber hinaus habe sich die Chance ergeben, das Quartier weiter zu öffnen und auch externen Unternehmen den Einzug zu ermöglichen, fügt die Sprecherin hinzu. Ende Januar sei mit der Essener Niederlassung der Siemens AG ein Mietvertrag für das Quartiergebäude Q10 über rund 5600 Quadratmeter Bürofläche unterzeichnet worden. Der Umzug von der Kruppstraße sei für August 2024 geplant.
Außerdem wurde Ende März ein Mietvertrag mit der Eon Digital Technology GmbH für das Q5 und Teile von Q7 unterzeichnet. Die Eon-Tochter wird rund 9000 Quadratmeter Bürofläche anmieten. Der Einzug ist für September 2024 vorgesehen.
Thyssenkrupp beschäftigt in Essen aktuell rund 3100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter die 400 von Bilstein. Auch unter den neuen Vorzeichen eines „Multi Corporate Campus“ werde das Areal auch in Zukunft überwiegend von den Thyssenkrupp-Gesellschaften und der Konzernzentrale genutzt, betont die Sprecherin des Technologiekonzerns.
Nicht nur Thyssenkrupp weist gerne auf das „Potenzial des Quartiers und seiner attraktiven Büroflächen“ hin. Auch für die Essener Wirtschaftsförderung (EWG) etwa zählt den Campus mit zu den interessantesten Büro-Standorten der Stadt. Für EWG-Prokurist Andreas Hill sind nicht nur die zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung (A 40, Straßenbahn) Trumpfkarten bei der Bürovermietung. Neue Mieter wie Siemens und Eon können zentrale Veranstaltungs- und Seminarräume oder auch die große Kantine mitnutzen, die zu den besten Betriebsgastronomien in Essen zählt.
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