Essen. Es gibt viele leerstehende Büros in Essen, aber nur ein kleiner Teil ist modern ausgestattet. Das bietet auch Chancen, wie dieses Beispiel zeigt.

Die Nachfrage nach Büroraum in Essen zieht nach der Corona-Delle langsam wieder an. Das Problem allerdings: Wer sich in der Stadt nach modernen Flächen umschaut, hat es zunehmend schwer. Von den 181.000 Quadratmetern Bürofläche, die derzeit leer stehen, haben nur knapp ein Viertel die Ausstattungsmerkmale, die Unternehmen heute suchen. Das Angebot ist seit Jahresbeginn um 13 Prozent gesunken. Das zeigt der aktuelle Büromarktbericht für Essen, den das Maklerunternehmen BNP Paribas Real Estate jetzt für das dritte Quartal erstellt hat.

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„Energieeffizienz und Nachhaltigkeit spielen auch für mittelständische Unternehmen eine immer größere Rolle“, betont Makler Tobias Altenbeck von der Brockhoff GmbH. Gerade junge, wachstumsgetriebene Firmen würden moderne, flexible Flächen suchen, um ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein „Wohlfühl“-Ambiente zu bieten.

Essen: Büroneubau stockt

Die Lage am Büromarkt hat sich auch dadurch verschärft, weil es momentan deutlich weniger Neubau im Bürobereich gibt als noch vor der Corona- und der aktuellen Baukrise. Aktuell befinden sich rund 33.000 Quadratmeter im Bau. Das sind knapp 45 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Gerade große Projektentwickler tun sich angesichts steigender Zinsen und hoher Baupreise schwer, ihre Projekte wirtschaftlich umzusetzen. Immobilienexperten rechnen damit, dass sich das in den kommenden zwei Jahren kaum ändern dürfte.

Für eine Dienstleistungsstadt wie Essen besteht in einem solchen Umfeld die Gefahr, dass Unternehmen abwandern oder sich nicht ansiedeln, wenn sie keine passenden Büroflächen finden. Deshalb rücken jetzt die bestehenden Immobilien besonders in den Fokus. Doch klar ist auch: Nur durch Investitionen seitens der Besitzer werden viele Bürogebäude erst erfolgreich vermietet werden können.

Bürokomplex an der Gildehofstraße wird modernisiert

Für Makler Tobias Altenbeck ist der markante Bürokomplex an der Gildehofstraße 1 und 1a ein gutes Beispiel dafür. Der Eigentümer Ashtrom Properties Germany GmbH will das 16-stöckige Hochhaus und den sechsstöckigen Winkelbau am Markt unter dem Namen „G1“ neu positionieren und plant umfangreiche Investitionen. Ashtrom hatte die Immobilie 2013 gekauft.

Der Druck ist nicht zuletzt dadurch gestiegen, weil der bisherige Großmieter Eon seine Büros in dem 1989 errichteten Gebäude schon jetzt nicht mehr nutzt und perspektivisch ganz abgeben wird. Von den 15.100 Quadratmetern drohen damit auf einen Schlag rund 11.700 Quadratmeter leerzustehen. Allerdings ist die bisherige Zellenstruktur in dem Komplex aus überwiegend kleinen Büros nicht mehr zeitgemäß. „Der Eigentümer will das Gebäude in ein neues Jahrzehnt heben“, kündigt Altenbeck an. Das bezieht sich nicht nur auf den reinen Innenausbau, sondern auch auf die Energietechnik. Die Mieten liegen zwischen 11,75 und 13 Euro bei einer Standard-Modernisierung.

Makler Brockhoff vermeldet ersten Vermietungserfolg

Den ersten Vermietungserfolg kann das Maklerunternehmen Brockhoff, das vom Eigentümer exklusiv beauftragt wurde, bereits vermelden. Der Callcenter-Betreiber SNT-Regiocom hat einen Vertrag über 2000 Quadratmeter Büros unterschrieben. Das Unternehmen sitzt bislang an der Theodor-Althoff-Straße. Doch diese Immobilie hat das Uniklinikum gekauft und will sie künftig selbst nutzen.

Altenbeck ist zuversichtlich, dass er für den Komplex in der Gildehofstraße bald weitere Mieter präsentieren kann. „Wir haben momentan dort jede Woche eine Besichtigung“, sagt er. Gerade im Umfeld des Hauptbahnhofes seien gute Büroflächen kaum verfügbar. Bis Ende des Jahres, so lautet das Ziel, sollen 5000 Quadratmeter und somit etwa die Hälfte der leeren Büroflächen im „G1“ vermietet sein.