Essen-Bergerhausen. Der Heimatforscher Johannes Stoll hat für einen Kalender historische Fotos zusammengestellt. So manches Bild dürfte die Bergerhauser überraschen.

Einen Kalender mit historischen Bildern aus Essen-Bergerhausen hat der Rellinghauser Heimatforscher Johannes P. Stoll erstellt. Die Sammlung beinhaltet eindrucksvolle Fotos, die vielen Bergerhausern bisher unbekannt sein dürften. Die Recherche zur Stadtteil-Geschichte gestaltete sich nicht so einfach.

„Das ist der erste Kalender dieser Art für Bergerhausen, ich bin jedenfalls auf keinen anderen gestoßen“, erklärt Johannes Stoll, der sich bei seiner Arbeit an einem Buch über den Bergerhauser Schürmannhof erstmals näher mit dem Stadtteil auseinandersetzte. Der Kalender solle aber nicht der letzte sein, denn bei der Suche nach aussagekräftigen Bildern habe er so viel Material gefunden, dass es weitere geben werde.

Der Stadtteil Essen-Bergerhausen war von der Landwirtschaft geprägt

Bis weit in die 1950er Jahre waren weite Teile Bergerhausens noch sehr ländlich geprägt. „Das hat die Suche nach Fotografien vergangener Tage schon ziemlich erschwert, denn als Motiv stand die Landwirtschaft nicht hoch im Kurs, für die Leute damals war sie zu alltäglich“, berichtet Johannes Stoll, viele Jahre Vorsitzender der BürgerschaftRellinghausen-Stadtwald, aber durchaus auch an der Geschichte der Nachbarstadtteile sehr interessiert.

Die Verkaufsstellen des Kalenders

Der Bergerhauser Kalender für 2022 ist mit einer Auflage von 200 Stück erschienen und kostet zehn Euro.

Er ist an folgenden Verkaufsstellen ab sofort erhältlich: Arbeiterwohlfahrt Bergerhausen, Weserstraße 82, Katholische öffentliche Bücherei St. Hubertus, Töpferstraße 55, Postshop Bergerhausen, Rellinghauser Straße 331, Poststelle Domeinski, Hellweg-Baumarkt, Frankenstraße 58, Tankstelle Goldmann, Frankenstraße 74.

Die Bauerschaft Bergerhausen wurde dominiert von wenigen Großbauern, die es sich erlauben konnten, sich, ihre Höfe und ihre Familie ablichten zu lassen. „Das war vermutlich nicht gerade ein billiges Unterfangen“, so Stoll. An Handwerk und Industrie, die sich auch für Fotomotive eignen, waren bis zur Eingemeindung Bergerhausens nach Essen zum 1. April 1910 nur wenige Betriebe vorhanden.

Die Bergerhauser Produktionsstätten lagen vor allem an der Ruhr

So habe es eine Ziegelproduktion auf dem Ahrfeld im Bereich der heutigen Töpferstraße gegeben. Ein sogenannter Pannschopp (Pfannenladen), wo es Dachziegel und Blumentöpfe aus Ton zu kaufen gab, habe dort ebenfalls existiert. Die relativ kleine Zeche Ludwig lag an der Straße von Rellinghausen nach Essen, Produktionsstätten konzentrierten sich laut Johannes Stoll an der Ruhr.

Schäfer Schröer war mit seiner Herde Richtung Ruhr unterwegs. Das Bild entstand 1937.  
Schäfer Schröer war mit seiner Herde Richtung Ruhr unterwegs. Das Bild entstand 1937.   © Fotoarchiv Ruhrmuseum | Peter Kleu

Das hatte praktische Gründe. Der zu Bergerhausen gehörende Teil der Spillenburg bot mit dem Fließgewässer die Voraussetzung für eine Fabrikation. Windenergie war laut Stoll seit Jahrhunderten bekannt, der Windmühlenbau war allerdings auf Essener Boden eher selten. Wasserkraft hingegen sei maximal genutzt worden. „Die zahlreichen Mühlen an Ruhr und Rellinghauser Mühlenbach boten nicht nur Fotomotive, sondern animierten auch die Gilde der Maler.“

Auf einer Vermessungskarte von 1803 seien Gebäude verzeichnet, die es längst nicht mehr gebe. Über die am Bergerhauser Mühlenbach gelegene Pulvermühle, den Schleifkotten sowie die Bilbering-Mühle, wenige Schritte neben dem Hof Schulte-Staade gelegen, sei heute wenig bekannt. Fotos habe davon habe er nicht gefunden, bedauert der Heimatforscher. Fündig wurde er dennoch zum Thema Bergerhausen: beim Ruhrverband, dem Ruhrmuseum, dem Bergbaumuseum Rotthausen, bei Mathilde Beitzen, Autorin historischer Bücher, der Stadt, dem Essener Haus der Geschichte und den Vereinen der Essener Geschichts-AG. So habe sich am Ende eine interessante Mischung an Fotos ergeben.

Heimatforscher Johannes Stoll hat sich mit der Geschichte Bergerhausens beschäftigt und einen Kalender erstellt.
Heimatforscher Johannes Stoll hat sich mit der Geschichte Bergerhausens beschäftigt und einen Kalender erstellt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Auch der Bergerhauser Thorsten Born habe so viel Fotomaterial geliefert, dass es für weitere Kalender reiche. „Für den aktuellen Kalender habe ich ältere und neuere Aufnahmen, Bekanntes und weniger Bekanntes zusammengestellt“, sagt Stoll. Auch für Eisenbahnfreunde sei etwas dabei.

Längere Texte dienen der Einordnung

Aus Gründen der besseren Identifizierung der Fotoaufnahmen habe er die Unterzeile erweitert zu einem kleinen Textblock, eine Übersichtsskizze helfe jeweils bei der geografischen Einordnung. Bei der Gestaltung des Kalenders wurde Stoll vom Grafiker Manfred Arnsmann unterstützt, der auch schon bei zahlreichen Publikationen der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald mit im Boot war.

Besonders beeindruckt hat Johannes Stoll das Bild vom Seifenkistenrennen auf der Ruhrallee, das damals offenbar hunderte von Zuschauern anlockte, zu dem sich aber trotz intensiver Recherche keine weiteren Informationen finden ließen. Das Bild, vom Fotoarchiv des Ruhrmuseums zur Verfügung gestellt, ist das jüngste im Kalender.