Essen-Bergerhausen. Johannes Stoll hat ein Buch über die Geschichte Bergerhausens geschrieben. Einige Bauern waren von schlimmen Schicksalsschlägen betroffen.

  • Ein neues Buch beleuchtet die Geschichte Bergerhausens.
  • Der Essener Stadtteil entstand aus sechs Großbauernhöfen.
  • Leserinnen und Leser erfahren interessante Details über das Leben auf dem Land.

Sein neues Buch über „Die Bauerschaft Bergerhausen“ hat Autor und Heimatforscher Johannes Stoll (74) jetzt auf dem Schürmannhof in Essen vorgestellt. Dem widmet der Rellinghauser nicht nur ein Kapitel des aktuellen Werks, sondern hat in der Vergangenheit bereits ein ganzes Buch darüber geschrieben. An das historische Material für seine neue Veröffentlichung kam Stoll durch einen glücklichen Zufall.

„Als ich 2020 mein Buch über den Schürmannhof geschrieben habe, lernte ich die Witwe von Helmut Feldhofer kennen, der ebenfalls ein historisches Werk über Bergerhausen plante“, erzählt Stoll. Feldhofer, der als Architekt bei Ruhrgas tätig war und in Bergerhausen unweit des Schürmannhofs lebte, wollte sein Buch „Essen-Bergerhausen aus der Vergangenheit in die Zukunft“ nennen. Das Vorhaben habe er nie realisiert, inzwischen sei er verstorben, so Stoll.

Nach der Schließung der Zeche Langenbrahm 1966 blieb die brachliegende Halde. Rechts davon sind die Reste des Kassiepenhofes zu erkennen.
Nach der Schließung der Zeche Langenbrahm 1966 blieb die brachliegende Halde. Rechts davon sind die Reste des Kassiepenhofes zu erkennen. © Amt für Geoinformationen | Stoll

Feldhofers Witwe habe ihm fünf prall gefüllte Ordner mit Bildern, Urkunden und anderen Schriftstücken überreicht. „Dazu wertvollste Jahrhunderte alte Pachturkunden der Rellinghauser Stiftsmühle im Original, die ich sofort dem Essener Stadtarchiv zur Restaurierung und Verwahrung übergeben habe“, schreibt der Autor im Vorwort zu seinem aktuellen Buch. Die rund 500 Jahre alten Urkunden zu einer der ältesten Wassermühlen der Stadt sind nun entsprechend aufgearbeitet und konserviert, in der Datenbank erfasst und können von den Bürgerinnen und Bürgern im Stadtarchiv eingesehen werden.

Ein Bild von Großbauer Hermann Pott im Anzug mit Krawatte.
Ein Bild von Großbauer Hermann Pott im Anzug mit Krawatte. © Hemut Feldhofer | Stoll

Der Inhalt der Ordner ließ Johannes Stoll keine Ruhe. „Das umfangreiche Material, das Feldhofer gesammelt hatte, musste unbedingt verarbeitet werden“, war sich Johannes Stoll angesichts der historischen Schätze sofort sicher. Bis daraus ein Buch wurde, waren noch viele Recherchen in Archiven notwendig, um zum Beispiel alte Verträge und Karten zu finden und so die bäuerliche Vergangenheit des Stadtteils abzubilden.

Buch über Essen-Bergerhausen beleuchtet die Stadtteil-Geschichte

Erstaunt war Stoll angesichts etlicher Bilder mit vornehm gekleideten Menschen. „Viele wirken darauf gar nicht wie schwer arbeitende Bauern“, sagt er. Die Kleidung lasse eher auf gut situierte Bürger schließen, die zu Geld gekommen waren. „Zum Teil hat später die Inflation das Vermögen vernichtet“, so Stoll.

Ein Buch zur Geschichte Bergerhausens zu schreiben, reizte den Heimatforscher, da es nur sehr wenige Veröffentlichungen über den damals noch ländlichen Stadtteil gebe. Außer einer Abiturarbeit aus dem Jahr 1914 mit Zeichnungen von Bergerhauser Bauernhäusern sei kaum etwas dazu zu finden.

Ein Jahr Arbeit hat der ehemalige Vorsitzende der Bürgerschaft Rellinghausen in den jetzt erschienenen Band gesteckt. „Bergerhausen ist im Grunde aus sechs Großbauernhöfen entstanden, dazu gab es noch ein paar kleinere, weniger bedeutende Höfe und Kotten“, hat Stolls Recherche ergeben.

Der Giebel des Hofes Schulte Stade in Bergerhausen, der 1975 abgerissen wurde.
Der Giebel des Hofes Schulte Stade in Bergerhausen, der 1975 abgerissen wurde. © Hans Spielkamp | Stoll

Er widmet den sechs Großhöfen jeweils ein eigenes Kapitel, beschreibt ihre Lage, Geschichte und Bedeutung, den Anbau, die Bewohner und erläutert auch, wann und warum die Landwirtschaft dort aufgegeben wurde. So erfährt der Leser Interessantes über den Kassiepenhof, Hof Pott, Schürmannhof, Hof Albert, Kersebaumhof und Hof Schulte Stade. „Davon existieren nur noch zwei, nämlich der Kersebaumhof und der Schürmannhof, in dem es seit 2009 Seniorenwohnungen gibt. Beide Höfe gehören Dieter Ochel“, erklärt Stoll.

Familienfotos erinnern an die früheren Bewohner des Stadtteils

Wichtig sind ihm die Geschichten der Menschen, die damals das Leben im Stadtteil prägten. Zahlreiche alte Familien- und Hochzeitsfotos, aber auch Bilder von den Gebäuden geben einen Einblick in das Leben der Bauernfamilien. Der Autor erinnert auch an tragische Ereignisse wie den Tod eines Bauernsohnes durch einen Reitunfall und die Auswanderung einer Bauernfamilie in die USA.

Hier kann man das Buch erwerben

Das Buch „Die Bauerschaft Bergerhausen“ umfasst 168 Seiten mit 101 Abbildungen. Es kostet 21 Euro und ist in einer Erstauflage von 160 Stück erschienen. Es wurde mit dem Heimatscheck des Landes NRW finanziell gefördert.

Es ist an folgenden Verkaufsstellen ab sofort erhältlich: Arbeiterwohlfahrt Bergerhausen, Weserstraße 82, Katholische öffentliche Bücherei St. Hubertus, Töpferstraße 55, Postshop Bergerhausen, Rellinghauser Straße 331, Poststelle Domeinski, Hellweg-Baumarkt, Frankenstraße 58, Tankstelle Goldmann, Frankenstraße 74.

Auch das „schreckliche Jahrhundert“ von 1580 bis 1680 rund um den Dreißigjährigen Krieg mit seinen kriegerischen Auseinandersetzungen, von denen auch die Bergerhauser betroffen waren, findet Erwähnung. Das letzte Kapitel „Bergerhausen heute“ widmet sich mit zahlreichen Bildern der aktuellen Situation in Bergerhausen, das sich vom ländlich geprägten Stadtteil zum beliebten Wohngebiet entwickelt hat.