Essen. Der Eigentümer des Königshofs (früher Kaufhof) setzt künftig auf Nahversorgung. Nun hat er die ersten Läden, die einziehen, genannt.
Die Koerfer-Gruppe treibt trotz massiv gestiegener Baukosten den millionenschweren Umbau des ehemaligen Warenhauses Galeria Kaufhof in der Innenstadt voran. Bei einem Baustellenfest auf dem Willy-Brandt-Platz präsentierte sie die ersten Großmieter für das Projekt, das den Namen „Königshof“ trägt.
Klar ist: Der Schwerpunkt wird künftig auf der Nahversorgung liegen. Die Koerfer-Gruppe setzt dabei auf den Wandel der Innenstadt, die sich stärker weg vom klassischen Einzelhandel hin zu einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit entwickeln soll. „Bereits heute gibt es unweit des Königshofes größere Wohnentwicklungen, welche derzeit in der Essener Innenstadt nur ein beschränktes Angebot an Nahversorgung vorfinden“, erklärte Professor Daniel Koerfer, Sprecher der Gesellschafter der Koerfer-Gruppe. Mit dem neuen Konzept wolle man die derzeitige „Monokultur der Innenstadt“ bereichern.
Vier große Mieter stehen bereits fest, die in den „Königshof“ ziehen werden. Wie diese Redaktion vor einigen Tagen schon berichtete, wird Aldi Nord mit einem Markt in das Untergeschoss ziehen. Rund 1000 Quadratmeter wird die Innenstadt-Filiale groß sein. Sie fällt damit nur unwesentlich kleiner aus als ein herkömmlicher Aldi-Markt. Michael Gluth, Geschäftsführer der Koerfer-Gruppe, kündigte einen „Aldi der neuesten Generation“ an. Das Sortiment wird sich an der Kundschaft orientieren, die dort sicherlich keine Wochenendeinkäufe tätigt sondern eher kurzfristige Besorgungen erledigt oder sich einen Pausensnack holt. Daher werden die Kunden dort verstärkt Convenience-Produkte, also schon verarbeitete Lebensmittel, finden.
Türkischer Supermarkt zieht ins Basement
Ebenfalls im Untergeschoss siedelt sich der türkische Supermarkt „Erdemli“ auf rund 1500 Quadratmetern Verkaufsfläche an. Dahinter steht die gleichnamige Familie Erdemli, die bereits vier Märkte in Dortmund, Hamm und Bergkamen betreibt.
Das Basement ist damit etwa zur Hälfte vermietet. Für eine weitere Fläche liefen Gespräche mit einem Boulderanbieter, berichtete Gluth. Bouldern ist eine Trendsportart, bei der ohne Seil geklettert wird. Ausreichend Höhe haben die Räumlichkeiten dafür. „Wir kommen dort auf sechs Meter Deckenhöhe, was ideal fürs Bouldern ist“, so Gluth.
Den Ladenmietern im Untergeschoss kann die Koerfer-Gruppe ein besonderes „Zückerchen“ anbieten. Denn die Fläche soll künftig zum Bahnhofsbereich gezählt werden und somit dürfen diejenigen Geschäfte dort, die im weitesten Sinne Reisebedarf anbieten, wie die im Bahnhof an 365 Tagen im Jahr öffnen.
Markthalle will Vielfalt an bis zu 50 Ständen bieten
Das gesamte Erdgeschoss unterdessen hat das Unternehmen Mercateo gemietet und wird dort auf 3200 Quadratmetern eine Markthalle eröffnen. Bis zu 50 Stände mit den Schwerpunkten Lebensmittel und Gastronomie sollen auf der Fläche Platz finden und vor allem eines bieten: Vielfalt. „Wir werden fast die ganze Welt repräsentieren“, sagte Carmelo Bramanti vom Mercateo-Management.
Durch die durchgehende Fensterfront im Erdgeschoss öffnet sich die Markthalle hin zum Willy-Brandt-Platz. Auf dem Platz wird es auch eine Außengastronomie geben. „Es geht uns um ein Zusammenspiel von Einkauf und Erlebnis“, umschreibt Bramanti sein Konzept, das auch regelmäßige Events vorsieht. Die Markthalle in Essen wird das erste Projekt dieser Art sein, das Mercateo umsetzt.
Kosten für den Umbau sind explodiert
Schließlich wird das Familienunternehmen All-Dent ein zahnmedizinisches Zentrum im zweiten der insgesamt fünf Obergeschosse einrichten. Dieses soll täglich, auch an Wochenenden, geöffnet sein. All-Dent betreibt bereits zwölf solcher Zahnzentren.
Für den Rest der insgesamt 9500 Quadratmeter Büroflächen sucht Koerfer noch Mieter. Gluth zufolge gibt es bereits „fortgeschrittene Verhandlungen“ mit Interessenten. Die Lage direkt am Bahnhof sei gefragt. „Ich gehe davon aus, dass wir Ende des Jahres alles vermietet haben“, gab sich der Immobilienmanager zuversichtlich.
Der Umbau zum „Königshof“ startete Ende 2020 kurz nach dem Aus von Galeria Kaufhof. Mittlerweile ist das ehemalige Warenhaus komplett entkernt, die trutzigen Horten-Kacheln außen sind ab. Das Gebäude erhält eine neue Fassade in Natursteinoptik. Die bedruckten Elemente aus Aluminium wurden am Freitag ebenfalls erstmals öffentlich vorgestellt. Das Besondere im Inneren ist ein zentrales, überdachtes Atrium, das zusätzliches Tageslicht in die oberen Etagen bringt.
Im ersten Quartal 2024 soll der neue „Königshof“ fertig sein. Professor Daniel Koerfer sprach von einem „äußerst schwierigem Projekt“. Steigende Rohstoffpreise und Bauzinsen haben die Baukosten kräftig in die Höhe getrieben. Ursprünglich hatte die Koerfer-Gruppe 47 Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt. Mittlerweile geht das Unternehmen von etwa 65 Millionen Euro aus. Koerfer machte kein Hehl daraus, dass man einen Umbau in der derzeitigen Kostensituation nicht gestartet hätte. „Aber wir stoppen nicht. Wir wollen fertig werden.“